Patientin von Physiotherapeut aus dem Landkreis Landsberg missbraucht?

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Ein Physiotherapeut aus dem Landkreis Landsberg muss ich wegen Vergewaltigung einer Patientin vor dem Amtsgericht Augsburg verantworten. © SmarterPix/Javier Sanchez Mingorance (Symbolbild)

Wegen Vergewaltigung einer Patientin steht ein Physiotherapeut aus dem Landkreis Landsberg vor dem Schöffengericht am Amtsgericht Augsburg. Der Mann bestreitet die Tat. Ein Urteil fiel noch nicht.

Landkreis Landsberg/Augsburg - Physiotherapie ist Vertrauenssache, ein geschützter Raum“, sagte die Geschädigte im Zeugenstand. Umso mehr habe es sie „ausgeknockt“, was am 13. Februar dieses Jahres im Keller der Praxis geschah. Während einer Rückenmassage soll der 46-jährige Therapeut sie mit mehreren Fingern penetriert und dabei masturbiert haben.

Zuvor habe er ihr mit einem raschen Griff Hose und Unterhose heruntergezogen, „wie wenn man eine Tischdecke wegzieht“, schilderte die Frau. „Das ist alles so schnell gegangen.“ Sie sei vor Schreck völlig erstarrt gewesen und habe nicht reagieren können. „Es war, als würde ich neben mir stehen. Das kenne ich von mir nicht.“

Erst danach habe sie „Stopp!“ rufen können. Doch der Therapeut habe sie noch fünf Minuten fertig massiert, sich dann entschuldigt und ihr mit einer Geste zu verstehen gegeben, dass sie über den Vorfall schweigen solle. Die Geschädigte ging noch am selben Abend zur Polizei.

Der Angeklagte hatte die 46-Jährige bereits seit Oktober des Vorjahres behandelt. Ihre Schulter- und Armbeschwerden hatte er erfolgreich kuriert. Weil sie darüber so froh war, brachte ihm die Frau am Tattag eine große Tafel Schokolade und ein Trinkgeld von 20 Euro mit. Wegen Rücken- und Hüftbeschwerden hatte sie ein weiteres Physiorezept erhalten.

Während der Behandlungen habe der 46-Jährige nie viel gesprochen und auch nichts erklärt, sagte die Frau aus. Dass ihr schon zuvor manchmal ein Griff zu nah an den Intimbereich gekommen sei, habe sie nicht einordnen können – „ich dachte, vielleicht bin ich zu empfindlich“. Man habe sich von Anfang an geduzt, das sei in der Praxis üblich. Dass der Angeklagte aber einmal ihr Alter kommentiert habe, habe sie gewundert. „Wieso war ihm mein Alter präsent?“

„Sehr zugetan“

Der Angeklagte sitzt seit Februar in Untersuchungshaft. Er äußerte sich selbst nicht zu den Vorwürfen, sondern ließ seinen Verteidiger Klaus Wittmann eine Erklärung abgeben. Darin bestreitet der Therapeut die Tat. Die Behandlung an jenem Tag sei ganz normal verlaufen, es hätten keinerlei Übergriffe stattgefunden. Konflikte mit der Geschädigten habe es nie gegeben, sie sei ihm „generell sehr zugetan“ gewesen.

Dass die Polizei ein Papiertuch mit seinen Spermaspuren im Abfalleimer des Behandlungsraums fand, habe nichts mit der Geschädigten zu tun, ließ der Angeklagte weiter verlauten. Er habe am Vortag auf seinem Handy ein Pornovideo angeschaut und dabei masturbiert. „Kam das öfter vor, in der Arbeitszeit?“, hakte Nebenklägervertreter Tilo Schorten nach. „Ab und zu, aber nur in den Pausen“, lautete die Antwort des Physiotherapeuten.

Die Geschädigte leidet nach eigenen Angaben bis heute massiv unter den Folgen dessen, was die Anklageschrift dem 46-Jährigen vorwirft. Kurz nach jenem Tag im Februar musste sie krankgeschrieben werden und ist es bis heute.

Neben körperlichen Beschwerden hat sie psychische Probleme. Am Anfang löste bereits der Anblick eines Mannes mit ähnlicher Statur wie der Angeklagte eine Panikattacke bei ihr aus. Das sei inzwischen besser geworden. „Aber ich kann mich nicht mehr gut konzentrieren und bin nicht mehr so belastbar. Und mein Bauchgefühl funktioniert nicht mehr“, schilderte die Frau vor Gericht. Sie will auch die Stelle wechseln – weg von einer Tätigkeit, bei der sie mit vielen verschiedenen Menschen zu tun hat.

Ein Urteil fiel am ersten Sitzungstag noch nicht. Die Verhandlung soll am 21. August fortgesetzt werden.

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