Altersfalle Sarkopenie - Muskelschwund: Die unterschätzte Gefahr für Senioren und was Sie dagegen tun können
Die Geschichte hinter der Diagnose
Der Terminus wurde 1988 vom Geriater Irwin H. Rosenberg auf einer Konferenz in Albuquerque geprägt, um den altersbedingten Verlust von Muskelmasse und -kraft wissenschaftlich zu kategorisieren. Ursprünglich bezog sich der Ausdruck nur auf den quantitativen Muskelverlust, wurde später aber um Aspekte der Muskelkraft und -funktion erweitert. Der Begriff verdeutlicht somit prägnant das zentrale Merkmal der Erkrankung: den schleichenden, aber folgenreichen Verlust von Muskelgewebe, der insbesondere im Alter auftritt.
Wer ist betroffen?
Sarkopenie betrifft weltweit vor allem ältere Menschen. In Deutschland liegt die Prävalenz bei etwa 5,7 Prozent der über 65-Jährigen und steigt auf bis zu 17 Prozent bei den über 80-Jährigen. Etwa 10 Prozent der über 60-Jährigen sind betroffen, mit höheren Raten in Pflegeeinrichtungen.
Unbehandelt führt Sarkopenie zu Mobilitätsverlust, erhöhtem Sturz- und Frakturrisiko sowie Gebrechlichkeit. Sie ist zudem mit Osteoporose, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden. Die Sterblichkeitsrate kann sich bei Betroffenen um das 3,6-Fache erhöhen.
Wie wird Sarkopenie diagnostiziert?
Die Diagnose der Sarkopenie erfolgt durch die Messung der Muskelkraft (z. B. Handkrafttest), die Bestimmung der Muskelmasse im Rahmen einer Körperkompositions-Analyse und Testuntersuchungen zur körperlichen Leistungsfähigkeit (z. B. Gehgeschwindigkeit). Geeignete Screening-Tools wie SARC-F-Fragebögen helfen ebenfalls bei der Früherkennung.
Beispiel:
- Handkraftmessung mit Dynamometer (pathologisch: <27 kg bei Männern, <16 kg bei Frauen)
- Alternativ: Chair Rise Test (>15 Sekunden für 5x Aufstehen aus dem Sitzen = pathologisch)
Die Rolle der Ernährung
Ernährung spielt eine Schlüsselrolle bei der Prävention von Sarkopenie, indem sie gezielt Muskelmasse erhält und altersbedingtem Abbau entgegenwirkt. Zentrale Strategien umfassen bedarfsgerechte Proteinzufuhr, Mikronährstoffe und eine ausgewogene Kost.
1. Proteinzufuhr als Grundpfeiler
- Empfohlene Menge: 1,0–1,2 g Protein pro kg Körpergewicht täglich für gesunde Senioren, bei Sarkopenie bis zu 1,5 g/kg .
- Hochwertige Quellen: Mageres Fleisch, Fisch, Eier, Milchprodukte, Hülsenfrüchte und Sojaprodukte
- Verteilung: 25–30 g Protein pro Mahlzeit, um die Muskelproteinsynthese optimal zu stimulieren. Leucin (2,5–3 g pro Mahlzeit) fördert den Muskelaufbau.
2. Mikronährstoffe mit synergistischer Wirkung
- Vitamin D: 800–1.000 IE/Tag verbessern Muskelkraft und -funktion.
- Omega-3-Fettsäuren: Reduzieren Entzündungen und unterstützen die Proteinsynthese (z. B. durch fettreichen Fisch, Rapsöl).
- Antioxidantien: Beeren, Nüsse und dunkles Gemüse schützen vor oxidativem Stress
3. Gesamternährungskonzept
- Mediterrane Ernährung: Reich an Gemüse, Obst, Vollkorn und pflanzlichen Fetten fördert Muskelerhalt und kognitive Funktion.
- Energiezufuhr: 24–36 kcal/kg/Tag, um Mangelernährung und Muskelabbau zu vermeiden.
- Flüssigkeitsmanagement: Ausreichende Hydration unterstützt den Muskelstoffwechsel.
4. Kombination mit körperlicher Aktivität
- Krafttraining (2–3 Mal/Woche) und proteinreiche Ernährung wirken synergistisch: Training stimuliert die Muskelproteinsynthese.
- Protein liefert Bausteine für den Aufbau.
Eine frühzeitige Ernährungsoptimierung kann Sarkopenie verzögern, Mobilität erhalten und die Lebensqualität im Alter deutlich steigern.