Eisheilige im Mai 2024: Wetter-Phänomen verschiebt sich – Meteorologen entzaubern Mythos
Die Eisheiligen bringen traditionell kühle Temperaturen Mitte Mai. Dieses Jahr könnte der Kälteeinbruch jedoch unerwartet verspätet eintreten.
München – Eines hat der Temperatursturz nach der anfänglichen Hitzewelle im April gezeigt: mit einem Kälteumschwung beim Wetter ist auch im Frühjahr immer zu rechnen. Auch Mitte Mai ist laut regionalen Bauernregeln mit einer Rückkehr kühlen Wetters zu rechnen. Demnach soll es an den Tagen der sogenannten Eisheiligen traditionell immer nochmal frostig werden. „Pankratz und Servaz sind zwei böse Brüder, was der Frühling gebracht, zerstören Sie wieder“, lautet eine der vielen Sprüche aus früheren Tagen.
Meteorologen haben dagegen eine ganz andere Erklärung für mögliche Kälteeinbrüche im Mai, als die Namenstage christlicher Heiliger und Märtyrer: den Polarwirbel. Und die eisige Luft im Norden könnte sich heuer länger halten, als sonst. Somit könnte auch ein Kältelufteinbruch in Deutschland mit einiger Verspätung auftreten.
Auftritt der Eisheiligen im Mai: Deshalb kann das Wetter nochmal frostig werden
Vom 11. bis zum 15. Mai dauert der Auftritt von vier Herren mit eigenwilligem Namen und einer Dame. Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophia heißen sie, oft treten sie auch unter den Pseudonymen „gestrenge Herren“ und „kalte Sophie“ in Erscheinung. Die Rede ist von den sogenannten Eisheiligen. Seit dem Mittelalter gelten sie als Lostage, an denen nochmal eine Rückkehr eisiger Temperaturen bevorsteht. Mancher Gärtner richtet sich nach wie vor danach, auch wenn die Eisheiligen aufgrund der Umstellung zum Gregorianischen Kalender eigentlich eine Woche später auftreten sollten.
Wetter-Experten sind sich jedoch einig: verantwortlich für die frostigen Temperaturen im Mai ist nicht Sophie „die man die Kalte nennt, weil sie gern kalt` Wetter bringt.“ „Ursache solcher Kaltlufteinbrüche mit ungemütlichen Temperaturen sind Nord- oder Nordwestwetterlagen, die arktische Polarluft auf direktem Wege nach Mitteleuropa führen“, erklärt unter anderem der Deutsche Wetterdienst (DWD).

Polarwirbel hält sich wacker und lässt Eisheilige auf sich warten
Auch der Meteorologe Fabian Ruhnau von Kachelmannwetter entzaubert den Mythos Eisheilige. Es sei „aus meteorologischer Sicht ganz normal, dass es im Mai noch Kaltluftvorstöße aus dem hohen Norden geben kann“. Und dieses Jahr könnte sich der Auftritt der Eisheiligen weiter nach hinten verschieben. Grund dafür ist der Polarwirbel im Norden, der sich länger zu halten scheint, als sonst.
„Der Polarwirbel bleibt auf einem schwächeren Niveau etwas länger als im Durchschnitt erhalten“, erklärt der Meteorologe Jan Schenk in The Weather Channel. Das würde im Umkehrschluss bedeuten, dass sich auch ein Einsetzen der kühlen Luft aus der Polarregion in Deutschland, und somit auch der Auftritt der Eisheiligen um zwei Wochen verspäten könnte. Ende Mai würde dieser laut dem Meteorologen auch eher unbemerkt vonstattengehen. Dann nämlich sei die Wahrscheinlichkeit für Frost nur noch gering.
Indes scheint im April die Zeit der kühlen Tage gezählt zu sein. Gegen Monatsende prognostizieren Wetter-Experte wieder steigende Temperaturen. Es bleibt laut Deutschem Wetterdienst aber wechselhaft. Laut der Wetterprognose von Meteorologe Dominik Jung könnte dann der Mai sogar „vorgezogene Eisheilige“ in den ersten Tagen des Monats bringen.