Der Ukraine-Krieg kommt Putin teuer zu stehen – und das in vielfacher Hinsicht. Um Kosten zu sparen, greift der Kreml offenbar auch zu unmoralischen Methoden.
Moskau – Der Ukraine-Krieg ist für Wladimir Putin eine kostspielige Angelegenheit, und das nicht nur weil die zahlreichen Sanktionen infolge der Ukraine-Invasion Russland von internationalen Märkten isolierten. Auch Kriegsgerät und logistische Anliegen belasten die Kriegskasse des Kreml, ebenso wie Personalausgaben. Gerade letztere sind wegen Putins „Fleischwolf“-Taktik im Abnutzungskrieg gegen die Ukraine ein gravierender Kostenfaktor. Um seine Personalausgaben im Ukraine-Krieg zu senken, schreckt der Kreml jedoch offenbar selbst vor höchst zweifelhaften Methoden nicht zurück.
Kreml hat Entschädigungen für Soldaten und Hinterbliebene im Kriegsverlauf bereits deutlich gesenkt
In der Frühphase des Ukraine-Kriegs waren Putins Soldaten vom Kreml noch hohe Kompensationszahlungen für ihre Einsätze an der Front versprochen worden, sollten diese wegen zu schwerer Verletzungen aus dem Dienst ausscheiden. Für den Fall, dass Soldaten an der Front ums Leben kommen, richten sich jene Kompensationszahlungen an die Familien der Betroffenen. Zwar richtet sich die Höhe der Vertragsprämien mitunter auch nach Herkunftsort-, beziehungsweise -region der jeweiligen Soldaten, doch mittlerweile wird deutlich, dass diese offenbar flächendeckend markant gesunken sind. Ein Grund dafür ist, dass mehr als die Hälfte der russischen Regionen gegenwärtig vor schwerwiegenden finanziellen Problemen stehen.
Informationen der ukrainischen Nichtregierungsorganisation National Interests Advocacy Network (ANTS) zufolge verbuchten finanziell gebeutelte russische Regionen von Januar bis September des anhaltenden Kalenderjahres ein finanzielles Defizit von insgesamt 169,2 Milliarden Rubel (ca. 1,9 Milliarden Euro). Besonders schwer seien die Oblaste Nischni Nowgorod, Nowosibirsk und Tjumen von dieser Entwicklung betroffen. Die Folgen dessen werden für Soldaten, die für Russland an den zahlreichen Fronten in der Ukraine kämpfen, deutlich spürbar.
Für Sparmaßnahmen im Ukraine-Krieg nutzt Putin offenbar eine juristische Hintertür
Erhielten etwa Soldaten aus Nischni Nowgorod, die sich zum Einsatz im Ukraine-Krieg verpflichteten, vor gut einem Jahr (November 2024) noch knapp drei Millionen Rubel (ca. 33.000 Euro), sank ihre Vertragsprämie inzwischen um rund die Hälfte: inzwischen bekommen sie lediglich 1,5 Milliarden Rubel (ca. 16.000 Euro). In Samara sank die Vertragsprämie von 3,6 Millionen Rubel (ca. 39.000 Euro) auf nur noch 400.000 Rubel (ca. 4400 Euro). Ein Bild, das sich auch in anderen russischen Regionen gegenwärtig abzeichnet, wie etwa in Chakassien: Dort wurden die Entschädigungen für Angehörige von getöteten Soldaten laut Berichten nicht nur von 1,1 Millionen Rubel (12.200 Euro) auf nur noch 100.000 Rubel (ca. 1100 Euro) gekürzt
Doch der Kreml spart hinsichtlich seiner Personalkosten im Ukraine-Krieg offenbar nicht nur, indem er Vertragsprämien für seine Soldaten senkt. Auch nutzt Putin offenbar eine juristische Hintertür, um Hinterbliebene von mutmaßlich getöteten Soldaten um Entschädigungszahlungen zu bringen. So seien Mediazona zufolge aktuell über 90.000 Anträge vor russischen Gerichten offen, um Soldaten als im Krieg gefallen anerkennen zu lassen.
Jene juristische Anerkennung zum Tod von Soldaten vor Gericht inklusive Ausstellung einer Todesurkunde ist jedoch notwendig, damit Hinterbliebene die vom Kreml ursprünglich versprochenen Entschädigungen auch beanspruchen können. Doch wie die Bild-Zeitung unter Berufung auf den ukrainischen Geheimdienst berichtet, will dieser mittels abgehörter Telefonate erfahren haben, dass Russland den Tod zahlreicher gefallener Soldaten verschleiere, indem sie offiziell lediglich als vermisst gemeldet werden. Unabhängig überprüfen lassen sich jene Vorwürfe jedoch nicht. (Quellen: National Interests Advocacy Network, Mediazona, Bild) (fh)