Penzberg - Im Museum Penzberg startet am Samstag (18. November) die nächste Ausstellung. „Magic + Cool“ zeigt Malerei der Jahrtausendwende - und viel Unsicherheit.
Nach dem Erfolg der abgelaufenen Giacometti-Ausstellung erhofft man sich im Team des Museum Penzberg - Sammlung Campendonk durch die Sonderschau „Magic + Cool“ einen weiteren Schub. Leiterin Annette Vogel hat dank einer deutschen Privatsammlung („So eine sieht man nicht so oft“) rund 90 Werke von 26 Künstlern in die städtische Einrichtung geholt.
Auf drei Stockwerken wird sich im Altbau der Malerei der Nullerjahre gewidmet. Präsentiert wird Kunst, vielfach „mit großen Namen bestückt“, wie Vogel im Vorfeld im Rundschau-Gespräch wirbt – die Liste reicht von Philip Guston über André Butzer, Jonathan Meese, Albert Oehlen, Günther Förg, Mike Kelley, Daniel Richter, Sylvie Fleury bis zu Huma Bhabha.
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„Magic + Cool“ läuft von 18. November bis 25. Februar 2024 im Museum Penzberg. Im Rahmenprogramm gibt es jeweils sonntags um 11 Uhr Führungen durch die Ausstellung. Erste Termine: 19./26. November, 3./10./17. Dezember. Am Donnerstag, 7. Dezember, gibt es „Kunst und Wein“ (18-21 Uhr). Anmeldung bis 6. Dezember per E-Mail an museum@penzberg.de. Infos unter www.museum-penzberg.de.
Wandel beschäftigte Künstler
Die Jahrtausendwende wurde als Thema bewusst gewählt. „Es war eine wichtige Epoche des Umschwungs“, sagt Vogel. Vom Analogen zum Digitalen. Dank des Internets mit immer stärkerer Globalisierung. Auch mit tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen. „Die Nullerjahre waren voller Unsicherheit“, die sich gerade in der Kunst niederschlug.
Giacometti trieb Besucherzahlen nach oben
Das Museum Penzberg – Sammlung Campendonk hat dank der jüngsten Giacometti-Ausstellung einen kräftigen Aufschwung erlebt. Museumsleiterin Annette Vogel zog im Stadtrat Bilanz ihres ersten Jahres.
Vogels Rückblick fiel „recht positiv“ aus, wie sie in der jüngsten Stadtratssitzung sagte. Das Museum habe ein höheres Besucheraufkommen erlebt „als in den letzten Jahren üblich“. Verantwortlich war die abgelaufene Ausstellung zum Bildhauer Alberto Giacometti. Sie lockte in 14 Wochen 10.655 Besucher an, 80 Prozent aus Südbayern. Eine „erstaunliche Besucherzahl“ hatten die Holzkunstwerke von Christoph Finkel (2905). 2820 Interessierte schauten sich die BRK-Schau „Rette mich“ an. „Dankbar“ ist Vogel, dass die Kunstzeche zwei weitere Ausstellungen auf die Beine stellte.
Der Giacometti-Hype hatte positive finanzielle Folgen: Die Gesamteinnahmen lagen bei fast 81.000 Euro, bis Jahresende erwartet Vogel circa 95.000 Euro. Sie spricht von selbsttragenden Kosten für Ausstellung, Führungen und Rahmenprogramm. Laut Vogel stärkt die Resonanz auch die Innenstadt. „Das kommt der ganzen Stadt zu Gute.“ Ebenso die „Charmeoffensive“ des Museums samt seiner Arbeit als „Bildungsinstitution“, gerade für Schulklassen. Vogel erwartet zum Jahresende mindestens 17.000 Besucher. Die Bestmarke liegt bei 17.100 Besuchern (2016).
Vogel erntete anerkennendes Nicken von den Stadträten. Bis auf Adrian Leinweber (SPD): Dieser wirft stets einen kritischen Blick auf das Museum, Ausrichtung und hohe Kosten. Werbung und Besucherlenkung müssten besser werden. Leinweber möchte keine Konzentration auf Campendonk. „Es sollte ein Stadtmuseum bleiben.“ Vogel wehrte sich: Es sei ein „Mehrspartenhaus“, bei dem die Stadtgeschichte eine wichtige Rolle spielt. Andreas Baar
Comics treffen Magie
Die Penzberger Ausstellung zeigt, wie Künstler die Sprache von Cartoons, Mythen und Magie nutzten. Spielerisches trifft Einflüsse von Expressionismus (der ja im Penzberger Museum dank dem Blaue Reiter-Maler Heinrich Campendonk vertreten ist), Surrealismus und Dada – verschmolzen zu einer Systemkritik. Farbe wurde gern als Stilmittel genutzt, wie auch 100 Jahre zuvor von Campendonk. „Science Fiction Expressionismus“ nannte der Stuttgarter André Butzer deshalb seine Kunst. Eine eigene Welt wurde so geschaffen. Magie trifft Coolness. Und es gibt laut Vogel wunderbare „ironische weibliche künstlerische Positionen“, die mit Klischees aufräumen wollen.
„Die Bilder sprechen für sich“
„Die Bilder sprechen für sich“, schwärmt die Museumsleiterin. Für Vogel ist es eine Ausstellung, auf die man sich einlassen muss. „Die einen aber trotzdem ergreift.“ Und so verspricht Vogel einen Besuch, „der unter die Haut geht“ – und die Neugierde weckt.