Antje Nikola Mönning aus Dießen ist eine wandlungsfähige Künstlerin

  1. Startseite
  2. Bayern
  3. Kreisbote
  4. Oberland

KommentareDrucken

Antje Nikola Mönning aus Dießen ist eine wandlungsfähige Künstlerin © Peter Stöbich

Antje Nikola Mönning nimmt es mit Humor, dass manche Medien ihr gern das Etikett „Nackt-Nonne“ anheften. Denn die Autorin, Musikerin und Schauspielerin aus Dießen hat kein Problem damit, sich unbekleidet zu zeigen, wie in ihrem aktuellen Buch „Nicht normal ist ganz normal“. Bei ihrer künstlerischen Arbeit spielt Erotik oft eine wichtige Rolle.

Region - Aufgewachsen ist die 47-Jährige im beschaulichen Lüdinghausen in Nordrhein-Westfalen. Schon mit sechs Jahren begann sie Gitarre zu spielen, später kamen klassischer Gesangs- und Klavierunterricht dazu. „Auch hatte ich schon früh Solo-Auftritte als Sängerin mit dem Jugendsinfonie-Orchester Lüdinghausen“, erzählt sie. Nach einer einjährigen Musical-Tour in den USA und einem abgebrochenen Architekturstudium zog sie nach München und nahm dort ab 1999 Schauspielunterricht.

Während dieser Ausbildung spielte sie bereits in zahlreichen Kurzfilmen mit und wurde später einem Millionenpublikum bekannt als Klosterschwester und ehemalige Stripperin Jenny Marquard in der Fernseh-Serie „Um Himmels Willen“. Unter dem Künstlernamen „Schwester Antje“ veröffentlichte sie ein Musikalbum namens „Ausgezogen“. Weil sie sich vor einigen Jahren tatsächlich vor Polizisten ausgezogen hatte, prägten Medien den Begriff von der „Nackt-Nonne“ – und auch, weil Mönning in dem Film „Engel mit schmutzigen Flügeln“ in erotischen Szenen zu sehen war.

Nacktheit mit Niveau

„Aber für mich ist Nacktheit weder eine Einladung zu Übergriffigkeiten noch selbst eine Übergriffigkeit, wenn alle respektvoll miteinander umgehen“, sagt sie und plädiert in ihrem Buch für eine selbstbestimmte Sexualität. „Denn ich habe so lange versucht, mich anzupassen, um anderen Menschen zu gefallen, dass ich irgendwann kein Gefühl mehr dafür hatte, was ich eigentlich selber will.“

Heute lebt sie ihre exhibitionistische Ader unter anderem aus, indem sie nackt Lesungen veranstaltet oder im Latex-Dress durch die Landsberger Fußgängerzone spaziert. Auch mit ihrem satirischen Musikvideo „Nippelalarm“ erzeugt sie mediale Aufmerksamkeit, weil sie darin die Diskrepanz zwischen Gewaltdarstellungen einerseits und der Zensur weiblicher Brustwarzen andererseits in den sozialen Medien aufzeigt.

„In meinem Buch geht es um das Finden und Ausleben der ureigenen Sexualität“, sagt die Autorin, „um Neigungen, die nicht unbedingt der Norm entsprechen, aber eigentlich ganz normal sind. Unsere Moralvorstellungen haben sich ja im Laufe der Jahrzehnte immer wieder gewandelt“. Zum Beispiel gelte Homosexualität, die bis 1994 noch strafbar war, heute nicht länger als krank und pervers. „Wenn wir es schaffen, Nacktheit zu enttabuisieren, könnte unsere Gesellschaft insgesamt davon profitieren“, so die Autorin.

Neue Projekte in Arbeit

Neben ihrer eigenen Lebensgeschichte präsentiert sie in „Nicht normal“ zahlreiche Interviews mit Menschen, die in offenen Beziehungen leben, Swingerclubs besuchen oder von Sexarbeit leben. Manche dieser Geschichten sind berührend, manche lustig oder ermutigend, doch eines haben sie alle gemeinsam: Sie erzählen von einer Wirklichkeit, die oft nur im Verborgenen stattfindet. Mönning: „Einige Leser haben mir geschrieben, dass das Buch ihnen in einer ganz wichtigen Phase ihres Lebens geholfen oder sie sogar ermutigt hat, selber mehr auszuprobieren oder sich endlich zu trauen, ehrlich mit ihren Partnern darüber zu sprechen, was sie bewegt.“

Weitere Projekte will die vielseitige Künstlerin im Laufe dieses Jahres veröffentlichen: Aktuell plant sie gemeinsam mit dem wtp-kollektiv, zu dem sie seit 2007 gehört, einen neuen Film mit dem Titel „Einmal Seelenheil ohne Brot“. Im Tonstudio Groundlift in Inning nimmt Mönning derzeit ein neues Album mit eigenen Songs auf. „Darin geht es unter dem Titel ,Nachtkaffee‘ um echte und vorgespielte Gefühle, aber auch um Liebe und Freiheit“, verrät sie.

Auch interessant

Kommentare