Ein Experte klärt auf: Warum Wärmepumpen nach dem Hochwasser die beste Wahl sind

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Hat gleich zwei Wärmepumpen zu Hause: Der Experte für erneuerbare Energien, Willi Kirchensteiner, klärt über die Umstellung von Heizanlagen auf. © Hr

Willi Kirchensteiner erklärt, warum man in der Katastrophe eine Chance sehen kann und weshalb die Umstellung weg von den alten Heizsystemen für ihn der einzig zukunftsträchtige Weg ist.

Landkreis – Er ist sozusagen der Experte für erneuerbare Energien. Erst im April wurde Willi Kirchensteiner für sein über 50-jähriges Engagement zum Klimaschutz mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik ausgezeichnet. Der Indersdorfer (74) hat zwei Wärmepumpen, eine Solaranlage und große Batteriespeicher zuhause – sein Haus ist weitestgehend autark. Nach dem Hochwasser war Kirchensteiner unterwegs, um Menschen zu helfen, deren Keller vollgelaufen waren. Eines entsetzte ihn dabei: der Anblick der kaputten Öl- und Gasheizungen.

Kirchensteiner hat deswegen einen dringenden Appell an alle, die nach dem Hochwasser ihre Heizung austauschen müssen: Umstellen auf Wärmepumpen! Im Interview erklärt er, warum man in der Katastrophe eine Chance sehen kann, welchen Vorteil Wärmepumpen haben und warum die Umstellung weg von den alten Heizsystemen für ihn der einzig zukunftsträchtige Weg ist.

Sie wollen, dass die Menschen der Hochwasserkatastrophe etwas Positives abgewinnen und sie als Chance sehen können – wie meinen Sie das?

Willi Kirchensteiner: Ich war im Augustinerring eingesetzt. Drei Tage lang haben wir dort defekte Geräte aus den Kellern getragen. Was mich dort am meisten bewegt hat, sind die kaputten Öl- und Gasheizungen. Deshalb meine Idee, das Ganze als Chance für eine Umstellung für die Zukunft zu sehen.

Sie sprechen von einer Umstellung der Heizungsanlage?

Genau. Seit 2024 gibt es eine Förderung für Wärmepumpen. Es wäre eine Lösung, die defekten Öl- und Gasheizungen nicht mit derselben Technik zu ersetzen, sondern auf Wärmepumpen umzustellen. So investieren die Menschen nicht nur in eine zukunftsträchtige Technologie, sondern bekämpfen auch zusätzlich die Ursache, die letztendlich zum Beispiel hinter diesem Hochwasser steckt: den Klimawandel. Eine Umstellung wäre also aktiver Schutz fürs Klima.

Zudem würde bei einer weiteren Hochwasserkatastrophe nicht wieder Öl defekter Heizungen das Wasser verschmutzen.

Richtig. Des Weiteren werden Wärmepumpen nicht im Keller installiert. Was bedeutet, dass sie bei vollgelaufenen Kellern nicht zerstört würden.

Bieten Wärmepumpen Ihrer Ansicht nach noch weitere Vorteile?

Ganz klar: Mit der Klimaveränderung geht es auch um extrem hohe Temperaturen, die man mit keinem anderen Heizsystem eindämmen kann. Aber mit einer Wärmepumpe kann ich auch kühlen!

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Sie sprachen von einer staatlichen Förderung. Wie sieht die aus?

Die Grundförderung beträgt 30 Prozent der Gesamtbaumaßnahmen bei einem Austausch. Zudem gibt es viele Boni, die man abrufen kann. Zum Beispiel ein Geschwindigkeitsbonus von 20 Prozent. Der wäre gerade jetzt abrufbar. Die wichtigsten Infos dazu gibt es im Internet unter www.kfw.de. Wichtig ist: Wenn man so ein Projekt angeht, braucht man einen Energieberater! Auch diese Kosten werden zur Hälfte erstattet.

Welche Häuser eignen sich für die Umstellung?

In der Öffentlichkeit herrscht hierzu leider große Verunsicherung. Es eignen sich aber alle Häuser, die nicht älter als 50 Jahre alt sind – völlig unabhängig davon, ob eine Fußbodenheizung eingebaut ist oder nicht.

Was kostet die Umstellung auf eine Wärmepumpe?

Wir sprechen derzeit grob von einem Rahmen von 30 000 Euro. Die Installation einer Wärmepumpe liegt etwa zehn Prozent über den Kosten für eine Öl- oder Gasheizung. Man muss jedoch beachten, dass künftig wegen der Co2-Abgabe Öl- und Gasheizungen viel, viel teuer kommen als eine Wärmepumpe.

Unabhängig vom Geld – warum würden Sie als Experte für erneuerbare Energien auf eine Wärmepumpe umstellen?

Ich appelliere an alle, das Geld, das sie von ihrer Versicherung für ihre kaputte Heizung bekommen, zu investieren in eine zukunftsträchtige Heizung, die letztendlich mithilft, die Ursachen für solche Katastrophen zu vermeiden. Es ist eine vertane Chance – auch für die nächsten Generationen – wenn man jetzt nicht umstellt. Denn es ist auch absehbar, dass in den nächsten zehn Jahren die Kosten für Öl und Gas sehr viel stärker steigen werden als die für den Strom, den die Wärmepumpe braucht. Wer zusätzlich eine Photovoltaikanlage hat, den kommt die Wärmepumpe noch mal viel günstiger.

Wie sieht es mit Lieferzeiten und Wartezeiten aus?

Es gibt derzeit keine Lieferengpässe, doch es braucht qualifizierte Fachleute. Aber generell sind wir im Landkreis gut aufgestellt.

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