Vom Hobby zum Kleingewerbe
Immer mehr Menschen machen sich Sorgen um ihren Arbeitsplatz. Zugleich wagen immer weniger den Sprung in die Selbstständigkeit. Kristina Knauer hat es trotzdem getan und gerade ihren eigenen Online-Shop eröffnet. Man kann schließlich auch klein starten, findet sie.
Die Geschichte von Kristina Knauers Selbstständigkeit hat vor rund sieben Jahren angefangen, als ihr Sohn ein Baby war. Damals habe sie sich mit Youtube-Videos das Nähen selbst beigebracht, weil sie die Baby-Pumphosen selber, und vor allem kostengünstiger anfertigen wollte, erinnert sich die Penzbergerin. Von den Pumphosen kam sie auf Wendehandtaschen, die sie nach anfänglichen Schwierigkeiten an der Nähmaschine an Freunde und Familie verschenkte – mit großem Erfolg. „Alle waren total begeistert und meinten, ich müsste die Taschen eigentlich verkaufen“, erinnert sie sich.
Motiviert von so viel Zuspruch, meldete die 35-Jährige Anfang 2019 ein Kleingewerbe an, um darüber künftig ihre handgearbeiteten Taschen und Kosmetiktäschchen zu verkaufen. Doch bis zum Sommer habe es gedauert, bis sie endlich alle dafür notwendige Unterlagen bekommen habe. Um das unternehmerische Risiko gering zu halten, habe sie dann zunächst einen sogenannten Etsy-Shop eröffnet.
Mutterschaft bremste Business aus
Die unterschiedlichsten Händler bieten auf diesem Online-Marktplatz kreative Artikel für den Alltag an, teilweise sogar handgefertigt, beispielsweise Kleidung, Schmuck, aber auch Möbel oder besondere Geschenkartikel. „Hier kann jeder seinen eigenen kleinen Shop eröffnen und das finanzielle Risiko ist gering“, sagt Knauer. Diesen Shop aufzubauen, sei auch gar nicht schwierig gewesen. Nur etwas Zeit – etwa für das Erstellen von Produktfotos – und die Umsatzsteuer-Nummer seien dafür nötig gewesen. Angemeldet werde ein solches Kleingewerbe bei der Stadt. Und natürlich musste sie Stoffe für ihre Taschen kaufen. Doch so richtig in Schwung kam ihr Kleingewerbe damals noch nicht; unter anderem, weil sie noch einmal Mutter geworden sei und mit drei Kindern erst einmal genug zu tun hatte.
Heuer sollte sich das ändern. „Ich habe mir fest vorgenommen, dass ich jetzt meinen eigenen Web-Shop haben möchte.“ Die vergangenen Monate hat Knauer zunächst damit verbracht, genug Ware für diesen künftigen Online-Shop zu nähen und für mehrere hundert Euro Stoffe zu kaufen. Zum Glück habe sie das Nähen aber nicht als Belastung, sondern als Hobby empfunden. „Es ist für mich wie eine kleine Auszeit.“
Stoffe und Taschen zuhause gelagert
Um Kunden zu gewinnen, war sie außerdem auf verschiedenen Märkten in der Region als Ausstellerin unterwegs. Eine Bekannte, die beruflich Web-Seiten erstellt, habe ihr dann bei ihrer eigenen geholfen. Alleine hätte sie dafür nicht das notwendige IT-Wissen gehabt, räumt sie ein, und rät allen Nachahmern, den Internetauftritt einer eigenen Firma – und sei sie noch so klein – in professionelle Hände zu geben, auch wenn das mehrere hundert Euro kosten könne, denn: „So etwas ist schon mit Eigenkapital verbunden.“ Einen Lagerraum mieten für ihre Ware brauchte sie aber nicht. Stoffe und fertige Taschen lagert sie einfach zuhause.
Die bürokratischen Hürden, um einen Online-Shop zu eröffnen, seien dagegen gering, beruhigt sie. Auch von Freunden und Familie habe sie stets nur motivierende Worte zu hören bekommen. Niemand habe ihr die Idee mit ihrem eigenen Kleingewerbe ausreden wollen. Aber selbst wenn: „Man darf sich einfach nicht verunsichern lassen. Man muss sich trauen. Und wenn man Fehler macht, lernt man daraus“, macht sie anderen Mut. Auch sie habe Fehler gemacht; beispielsweise beim Zuschneiden der Stoffe, die sie dann mitunter wegwerfen musste.
Angebot soll weiter wachsen
Seit Ende November ist ihr eigener kleiner Shop nun online (www.krikna.de). Und dank Mund-zu-Mund-Propaganda habe sie auch schon erste Stammkunden. Immer mehr Menschen in Penzberg liefen mit ihren Wendetaschen herum. „Das freut mich riesig.“ Leben kann sie von ihrem Kleingewerbe noch nicht. Zusätzlich arbeitet sie Teilzeit als wirtschaftliche Leitung im Montessori-Kindergarten in Penzberg. Aber mit drei Kindern sei die Arbeit von zuhause aus durchaus ein reizvolles Modell, das sie weiter ausbauen möchte. Bisher gebe es in ihrem Shop nur Wendetaschen zu kaufen, aber Knauer möchte ihr Sortiment nach und nach erweitern; etwa um Federmäppchen. „Ich mache auf alle Fälle weiter. Langsam, aber stetig.“