Trump unter Druck: Strategie gegen Harris vor US-Wahl könnte nach hinten losgehen

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Vizepräsidentin und Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, Kamala Harris, bei einem Auftritt im Juli 2024. © IMAGO/Kyle Mazza / NurPhoto

Trump kramt im US-Wahlkampf gegen Harris eine seiner alten Strategien wieder aus. Damit will er schwarze Wähler gewinnen – doch der Plan könnte das Gegenteil bewirken.

Washington – Die US-Vizepräsidentin Kamala Harris sicherte sich am Samstag (3. August) in einer Partei-Abstimmung offiziell die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten. Für den Ex-Präsidenten Donald Trump ist die neue Personalie eine Herausforderung, sein Vorsprung in Umfragen zur US-Wahl ging zuletzt deutlich zurück. Das Momentum in den USA ist spürbar. Eine kürzlich wieder aufgewärmte Wahlkampfstrategie des Republikaners könnte nach hinten losgehen.

US-Wahl: Donald Trump zweifelt an afroamerikanischer Identität von Kamala Harris

Der republikanische Kandidat für die Vizepräsidentschaft, JD Vance, gab unlängst zu, Kamala Harris‘ Kandidatur sei ein politischer „Tiefschlag“ für Trumps Wahlkampf. Das lässt sich auch an Zahlen ablesen: Der Republikaner erhielt im Juli deutlich weniger Wahlkampfspenden als seine demokratische Herausforderin. Noch hat Trump offenbar keine klare Linie gefunden, wie er Harris bekämpfen will. Bei einer Veranstaltung in Chicago am vergangenen Mittwoch (31. Juli) versuchte er es aber mit einer eilig zusammengeschusterten Wahlkampfstrategie.

Harris habe sich immer als indisch beschrieben, doch „dann machte sie plötzlich eine Kehrtwende und wurde eine Schwarze“, sagte Trump bei dem Event. Dadurch wolle sich die Demokratin politische Vorteile verschaffen. „Ich wusste nicht, dass sie schwarz ist“, bis sie vor einigen Jahren „schwarz wurde“, fuhr Trump fort. Harris kommentierte Trumps Aussagen im Anschluss als Versuch, die Spaltungen im Land anzuheizen. „Das amerikanische Volk verdient Besseres“, sagte sie. „Wir verdienen einen Anführer, der begreift, dass unsere Unterschiede uns nicht trennen, dass sie eine wesentliche Quelle unserer Stärke sind.“ Die 59-Jährige ist die erste Vizepräsidentin in der Geschichte der USA mit afroamerikanischer und asiatischstämmiger Herkunft.

Trumps Strategie im US-Wahlkampf: Herkunftsdebatte wird „nach hinten losgehen“

Trumps Fokussierung auf die Herkunft von Kamala Harris ist aus Sicht von Michael Tesler, Professor an der Universität von California, der Versuch „den großen Teil der afroamerikanischen Wähler anzusprechen, die Harris in den ersten drei Jahren ihrer Vizepräsidentschaft nicht als ausreichend unterstützend für die Interessen der Schwarzen wahrgenommen haben“, wie der Experte Newsweek sagte. Mit Erfolg sei diese Strategie aus seiner Sicht aber wohl nicht gekrönt: „Die Art und Weise, wie er es gemacht hat, war so ungeschickt, dass es bei allen Zuschauern mit ziemlicher Sicherheit nach hinten losgehen wird“, so Tesler.

Es ist nicht das erste Mal, dass der Republikaner versucht, die Herkunft eines Kandidaten in Zweifel zu ziehen. Bei Barack Obama stellte Trump infrage, ob er tatsächlich in den USA geboren wurde. Obama konterte unter anderem mit der Veröffentlichung seiner Geburtsurkunde – und gewann am Ende im Jahr 2008 die Wahl zum US-Präsidenten. „Trumps rassistische Angriffe auf Harris werden [schwarze Wähler] wahrscheinlich für [die Demokratin] gewinnen“, kommentierte Tesler weiter. „Und die meisten weißen Amerikaner wollen nicht als Rassisten angesehen werden.“ Deshalb sei dies „keine effektive Strategie.“ Wie eine CNN-Umfrage vom 22. bis 23. Juli 2024 ergab, würden 78 Prozent der schwarzen Wähler und Wählerinnen in den USA derzeit für Harris stimmen und nur 15 Prozent für Trump.

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