Taliban verbieten Schach in Afghanistan – und sorgen damit für ein Dilemma

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Obwohl Schach in Afghanistan beliebt ist, entschieden sich die Taliban, das Spiel zu verbieten. Was bei Verstößen droht, ist unbekannt.

Kabul – Die Taliban in Afghanistan haben ein landesweites Verbot des Schachspiels verhängt. Die Terrororganisation begründet dies damit, dass das Spiel zu einem Mittel für Glücksspiele geworden sei – die nach den strengen moralischen Gesetzen der Taliban verboten sind. Wie France 24 berichtet, wird befürchtet, dass beim Schach Wetten abgeschlossen werden.

„Schach wird in Afghanistan ausgesetzt, bis religiöse Fragen geklärt sind“, erklärte Taliban-Sprecher Atal Mashwani. Welche Fragen das genau sind, wurde bislang nicht erläutert. Laut Le Monde äußerte sich Mashwani nicht zu möglichen Strafen bei Verstößen. Viele Afghaninnen und Afghanen sind daher unsicher, welche Folgen sie befürchten müssen, wenn sie trotz Verbot weiterspielen.

Schach-Verbot von Taliban stößt auf Unverständnis – „Muslimische Länder auf internationalem Niveau“

Azizullah Gulzada, ein 46-jähriger Cafébesitzer in Kabul, will das Verbot in seinem Lokal umsetzen – obwohl er die religiösen Argumente der Taliban nicht versteht. „Viele muslimische Länder haben Spieler auf internationalem Niveau, die an internationalen Turnieren teilnehmen“, sagte Gulzada laut Le Parisien. In seinem Café hätten sich Jugendliche regelmäßig zum Schachspiel getroffen, ohne zu wetten. Das Verbot nehme Jugendlichen eine harmlose Freizeitbeschäftigung.

Die Taliban-Regierung in Afghanistan hat ein landesweites Verbot des Schachspiels verhängt.
Die Taliban-Regierung in Afghanistan hat ein landesweites Verbot des Schachspiels verhängt. © IMAGO

In Afghanistan ist Schach ein beliebtes Spiel, das Menschen aller Altersgruppen als geistige Herausforderung und gemeinschaftliches Erlebnis schätzen. Das Verbot betrifft nicht nur Spielerinnen und Spieler, sondern auch Einrichtungen wie Gulzadas Café, das ein Treffpunkt für die Schachszene vor Ort war. Viele fragen sich, ob selbst zwanglose Partien unter Bekannten oder in der Familie künftig verboten sind.

Verbot von Taliban stellt Afghanen vor Dilemma

Cafébesitzer wie Gulzada müssen künftig zwischen den Interessen ihrer Kundschaft und den Vorgaben der Behörden abwägen. Seine Entscheidung, das Verbot trotz persönlicher Zweifel durchzusetzen, zeigt beispielhaft das Dilemma vieler Afghaninnen und Afghanen, die das Spiel schätzen, aber den Anordnungen der Taliban folgen müssen. Die Zukunft des Schachspiels in Afghanistan hängt davon ab, ob und wann die Taliban ihre religiösen Bedenken konkretisieren. Bis dahin bleibt das Verbot bestehen – und mit ihm der Verlust eines kulturellen Bestandteils im afghanischen Alltag.

Seit der Machtübernahme der Taliban im August 2021 hat sich die Lage in Afghanistan drastisch verändert. Die islamistische Terrororganisation schränken Grundrechte stark ein, besonders für Frauen und Mädchen. Ein Beispiel ist das 2024 eingeführte „Tugend“-Gesetz, das Frauen strenge Verhaltensregeln auferlegt. (Redaktion)

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