Nach Angriff auf Kinderkrankenhaus: Überläufer verrät wohl Russlands Piloten an Ukraine-Geheimdienst

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Ein russischer Pilot soll mehr als 30 seiner Kameraden an die Ukraine verraten haben. Offenbar, weil er „schockiert“ über den Angriff Russlands auf ein Kinderkrankenhaus war.

Kiew – Eine russische Rakete hat vergangenen Montag (8. Juli) ein Kinderkrankenhaus in Kiew getroffen. Der gezielte Angriff Russlands mit einem Marschflugkörper vom Typ Kh-101 sorgte für Entsetzen. Offenbar auch bei einem russischen Piloten: Wie die ukrainische Zeitung Kyiv Independent von einer anonymen Quelle erfahren haben will, habe der Pilot mehr als 30 russische Kommandeure aus seiner Division an den ukrainischen Militärgeheimdienst HUR verraten.

Ein Pilot steht neben einem russischen Tu-22M3-Bomber an einem unbekannten Ort in Russland, Foto veröffentlicht am 8. Juli 2024 vom russischen Inlandsgeheimdienst FSB. (Symbolbild) © IMAGO / SNA

Enthüllungen durch russischen Piloten nach Angriff auf Kinderkrankenhaus: Daten von über 30 Kommandeuren übertragen

Bei den folgenschweren russischen Luftangriffen in diesem Jahr auf die Ukraine waren über 30 Zivilisten getötet worden, mehr als hundert Menschen wurden verletzt. Auch ein Kinderkrankenhaus war Ziel der Attacke. Kurz danach soll sich am Montag ein russischer Pilot über den staatlichen Chatbot Diia auf Telegram beim ukrainischen Militärgeheimdienst gemeldet haben. Das geht aus einem Bericht von Kyiv Independent hervor, der sich auf eine anonyme Quelle aus Geheimdienstkreisen der Ukraine beruft. Die Informationen will die Zeitung am Donnerstag erhalten haben.

Der Russe, der im Ukraine-Krieg in der 22. Division diene, habe demnach persönliche Informationen, darunter auch Fotos und andere vertrauliche Dokumente, von über 30 Kommandeuren aus der Abteilung für schwere Bomber geteilt, hieß es weiter. „Er war schockiert über den Angriff auf das Kinderkrankenhaus und beschloss, der ukrainischen Seite Dokumente im Zusammenhang mit den Aktivitäten seiner Militäreinheit sowie private Fotos des Kommandostabes zu übergeben“, sagte die Quelle dem Kyiv Independent-Bericht zufolge. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig verifizieren.

Ukraine-Krieg: Russischer Geheimdienst will Flugzeugdiebstahl vereitelt haben

Am selben Tag des Raketenangriffs meldete der russische Inlandsgeheimdienst FSB, den Diebstahl eines Bombers des Typs TU-22M3 vereitelt zu haben. Demnach seien Geheimdienste von Nato-Ländern an der „Vorbereitung und Umsetzung“ eines Plans zur Übernahme des russischen Flugzeugs beteiligt gewesen. Ukrainische Geheimdienste hätten einen russischen Piloten mittels „finanzieller Entschädigung und der italienischen Staatsbürgerschaft“ dazu bringen wollen, den strategischen Bomber auf ukrainischem Staatsgebiet zu landen, hieß es laut einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur Tass weiter. Ob die vom russischen Geheimdienst und Kyiv Independent berichteten Fälle im Zusammenhang standen, war zunächst nicht klar.

Der vom russischen Geheimdienst berichtete mutmaßliche Versuch der Fahnenflucht erinnert an den Fall des russischen Hubschrauber-Piloten Maxim Kusminow, der im vergangenen Jahr mit einem Helikopter des Typs Mi-8 in die Ukraine übergelaufen war. Im Gegenzug hatte der Soldat von Kiew eine Belohnung in Höhe von einer halben Million US-Dollar sowie Sicherheitsgarantien für sich und seine Familie erhalten. Doch der Überläufer ist mittlerweile tot: Der 28-jährige Russe wurde Anfang des Jahres in Spanien von Unbekannten erschossen. „Dieser Verräter [...] ist in dem Moment zu einer moralischen Leiche geworden, als er sein schmutziges und schreckliches Verbrechen plante“, kommentierte damals der Chef des russischen Auslandsgeheimdienstes SWR, Sergej Naryschkin. (bme mit dpa)

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