„So dreist“: Frau regt sich über Vater in Flugzeug auf
Damit zwei Kinder bei ihrer Mutter sitzen können, tauscht eine Frau im Flugzeug ihren Platz. Das Verhalten des Vaters bringt sie später fast zum Weinen.
„Ich habe heute das erste Mal in meinem Leben einem Mann sein Kind in die Hand gedrückt“, sagt Gina Hitsch, die auf Instagram als @ichbinginapunkt unterwegs ist, in einem Video im Dezember 2024. Sie erzählt von einer Situation im Flugzeug, wegen der sie „fast geweint“ habe. „Ich kann das nicht mehr“, schreibt sie. „Der Vater war einfach Deko!“
Hitschs Platz im Flugzeug sei zwischen einer Familie mit zwei Kindern gewesen. Als die Mutter sie gefragt habe, ob sie einen Platz mit einem der Kinder tauschen könne, damit beide bei ihr sitzen könnten, habe sie natürlich zugestimmt, erzählt Hitsch. Sie habe dann den Vater gefragt, ob er auch bei der Familie sitzen wolle. Er habe geantwortet: „Ne, das passt so.“
Vater verweigert Kinderbetreuung im Flugzeug: „Vielleicht kümmerst du dich jetzt mal“
Den ganzen Flug über habe also die Mutter alleine mit den beiden Kindern fertig werden müssen. „Voll am Rotieren“, sagt Hitsch. „Der Vater, der hat Musik gehört und Filme geschaut, geschlafen, gegessen und gechillt.“ Zwischendurch habe er sich zu den Kindern gedreht und ihnen den Daumen nach oben gezeigt.
Als eines der Kinder später im Gang herumlief, habe es Hitsch gereicht. Sie habe zu dem Kind gesagt: „Willst du zu deinem Papa? Ja, du willst bestimmt zu deinem Papa!“ und habe das Kind kurzerhand dem Vater gegeben. „Vielleicht kümmerst du dich jetzt mal um dein Kind, damit das nicht die ganze Zeit deine Frau machen muss“, habe sie zu dem verdutzten Mann gesagt.
Mütter und Care-Arbeit: „Nicht nur eine zeitliche, sondern auch mentale Doppelbelastung“
„Frauen sind noch immer hauptverantwortlich für die Familie“, sagt Eileen Peters, Expertin für Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt bei der Hans-Böckler-Stiftung BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA. Das gelte sowohl bei der Kinderbetreuung als auch beim Mental Load. Frauen seien immer noch oft hauptverantwortlich für die Care-Arbeit und sie fühlen sich auch mehr für Kleinigkeiten wie Familienfotos zuständig. In vielen Partnerschaften sind sie auf den Erinnerungsbildern seltener zu sehen, was auch als Gender Foto Gap bezeichnet wird.
Weil Mütter heute trotz Care-Arbeit erwerbstätig seien, hätten sie „nicht nur eine zeitliche, sondern auch mentale Doppelbelastung“, sagt Peters. „Im Englischen gibt es einen Begriff, den wir im Deutschen leider nicht kennen: die Motherhood Penalty“, sagt Ferda Ataman, Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, BuzzFeed News Deutschland. Frauen seien „durch ihre Mutterschaft oft in mehrfacher Hinsicht bestraft“, weil die Kinder für die meisten ein massiver Karriereknick und weniger Geld sowie gleichzeitig mehr Stress bedeuten würden.

Frauen und Care-Arbeit: „Alleinerziehend mit Männerbegleitung“
Nachdem sie dem Vater das eine Kind in die Hand gedrückt habe, sei Hitsch aufgestanden und habe ihm quasi befohlen, sich zu seiner Familie zu setzen, erzählt sie über ihr Erlebnis im Flugzeug. „Ich glaube, ich habe eine Stunde so getan, als ob ich schlafe, damit sich der Typ nicht mehr in die Mitte setzt“, sagt sie. Die Frau habe sich später bei ihr bedankt.
In den Kommentaren wird Hitsch für die Aktion gefeiert. „Ohne Witz, du bist die Heldin des Tages! Unfassbar einfach, wie ein Vater sich so dreist aus seiner Verantwortung zieht und das gesellschaftlich einfach immer noch total akzeptiert wird. Ich hätte dem auch einen Vortrag gehalten“, schreibt eine Person.
Eine andere schreibt, dass „alleinerziehende verheiratete Mütter“ ein Ding seien. „Meine Freundin nannte das immer: Alleinerziehend mit Männerbegleitung“, schreibt eine Frau. „Männer wünschen sich Kinder, so wie Kinder sich Welpen wünschen“, kommentiert eine andere Person – ganz ohne Care-Arbeit und Mental Load. Das muss sich ändern, fordert ein Väter-Coach auf Linkedin.