Warum haben Herrenräder eigentlich eine Stange?
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VonLuise Rauschließen
Herrenfahrräder besitzen im oberen Bereich eine Stange, die bei Damenfahrrädern fehlt. Doch weshalb ist das so und ist diese Kategorisierung in der heutigen Zeit überhaupt noch relevant?
Das Fahrrad steht sinnbildlich für Freiheit und Unabhängigkeit: Es ermöglicht uns, uns auf umweltfreundliche Weise fortzubewegen, unsere Umgebung zu erkunden und unser eigenes Tempo zu bestimmen. Hinter dem vermeintlich simplen Design eines Fahrrads verbirgt sich jedoch eine spannende und zugleich umstrittene Geschichte, vor allem im Hinblick auf die Gestaltung der Rahmen.
Eines der auffälligsten Merkmale von Fahrrädern mit traditionellem „Herren“-Design ist die horizontale Stange, die auch als Oberrohr bekannt ist. Aber warum haben Herrenfahrräder überhaupt diese Stange? Die Antwort darauf beleuchtet geschlechtliche Stereotypen, historische Einschränkungen und die sich wandelnde Dynamik der Gleichberechtigung.
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Die Hintergründe der Stange beim Herrenfahrrad
Die Ursprünge des Oberrohrs liegen in den Anfängen des Fahrraddesigns im 19. Jahrhundert. Die ersten Fahrräder waren Hochräder mit einem hohen Vorderrad. Diese Bauweise war nicht nur instabil, sondern auch schwer zugänglich, insbesondere für Personen, deren Kleidung nicht zum Klettern geeignet war. Mit der Einführung des Niederrads entstand das heutige Fahrraddesign, bei dem das Oberrohr übernommen wurde, um die strukturelle Stabilität des Rahmens zu erhöhen.
Das Problem an dieser Konstruktion ist allerdings, dass sie nicht für alle Menschen gleichermaßen praktikabel war. So war es weiblich gelesenen Personen in der damaligen Zeit nicht erlaubt, Hosen zu tragen. Mit einem Rock war es jedoch nahezu unmöglich, über die Stange zu steigen, ohne nach damaligen gesellschaftlichen Normen „zu viel Haut“ zu zeigen. Daher wurden Fahrräder für weiblich gelesene Personen anders gestaltet. Das Design reflektiert somit die damaligen Geschlechterrollen und das Ausmaß an Freiheit, das männlich und weiblich gelesenen Personen zugestanden wurde.
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Fazit: Eine nicht mehr aktuelle Zuordnung
Aus heutiger Sicht ist die Einteilung in Herren- und Damenfahrräder kaum noch sinnvoll – vor allem angesichts der Tatsache, dass es viele Menschen gibt, die sich keinem der beiden Geschlechter zugehörig fühlen. Ob Ihr Fahrrad also eine Stange haben sollte oder nicht, sollte nicht von einem Ihnen zugeschriebenen Geschlecht abhängen, sondern von Ihren persönlichen Bedürfnissen. Heutzutage gibt es sogar ausgewiesene Fahrradstraßen, auf denen Radler einige Sonderrechte genießen.
Rubriklistenbild: © IMAGO/Michael Gstettenbauer