Bewegende Geschichte aus Hamburg - Plötzlicher Herzinfarkt beim Joggen - Malte (41) kämpft sich ins Leben zurück

An das, was geschah, kann sich Claussen heute nicht mehr erinnern – beim Laufen erleidet er einen Herzinfarkt.

Das Leben von Malte hätte an diesem Morgen an der Außenalster zu Ende sein können. Aus heiterem Himmel verstopft eine Arterie in seinem Herzen – warum, das weiß der eigentlich kerngesunde 41-Jährige bis heute nicht. Am Restaurant „Cliff“ in Harvestehude sackt er plötzlich zu Boden.

Mehrere Tage liegt Malte auf der Intensivstation

Malte Claussen hat großes Glück: Vier Passanten eilen zur Hilfe, rufen einen Notarzt. Mehrere Tage liegt der junge Mann auf der Intensivstation. Einen Herzschrittmacher braucht er nicht, dafür wird ihm ein Implantat, ein sogenannter Stent, ins Herz gesetzt. Nach anderthalb Wochen holen ihn seine Frau und seine zwei Kinder (fünf und sieben Jahre alt) aus dem Krankenhaus ab. Die beiden Jungs freuen sich, ihren Papa wiederzusehen – dass er beinahe nicht mehr da gewesen wäre, das verstehen sie noch nicht.

Malte geht sofort in die Reha, ihm geht es schnell besser. Der Managementberater kann nach zwei Monaten schon wieder arbeiten – mittlerweile, nach sechs Monaten, sind sogar schon wieder Sporteinheiten drin. Nur ein paar Tabletten muss er noch schlucken. Dass so viel Normalität schon wieder möglich sei, habe er den helfenden Passanten zu verdanken, sagt er.

„Die nächsten 40 Jahre erlebe ich dank meiner Ersthelfer“

„Ich habe das große Glück, dass meine Ersthelfer Kontakt zum Krankenhaus aufgenommen haben und ich deshalb mit ihnen sprechen konnte“, sagt Malte, der durch die Schilderungen seiner Retter erst erfuhr, was an dem Sommermorgen überhaupt passiert war. „Meine ersten 40 Jahre habe ich dank meiner Eltern erlebt und die nächsten 40 Jahre erlebe ich dank meiner Ersthelfer.“ Der erste Passant habe sofort mit der Herzdruckmassage begonnen, eine Frau den Notruf abgesetzt, ein dritter Passant habe ihn stabilisiert und der vierte den Verkehr um ihn herum koordiniert.

Beherztes Eingreifen der Passanten rettete Malte Leben

Ein beherztes Einschreiten, das genau richtig war. „Jede Hilfe ist erst mal positiv“, sagt Godo Savinsky. Er ist „Ärztlicher Leiter Rettungsdienst“ bei der Feuerwehr Hamburg. „Es gibt auch nichts, für das man hinterher als Laie belangt wird“, so Savinsky weiter.

Doch wie helfe ich in einer solchen Notsituation am besten? Es gebe eine ganz einfache Merkhilfe für die Erste Hilfe, sagt Godo Savinsky: Prüfen, rufen, drücken. „1. Hat jemand einen Herz-Kreislauf-Stillstand? Ist die Person wirklich leblos? 2. Hilfe holen. Jemandem sagen: ,Rufen Sie 112 an!‘ 3. Schnellstmöglich anfangen mit der Wiederbelebung. 100 bis 120 Mal pro Minute auf den Brustkorb drücken. So die Zeit überbrücken, bis der Rettungsdienst kommt.“

Godo Savinsky wünscht sich verpflichtenden Reanimationsunterricht an Schulen. Feuerwehr Hamburg

Fehlendes Wissen sei einer der Gründe, warum sich viele nicht trauten, einzuschreiten, so der Experte. „Man muss für den Führerschein einen Kurs besuchen, und das war’s dann oft. In Hamburg haben wir das Thema nicht verpflichtend in der Schule, um bei den Jüngsten die Basics zu trainieren: das Erkennen und die Wiederbelebung. In anderen europäischen Staaten lernen Sie in der 7. Klasse Herzdruckmassage und professionell Hilfe zu holen. Die Zahlen belegen: Das wirkt sich positiv aus.“

In Deutschland würden so zum Beispiel nur rund 40 Prozent Erste Hilfe leisten – in Skandinavien sind es 80 Prozent. „Dort greifen die Leute früher und häufiger ein, weil sie gut vorbereitet sind“, erklärt Godo Savinsky.

Seit dem Herzinfarkt achte Malte mehr darauf, was ihm nachhaltig gut tue, genieße die Zeit mit seiner Familie noch einmal anders. „Wenn mich mein Sohn fragt, ob er mit mir Fußball spielen kann, dann werde ich dafür jetzt immer Zeit finden. Denn ich weiß, dass alles ganz schnell vorbei sein kann.“