VW streicht massiv Stellen und Privilegien von Managern - „nicht mehr wettbewerbsfähig“

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Elektroauto-Produktion bei VW in Zwickau: Das Management plant einen umfangreichen Stellenabbau. © picture alliance/dpa

VW ist in der Krise und sieht sich gezwungen, Jobs zu reduzieren. Der Markenchef hält den Stellenabbau in Wolfsburg aufgrund der Kostensituation für alternativlos.

Wolfsburg/München - Volkswagen dämmert, dass der Konzern in der jüngeren Vergangenheit offenbar über seine finanziellen Verhältnisse gelebt hat. Angesichts der - im Vergleich zu Wettbewerbern - mangelhaften Rendite bei der Kernmarke wollen die Wolfsburger Kosten einsparen. Bei einem Treffen mit Vertretern der IG Metall hat Markenchef Thomas Schäfer den bedrohlichen Ernst der Lage erörtert.

Der VW-Manager schilderte vor rund 2000 Personen den Sparzwang von Europas größtem Autohersteller und kündigte an, dass aufgrund der globalen Entwicklungen große Einschnitte bei der Belegschaft anstehen. „Die Situation ist sehr kritisch. Viele Märkte sind massiv unter Druck, unsere Auftragseingänge, besonders bei den Elektroautos, liegen unter unseren ambitionierten Erwartungen“, erklärte der Chef der Marke Volkswagen Pkw.

VW in der Krise: Stellenabbau unausweichlich - Personalvorstand erklärt Pläne

Bei dem Gesprächstermin erklärte der 53-Jährige, dass sein Unternehmen „mit vielen unserer bisherigen Strukturen, Prozesse und hohen Kosten als Marke VW nicht mehr wettbewerbsfähig“ sei. Die Lage auf dem Weltmarkt zwinge den Konzern, an „kritische Themen“ ranzumüssen und dazu gehöre auch das Personal. Ein Stellenabbau bei VW ist unausweichlich, die Maßnahmen sollen jedoch nicht nur durch die Instrumente Ruhestand und Altersteilzeit aufgefangen werden.

Volkswagen wolle jedoch hauptsächlich „die demografische Kurve“ nutzen: Dass in den kommenden Jahren viele Angestellte altersbedingt ausscheiden, müsse Volkswagen „konsequent als Vorteil begreifen“ und „Altersteilzeit und Ruhestandsregelungen in den kommenden Jahren maximal nutzen“, führte VW-Personalvorstand Gunnar Kilian gegenüber den Vertrauensleuten der IG Metall aus. „Wir müssen dazu kommen, an vielen Ecken mit weniger Leuten auszukommen.“ Eine pauschale Zahl an Mitarbeitenden, die den Autobauer verlassen sollen, wurde nicht genannt. Berichten zufolge sollen hauptsächlich im sogenannten „indirekten Bereich“ zahlreiche Jobs wegfallen.

Volkswagen will 10 Milliarden Euro sparen - auch über andere Maßnahmen

VW plant ein milliardenschweres Effizienzprogramm für die Kernmarke Volkswagen Pkw. Bis 2026 sollen so zehn Milliarden Euro an Einsparungen gelingen und die Umsatzrendite der Marke von zuletzt 3,4 auf 6,5 Prozent angehoben werden. Zunächst hatte VW einen Einstellungsstopp für wichtige Standorte verhängt, das alleine reicht laut Kilian jedoch bei weitem nicht. Es gehe letztlich nicht nur um Einschnitte bei der Belegschaft inklusive Stellenabbau: „Der Großteil der 10 Milliarden in der Marke VW wird über andere Maßnahmen erbracht.“

Über die Ausgestaltung wird seit Oktober mit dem Betriebsrat verhandelt. „Alle notwendigen Maßnahmen liegen auf dem Tisch“, sagte CEO Schäfer. „Jetzt müssen wir die Eckpunkte der Vereinbarung gemeinsam mit der Arbeitnehmerseite bis Jahresende unter Dach und Fach bringen.“ Auch Outsourcing gilt in der Volkswagen-Krise als strategische Maßnahme zur Kostenreduzierung.

VW passt Urlaubsregelung für Manager und leitende Angestellte an

Derweil passt VW die Urlaubsregelungen für Mitglieder des Managements an die von Tarifbeschäftigten an. Bislang galt die Regel, dass Manager ihren Jahresurlaub nicht wie andere VW-Beschäftigte im selben Jahr nehmen müssen. Stattdessen konnten sie ihn bis zu einem späteren Zeitpunkt unbegrenzt aufsparen. Damit ist 2024 Schluss, wie zunächst der Spiegel berichtete. Laut einer VW-Sprecherin gehe es hierbei auch um eine Vereinheitlichung von Prozessen im Personalbereich.

Nach den neuen Vorgaben ist in den Management-Kreisen einschließlich der leitenden Angestellten der Jahresurlaub nun ebenfalls innerhalb des Kalenderjahres zu nehmen. „Im Fall einer Übertragung auf das Folgejahr kann der noch bestehende Urlaubsanspruch ohne Antrag maximal bis zum 31. März des Folgejahres entnommen werden“, so die Sprecherin. (PF mit Material von dpa und AFP)

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