Auf der Esterbergalm hat eine Gruppe junger Burschen statt des Maibaums eine Schneefangstange geklaut. Derweil stellten die Hammersbacher bereits am Sonntag Deutschlands höchstgelegenen auf. Und am Donnerstag müssen die Mitglieder des Maibaumvereins gleich wieder ran – diesmal zu Hause in Hammersbach.
2:30 Uhr, finstere Nacht, mitten im Estergebirge. Eine Handvoll junger Burschen aus Krün hat eine Mission: „An Schweb sei Maibaum muss krampfelt werden.“ Auf leisen Jeep-Reifen sind sie in den frühen Morgenstunden des Dienstags angedüst. Vor der Tenne der Esterbergalm liegt ein 20 Meter langer Stamm. „Das muss er sein“, denken sich die Isartaler. Hänger in Position, rauf mit dem Stangerl, rein in den Jeep. Bei den kurvigen Abschnitten der Forststraße Richtung Krün helfen die Männer dann händisch nach. Ein Mordstrumm. Nach einiger Zeit ist es vollbracht: Der Maibaum ist erfolgreich gestohlen – glauben sie jedenfalls. Doch handelt es sich nicht etwa um das Prachtexemplar, das Hüttenwirt Pascal Schöttel an diesem Donnerstag aufstellen lassen will – sondern um eine seiner Schneefangstangen.
Am frühen Dienstagmorgen bekommt Schöttel aus dem Lachen gar nicht mehr heraus. Seine List ist geglückt. Schon seit geraumer Zeit hat sein Stammtisch darüber gewitzelt, dass er schon noch schauen wird, ob er wirklich am 1. Mai wieder einen Maibaum auf seiner Esterbergalm aufstellen wird. Seit Jahren war dies nicht mehr passiert – unter Schöttels Vorgänger, dem Wirt Toni Simon, war zuletzt ein Stamm in die Höhe gehievt worden. Nun wollte Schöttel, der die Alm zusammen mit seiner Lisa seit zwei Jahren bewirtschaftet, den Brauch wieder aufleben lassen – auf 1262 Metern Höhe. Doch die Krüner Spezl hatten im Hintergrund bereits einen Plan ausgeheckt, um für sich von ihrem Kumpanen am Maitag eine gewaschene Auslöse zu verschaffen.
Wirt riecht die Lunte und trifft „Vorkehrungen“
Doch der Wirt roch die Lunte. Wann sie zuschlagen würden, darüber konnte er nur spekulieren. Deshalb hatte er „gewisse Vorkehrungen“ getroffen: Er legte einfach eine seiner Schneefangstangen vor die Tenne. Den „echten“ Maibaum hängte er sich in den Stadl – mit stolzen 25 Metern. Fünf Meter länger als das nun „gestohlene“ Stangerl, das im Winter eigentlich verhindern soll, dass Schnee vom Dach rutscht.
Nun steht also dem Aufstellen an diesem Donnerstag nichts mehr im Weg. Diese Aufgabe übernehmen ab 13 Uhr die Farchanter Fingerhakler, begleitet von den Klängen der Partenkirchner Plattlermusi. Ein paar Maß Bier und das ein oder andere Gegrillte – wenn auch für vergebliche Mühen – dürfen die Maibaumkrampfler sich trotzdem erhoffen. „Es wär halt nett, wenn ich die Schneefangstange wiederkriegen könnte. Am besten vorm nächsten Winter“, sagt Schöttel lachend.
Auf der Zugspitze ist Deutschlands höchster Maibaum aufgestellt worden
Ein erneuter Maibaumklau konnte diesmal auf der Zugspitze verhindert werden. Zum vierten Mal nach 1996, 2004 und 2009 hatte sich die Bayerische Zugspitzbahn (BZB) das Stangerl zuletzt im Jahr 2023 klauen lassen – damals erfolgreich. Deshalb wurde er heuer besonders gut versteckt. Wo und wie? Geheim.
Bereits am Sonntag konnten 34 Mitglieder des Hammersbacher Maibaumvereins unter der Federführung ihres Vorsitzenden Nikolaus Grasegger ihren Maibaum aufstellen – bereits zum fünften Mal im Auftrag der BZB. Neben der Terrasse des Gletscherrestaurants Sonnalpin auf dem Zugspitzplatt (2600 Meter) thront nun ein 18 Meter hoher Stamm. Klein, aber fein – denn ein längerer Baum ließe sich auf 2600 Meter Höhe kaum transportieren. Ebenfalls mit dabei: der neue BZB-Vorstand Anton Huber, der selbst Hand anlegte und den Hammersbachern von der ersten Minute an tatkräftig zur Seite stand.
Blitz schlug in Baum ein
Erstmals entstand an dieser Stelle im Jahr 1996 ein Baum mit weiß-blauem Anstrich. Das letzte Exemplar, das 2023 vom Maibaumverein errichtet wurde, hätte eigentlich noch länger Bestand haben sollen. „Im vergangenen Sommer schlug aber ein Blitz in den Baum ein und spaltete ihn“, berichtet Grasegger. Die diesjährige Aufstellung war daher außerplanmäßig – und für die Männer des Vereins eine zusätzliche Herausforderung, steht doch am 1. Mai in Hammersbach die eigene Aufstellung eines 35-Meter-Baums mit großem Rahmenprogramm bevor.
Nach gut einer Stunde Arbeit stand der geschmückte Baum schließlich zur Mittagszeit. Für beste Stimmung sorgte die Musi mit Hannes und Lorenz Mittermaier, Hansi Steinbrecher, Beni Eitzenberger und Klaus Pimiskern – sowohl auf der Terrasse als auch auf der Heimfahrt. Auch Altbürgermeister Andreas Hildebrandt und Pfarrer Josef Konitzer ließen es sich nicht nehmen, der Feierlichkeit beizuwohnen. Letzterer spendete dem Baum nach der Aufstellung noch den kirchlichen Segen.
Das Wichtigste: Egal ob Esterberg oder Zugspitze, alle sind wieder heil ins Tal gekommen.
Termine
An der Esterbergalm wird der Maibaum am Donnerstag, 1. Mai, ab 13 Uhr von den Farchanter Fingerhaklern aufgestellt. Musikalisch umrahmt wird das Fest von der Partenkirchner Plattlermusi. Ab 10 Uhr laden die Wirte bereits zum Frühschoppen ein. In Hammersbach findet am gleichen Tag ab 10 Uhr das Maifest samt Baumaufstellen am Berghotel Hammersbach statt. Zum Frühschoppen spielt die Groanara 6er Musi auf, ab 15 Uhr die D‘Noaglazuzla.