Wegen HJ-Roman: Otfried-Preußler-Gymnasium in Pullach wird umbenannt

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Als heraus kam, dass Otfried-Preußler einen HJ-Roman geschrieben hatte, setzte sich die Schule kritisch mit ihrem Namensgeber auseinander. © düren/dpa

Wegen eines umstrittenen HJ-Romans des bekannten Autors Otfried Preußler soll das nach ihm benannte Gymnasium in Pullach umbenannt werden. Das hat jetzt der Gemeinderat mit großer Mehrheit entschieden.

Pullach – Der Pullacher Gemeinderat ist mit deutlicher Mehrheit dafür, dass das örtliche Gymnasium die Benennung nach Otfried Preußler rückgängig macht. Das kam nun bei der Sitzung des Gremiums heraus, nur zwei Vertreter der CSU, Christine Eisenmann und Sebastian Westenthanner, stimmten dafür, dass die Schule ihren Namen behält.

Nachdem sich aus der „Schulfamilie“ eine überdeutliche Mehrheit der Lehrer, Eltern und Schüler ebenfalls für eine Rückbenennung in „Staatliches Gymnasium Pullach“ stark gemacht hatte, liegt die Entscheidung jetzt beim Zweckverband. Der tagt wieder im März, die Kommunalpolitiker, die ihm angehören, sind nun angehalten, entsprechend dem Gemeinderatsbeschluss zu votieren.

CSU skeptisch gegenüber Forschungsergebnissen

Die Diskussion im Bürgerhaus war ausführlich, aber nicht hitzig. Alle Fraktionen meldeten sich zu Wort bis auf die zwei Vertreter von Pullach Plus. Eröffnet wurde der Meinungsaustausch von Christine Eisenmann, die sagte, nicht alles sei einwandfrei zu belegen im Bericht, in dem die Schule ihre Preußler-Forschungen zusammenfasst. Man könne etwa nicht wissen, ob nicht ein Lektor ins Manuskript von „Erntelager Geyer“ eingegriffen habe, den HJ-Roman von Preußler, von dessen Existenz die Schule erst vor kurzem erfahren hat; woraufhin sie begann, weiter zu Preußler zu recherchieren. Eisenmann: „Wieviel von Preußler stammt in diesem Buch, darüber gibt es verschiedene Auffassungen.“ Sie zitierte Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, der von einer „Hexenjagd auf den Autor der Kleinen Hexe“ gesprochen hatte und bezog sich auf den Preußler-Biografen Carsten Gansel, dessen Buch aber in der Forschung als überholt gilt. Preußler sei, sagte Eisenmann, vielfach geehrt worden, seine 38 Bücher wurden in 55 Sprachen übersetzt. Sie sagte: „Was hier passiert, gefällt mir nicht.“

Schule soll keinen Namen mehr haben

Wie gesagt, die Kollegen im Gremium sahen die Sache anders. Fabian Müller-Klug (Grüne) meinte, man müsse respektieren, dass sich die „überragende Mehrheit“ an der Schule mit dem Namensgeber Preußler nicht mehr identifizieren kann. Preußler habe sich auch nie ausreichend von seinem ersten Roman distanziert. Für die WiP führte Reinhard Vennekold aus, der Gemeinderat sei schon vor elf Jahren dagegen gewesen, die Schule nach Preußler zu benennen, genau bei der Meinung solle man nun auch bleiben: „Eine Schule ohne Namen ist ganz gut.“ Michael Reich (FDP) zitierte wiederum den Soziologen Ralf Dahrendorf und fand, es gehe darum, dass man die Freiheit gerade in Zeiten der Unfreiheit unter allen Umständen verteidigen müsse, „das hat Preußler nicht getan“.

Benennung nach Preußler damals von Schulleitung „durchgedrückt“

Holger Ptacek (SPD) ging es bei seiner Beurteilung des Schriftstellers eher darum, dass der sich eben nie zu seiner schriftstellerischen Jugendsünde bekannt habe. Dass er diese Jugendsünde überhaupt begangen habe, könne man ihm hingegen nicht vorwerfen. „Sein Vater war begeisterter Nazi“, er sei in die NS-Zeit hineingewachsen. Die Benennung der Schule nach Preußler sei, sagte Ptacek auch, damals von der Schulleitung „durchgedrückt“ worden und nie gewünscht gewesen. Die Entscheidung fiel dann mit 16:2 Stimmen. Vor elf Jahren, als es erstmals um den Namen gegangen war, war das Votum 15:2 ausgefallen – auch gegen den Namen Preußler.

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