Zweimal pro Jahr zum Amt - Lebensnachweis-Routine zermürbt turkmenische Rentner – Bürokratieirrsinn für 26,50 Euro
In Turkmenistan müssen Rentner seit 2018 alle sechs Monate nachweisen, dass sie noch am Leben sind, um ihre Renten zu erhalten. Der bürokratische Prozess ist kompliziert und ändert sich ständig, was zu Verwirrung und Frustration führt.
Die Mindestrente in dem zentralasiatischen Staat beträgt 550 Manat, umgerechnet 151 Euro. Allerdings berichtet Radio Liberty, dass die tatsächliche Kaufkraft eher 26,50 Euro entspricht. Das liegt weit unter der deutschen Durchschnittsrente.
Ein Arzt, drei Ämter und das alles in der korrekten Reihenfolge
Für diesen Betrag müssen die Senioren einiges über sich ergehen lassen: Eine Bewohnerin der 100.000-Einwohner-Stadt Balkanabat beschreibt die Odyssee ihrer 70-jährige Mutter gegenüber dem Radiosender. Die Rentnerin musste drei Behörden aufsuchen, nachdem sie ihren Hausarzt nicht erreichen konnte, um ihre Rentenzahlungen wieder freizugeben.
Radio Liberty berichtet weiter, dass das Ziel dieser Maßnahme darin besteht, zu verhindern, dass Angehörige verstorbener Rentner deren Pensionen abheben. Doch die ständige Änderung des Prozesses, ohne die Bürger zu informieren, erschwert den Ruheständlern das Leben erheblich. Außerdem berichtet der Radiosender, dass dabei eine strenge Reihenfolge eingehalten werden muss.
Renter müssen auch in Deutschland in Einzelfällen ihr Leben beweisen
Eine solche Regelung wäre in Deutschland undenkbar. Allerdings können Verwechslungen oder Behördenfehler auch deutsche Rentner in die missliche Lage bringen, ihre Existenz gegenüber Banken oder Behörden beweisen zu müssen. Das kommt hier und anderswo immer wieder vor:
- Ein 71-Jähriger aus Bocholt trägt den gleichen Namen wie ein Verstorbener. Plötzlich galt er als tot und musste beim Standesamt vorstellig werden.
- Ein Berliner Rentner erfuhr mit 83 Jahren von seiner Bank , dass er angeblich hoch verschuldet verstorben sein sollte. Er konnte den Fehler beim Einwohnermeldeamt korrigieren lassen.
- Die ehemalige Lehrerin Eileen aus Großbritannien wurde ganze vier Mal für Tod erklärt. Grund dafür ist die regelmäßige Abgleichung der Daten in dem Land und ein Fehler im Sterberegister.
Deutschland zahlte jahrelang Rente an Verstorbene
Im Normalfall ist die Rentenzahlung in Deutschland allerdings genau umgekehrt geregelt. Laut Auswärtigem Amt haben die Nachkommen die Pflicht, das zuständige Standesamt über den Tod ihres Verwandten zu informieren. Die Lebenspartner der Verstorbenen erhalten über drei Monate die vollen Zahlungen aus dessen Rentenversicherung.
DAs System führte in der Vergangenheit zu hohen Zahlungen an bereits Verstorbene. Im Jahr 2015 überwiesen die Rentenversicherungen in rund 140.000 Fällen insgesamt rund 109 Millionen Euro an Tote.