Trump-Crash: Nur die Wall Street kann den Präsidenten jetzt noch stoppen
Der vom US-Präsidenten entfesselte Zollkrieg treibt die Preise und Zinsen in den USA. Die Aktionäre ergreifen die Flucht. Ein Kommentar von Georg Anastasiadis.
Trump liebt Zölle – aber noch mehr liebt er es, von der Wall Street geliebt zu werden. Mit nichts brüstet sich der Business-Mann im Präsidentenamt lieber als mit steigenden Aktienkursen. Der Narzisst im Weißen Haus muss es als persönliche Schmach nehmen, dass die von ihm umworbenen Anleger gerade in Scharen Reißaus nehmen vor seiner Politik.
Um zehn Prozent ist der Technologie-Index Nasdaq seit zwei Wochen abgestürzt. Alle Zugewinne, die die US-Börsen seit Trumps Wahlsieg verzeichnen konnten, sind damit wieder ausradiert. Am härtesten trifft es seinen Kumpel Elon Musk: Um 92 Prozent waren seine Tesla-Aktien nach Trumps Sieg in die Höhe geschnellt. Jetzt ist alles schon wieder futsch. Auch der von Trump gehypte Bitcoin trudelt auf der Kurstafel seit Wochen südwärts. Der Versuch des Präsidenten, die Kryptowährung am Sonntag hochzureden, indem er die Schaffung einer strategischen nationalen Bitcoin-Reserve ankündigte, verbrannte in einem Strohfeuer. Die Botschaft lautet: Wall Street senkt den Daumen über Trumps Handelskrieg.
Trump spielt mit dem Feuer – doch ein möglicher Sündenbock ist bereits gefunden
Das Scharfstellen der angedrohten Einfuhrabgaben in der Nacht zum heutigen Dienstag hat den Märkten einen weiteren Schock versetzt. Für die mit Handelszöllen von 20,25 Prozent attackierten Länder wie Kanada, Mexiko, China und wohl bald auch Europa ist das eine Chance. Wenn einer den außer Rand und Band geratenen Präsidenten jetzt noch stoppen kann, dann sind es die Anleger an der Wall Street.
Trump kann nicht einfach durchziehen, ohne einen Crash und massiven Vertrauensverlust daheim zu riskieren. Die Amerikaner haben kein gut ausgebautes Sozialsystem wie die Europäer. Ihr Wohl und Wehe hängt am Aktienmarkt. Wenn der einbricht, kühlt auch die Verehrung des America-first-Präsidenten schnell ab. Trump wäre aber nicht er selbst, würde er nicht auch in diesem Fall einen Sündenbock suchen. US-Notenbankchef Jerome Powell, selbst Republikaner, versucht mit hohen Zinsen gegen die Zölle und die durch sie verursachte Teuerung anzusteuern, was wiederum Aktien unter Druck bringt. Der Mann lebt ab sofort gefährlich.