Der Welt-Klima-Ticker von FOCUS online Earth - „Die meisten von ihnen waren tot“ - wie sich die Koralle trotzdem retten lässt
+++ Der Welt-Klima-Ticker +++
Klima-Fakt des Tages: 97 % der Korallen am Riff von Lizard Island abgestorben
Dienstag, 2. Juli, 12.39: Eine kürzlich durchgeführte Analyse von Wissenschaftlern hat eines der schwerwiegendsten Korallenbleiche-Ereignisse im Great Barrier Reef enthüllt. Wie im Fachmagazin Ecological Monographs berichtet, sind zwischen März und Juni dieses Jahres 97 % der Korallen an einem Riff auf Lizard Island abgestorben. Es ist die fünfte Bleiche in acht Jahren.
Prof. Jane Williamson von der Macquarie University, die das Riff analysierte, war schockiert über die Ergebnisse. Williamson und ihre Kollegen verglichen Drohnenaufnahmen vom März dieses Jahres mit Drohnenaufnahmen von Anfang Juni 2024. „Mindestens 97 % der Korallen waren in diesen drei Monaten abgestorben.“ „Wir kamen aus dem Wasser und wussten nicht, was wir sagen sollten. Es ist ein ikonisches Riff, und das meiste davon war tot“.
Die UNESCO forderte die australische Regierung auf, dringend Daten zur Anzahl der abgestorbenen Korallen zu veröffentlichen und ihre Klimaziele zu verbessern, um zukünftige Schäden zu minimieren.
Lösungsansatz: Hitzeresistente „Superkorallen“ sollen Riffe retten
Der Weltklimarat prognostiziert, dass bei einer Erwärmung um 1,5 Grad 70-90 % der Korallenriffe sterben werden; bei zwei Grad wären es über 99 %. Schon jetzt ist die Hälfte der Korallenriffe tot. Hitze und andere Stressfaktoren wie Abwässer und Pestizide verschärfen das Problem.
Weltweit arbeiten Forschende daran, Korallen vor dem Aussterben zu bewahren. Initiativen identifizieren schützenswerte Riffe und versuchen, hitzeresistente Korallen zu fördern. So auch Austin Bowden-Kerby, ein 69-jähriger Korallenforscher und Gründer der NGO Corals for Conservation, der auf Fidschi lebt. Zusammen mit seinen Kollegen Manoa Duwai und Kevueli Malaka bricht er Korallenäste ab, um sie an einem Gestell am Strand zu befestigen. So züchten sie Korallen, die an höhere Temperaturen angepasst sind, sogenannte „Superkorallen“. Anschließend bringen sie die Korallen wieder zurück ins Meer, um widerstandsfähige Riffe zu schaffen. Bowden-Kerby plant langfristig so eine „Korallen-Genbank“ zu schaffen und die Riffe im Meer zu retten.
Lösungsansatz: Biologen aus Wilhelmshaven züchten Steinkorallen mit „geschlechtlicher Vermehrung“
Seit vier Jahren kümmern sich die Biologen Samuel Nietzer und Mareen Möller aus Wilhelmshaven um die Aufzucht von Korallen. Nun ist es ihnen gelungen mithilfe der „geschlechtlichen Vermehrung“ die Forschungsarbeit in der Aquarienanlage des Instituts für Chemie und Biologie des Meeres der Universität Oldenburg auf ein neues Level zu heben, berichtet der NDR. Für die innovative Methode sammeln die Forschenden Eier und Spermien, um verschiedene Kolonien zu kreuzen und so eine nachhaltige Korallenzucht aufzubauen. Das Verfahren ist auch deshalb so aufwendig, weil Korallen ganz spezielle Bedingungen benötigen: Wassertemperatur, Lichtverhältnisse und sogar der Mondzyklus spielen bei ihrer Vermehrung entscheidende Rolle.
Derzeit stammen viele Korallen für den Aquaristikmarkt aus Wildentnahmen, was die natürlichen Riffe belastet. Die Forscher in Wilhelmshaven wollen dies ändern und setzen auf gezüchtete Korallen, um die Nachfrage zu decken. Doch ihre Arbeit könnte noch weitreichendere Auswirkungen haben: Die Methode der geschlechtlichen Vermehrung könnte auch zur Wiederherstellung geschädigter Riffe beitragen.
Klima-Fakt des Tages: Paris setzt bei Olympia komplett auf Erneuerbare, doch CO2-Hauptsünder sind nicht die Veranstalter
Montag, 1. Juli, 09.45: Paris hat sich für die Olympischen Spiele in diesem Jahr ein ehrgeiziges Klima-Ziel gesetzt: Das Land will 100 Prozent erneuerbare Energien nutzen, hauptsächlich Wind und Solar sowie Biogas. Es wird erwartet, dass durch den Verzicht auf Diesel Emissionen in Höhe von 13.000 Tonnen CO2 eingespart werden können, berichtet Dialogue Earth. Insgesamt sollen durch die Olympischen Spiele etwa 1,58 Millionen Tonnen CO2 verursacht werden. Zum Vergleich: Bei den Olympischen Spielen 2012 in London und 2016 in Rio gaben die Organisationskomitees jeweils Emissionen von 3,3 Millionen bzw. 3,6 Millionen Tonnen CO2 an.
Allerdings stammen die größten CO2-Emissionen von Sportveranstaltungen häufig aus Luft- und Straßenverkehr durch Teilnehmer und Zuschauer. Das Fehlen von Zuschauern bei den Olympischen Spielen in Tokio aufgrund der Covid-19-Pandemie führte etwa zu deutlich geringeren Emissionen (1,96 Millionen Tonnen CO2). Forschende empfehlen Veranstaltern daher, das Ausmaß von Veranstaltungen zu begrenzen und die Zuschauer zu ermutigen, nachhaltigere Transportmittel zu nutzen.
Frankreichs Lösungsansatz: So sollen Touristen umweltfreundlich zu den Olympischen Spielen reisen
Frankreich setzt sich intensiv dafür ein, die Anreise der Besucher zu den Olympischen und Paralympischen Spielen 2024 in Paris so umweltfreundlich wie möglich zu gestalten. Ein zentrales Element der französischen Strategie ist die Priorisierung von öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Stadt Paris hat bewusst beschlossen, keine neuen Parkplätze rund um die olympischen Sportstätten zu schaffen. 80 % der Pariser Veranstaltungsorte befinden sich zudem in einem Umkreis von 10 Kilometern und weniger als einer halben Stunde vom Olympischen Dorf entfernt, was die Nutzung umweltfreundlicher Transportmittel weiter erleichtert. An Wettkampftagen sollen kostenlose und unbegrenzte Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln für Olympia-Ticketinhaber angeboten werden, berichtet die Tourismusagentur Explore France.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Ausbau des Fahrradnetzes. Neue Fahrradwege werden das Stade de France und das Schwimmbad mit dem Olympischen Dorf verbinden. Zusätzlich sollen 10.000 neue Fahrradabstellplätze geschaffen werden, um den Besuchern eine attraktive und umweltfreundliche Alternative zum Auto zu bieten.
Klima-Fakt des Tages: Wegen Klimawandel brauchen Frauen bis zu 50 Prozent mehr Zeit für das Wasserholen
Freitag, 28. Juni, 09.17: Aktuell haben weltweit zwei Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Die Verantwortung fürs Wasserholen liegt meist bei Frauen und Mädchen. Eine Studie, die im Fachmagazin Nature Climate Change veröffentlicht wurde, zeigt nun: Wird die globale Erwärmung nicht unter 2 Grad Celsius gehalten, könnte die Zeit, die fürs Holen von Trinkwasser gebraucht wird, um durchschnittlich 30 Prozent steigen. Ursächlich dafür seien erhöhte Temperaturen und veränderte Niederschlagsmuster. Menschen in Ost- und Zentralafrika müssten mit 20–40 Prozent mehr Zeit fürs Wasserholen rechnen. In Südamerika und Südostasien könnte sich der Zeitaufwand sogar verdoppeln.
Im Zeitraum 1990-2019 verbrachten Frauen und Mädchen in Haushalten ohne fließendes Wasser weltweit zwischen 4 Minuten (Indonesien) und 110 Minuten (Äthiopien) täglich mit dem Wasserholen. Diese Zeit geht auf Kosten ihrer Bildung, Arbeit und Freizeit und bringt zudem erhebliche physische und psychische Belastungen mit sich.
Lösungsansatz: Kenianisches Start-up nutzt Luftfeuchtigkeit zur Trinkwasser-Gewinnung in Dürregebieten
Beth Koigi, eine Unternehmerin aus Kenia, hat eine innovative Methode entwickelt, um Wasser aus der Luft zu gewinnen - insbesondere in trockenen Gebieten, die stark von Dürren betroffen sind. Mit solarbetriebenen „atmosphärische Wassergeneratoren“ extrahiert ihr Unternehmen Majik Water große Mengen Trinkwasser direkt aus der Atmosphäre. Die Geräte saugen Luft durch spezielle Filter ein und kühlen sie ab. Dadurch kondensiert der in der Luft enthaltene Wasserdampf zu flüssigem Wasser. Das kondensierte Wasser wird durch weitere Filter und Reinigungssysteme trinkbar gemacht und anschließend über Wasserkioske zu erschwinglichen Preisen an die lokale Bevölkerung abgegeben.
„Wir verkaufen das Wasser zu einem Preis, der es uns erlaubt, die operativen Kosten zu decken und kein weiteres Geld nachschießen zu müssen“, erklärt die Start-up-Gründerin. Der Preis von zehn Kenia-Shillingen, etwa sieben Cent, pro Liter sei sehr viel geringer als jener der direkten Konkurrenz, berichtet der Standard.
Aktuell versorgen Beth Koigi und ihr Team 2400 Menschen pro Tag mit Trinkwasser. Sie planen, ihre Kapazitäten deutlich zu erweitern. Ihr Ziel ist es, die Technologie in ganz Subsahara-Afrika zu etablieren sowie in Gebieten wie Tansania und dem Sudan, die besonders unter Wasserknappheit leiden.
Indische Kohle-Familie baut grünen Energie-Park, der aus dem All zu sehen ist
Donnerstag, 21. März, 13.23 Uhr: In Indien entsteht eines der größten Energieprojekte der letzten Jahre. Der „Khavda Renewable Energy Park“ wird in einer westindischen Salzwüste errichtet und soll fünfmal größer als Paris sein - und soll sogar aus dem Weltraum zu sehen sein.
Verantwortlich für das 20 Milliarden-Dollar-Projekt ist der Energiekonzern Adani Green Energy Limited (AGEL). Konkret sollen im Energiepark auf über 500 Quadratkilometer Solar- und Windkraft gebaut werden, die so viel grüne Energie erzeugen, dass sie für fast 16 Millionen indische Haushalte reicht.
Die Salzwüste ist laut AGEL der perfekte Standort: Eine große weite Region, ohne Wildtiere, Vegetation oder Dörfer, die durch den Bau gestört sein könnte. Fertig werden soll das Ganze in knapp fünf Jahren.
Ein solch riesiges Projekt ist für Indiens ehrgeizige Klimaziele notwendig, wegen der stetig wachsenden Bevölkerung und dem damit einhergehenden Strombedarf. Bislang erzeugt Indien noch 70 Prozent ihres Stroms durch Kohleverbrennung.
An dem Kohle-Geschäft hat auch der Konzern des neuen Energie-Parks verdient: Die Adani-Gruppe ist einer der größten Entwickler und Betreiber von Kohleminen in Indien. Die Adani-Gruppe wurde heftig kritisiert und der Kursmanipulation und Bilanzfälschung beschuldigt. Darüber hinaus betreibt die Gruppe die umstrittene Carmichael Coal Mine in Australien - jene Mine, die Klimaaktivisten als „Todesurteil“ für das Great Barrier Reef bezeichnet haben.
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