Gang-Mitglied aus Schweden - Auftragsmord für 5180 Euro: „Preise sind so niedrig, dass jeder tötet“
In einem Vorort der schwedischen Stadt Uppsala haben sich Reporter von „Sky News“ mit Adam getroffen. Der junge Mann bedeckt sein Gesicht, um seine wahre Identität zu schützen. In Wahrheit heißt er auch anders. Adam ist seit seinem neunten Lebensjahr Mitglied in einer Gang. Um seine eigene Sicherheit sorgt er sich aber nicht. „Ich habe fast alle eliminiert.“
Adam erzählt vom Leben als Gang-Mitglied: „Preise sind so niedrig, dass jeder tötet“
Den „Sky“-Reportern erzählt er, wie viel Geld man verdienen kann, wenn man jemanden erschießt. „Wenn Du jemandem ins Bein schießt, bekommst du 50.000 Kronen (circa 4320 Euro).“ Früher habe es für einen Mord eine Million Kronen (circa 86.400 Euro) gegeben, „aber jetzt sind die Preise so niedrig, dass jeder tötet“.
Adam erzählt, dass er schon eine ganze Litanei an Verbrechen begangen hat – und auch schon einige Male im Gefängnis gesessen ist. „Ich habe eine Menge Scheiße passieren sehen. Ich habe gesehen, wie Menschen sterben, wie Menschen verletzt werden. Mütter, die vor Verzweiflung weinten. Ich habe fast alles gesehen, aber man kann nichts dagegen tun.“
Adam sieht seine Gang als Familie an
Adam schätzt, dass er für seine Jobs rund zwei Millionen schwedische Kronen (circa 172.000 Euro) verdient hat. Doch das Geschäft bringt Risiken mit sich. Eine Woche zuvor sei eine rivalisierende Gang seinetwegen angerückt, doch die Attentäter kamen nicht weit. „Die Jungs waren da und haben sie erwischt“, sagt Adam zu den Reportern von „Sky News“. „Ich weiß, wer dahinter steckt, aber sie sind erledigt. Sie sind nicht mehr hier.“
Adam hat sich mit dem kriminellen Leben abgefunden. Die Verbindungen zu seinen Bandenkollegen sind zu eng. „Ich persönlich werde nie gehen. Ich sehe mich nicht in einer Gang, ich sehe es wie in einer Familie.“
Auftragsmord via soziale Medien - für 5180 Euro
Aufgrund der zunehmenden Gewalt hat Schwedens Regierung eine nationale Strategie zur Bekämpfung organisierter Kriminalität angekündigt. Über das Gesetz, das eine Gefängnisstrafe für Jugendliche ab 15 Jahren ermöglichen würde, debattiert die Politik bereits. 2022 waren fast die Hälfte der Verdächtigen im Zusammenhang mit Waffenmorden im Alter von 15 bis 20 Jahren.
Adam glaubt nicht, dass das Gesetz die Jugendlichen davon abhalten wird, zur Waffe zu greifen. „Den Leuten hier ist die Strafe egal. Für den richtigen Betrag sind sie bereit, eine lebenslange Haftstrafe zu riskieren.“
Wie weit das Morden geht, zeigt eine Jobausschreibung in den sozialen Medien. Dort werben die Banden regelmäßig für Auftragsmorde. „Gehe in einen speziellen Bereich und töte jemanden mit einer Gucci-Mütze“, heißt es in der Anzeige. Gucci-Baseballkappen werden oft von Gangmitgliedern in Schweden getragen. Die falsche Kleidung zu tragen, reicht oft schon aus, um getötet zu werden.
Die Jobs sind nicht mehr so lukrativ wie früher. Die Auftragsmörder bekommen laut Polizei teils nur noch 60.000 schwedische Kronen (circa 5180 Euro). Um auf die gleichen Summen wie früher zu kommen, müssen die einzelnen Gangmitglieder also mehr Aufträge annehmen. Gleichzeitig ist damit einen Mord in Auftrag geben billiger geworden.
Nach Jahren des gegenseitigen Bekämpfens haben die rivalisierenden Gangs auch ihre eigenen Codes aufgegeben. Früher waren Familienmitglieder tabu, jetzt sind sie Freiwild. Eltern, Geschwister und Cousins stehen im Fadenkreuz. Dazu kommen Zivilisten als Kollateralschäden - denn die Gangmitglieder sind jung und oft untrainiert.