NATO-Großmanöver: Hier kommt es wegen Quadriga 2024 zu Militär-Konvois und Behinderungen

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Die Bundeswehr probt für den Ernstfall. An der Großübung Quadriga 2024 nehmen 12.000 Soldatinnen und Soldaten teil. Militär ist schon auf den Straßen unterwegs.

München – Gepanzerte Transportfahrtzeuge rollen im Konvoi über die Autobahn. Ein doch ungewohntes Bild. Noch mehr Militär wird demnächst auf unseren Straßen unterwegs sein. Mit Quadriga 2024 nimmt die Bundeswehr unter dem Dach der NATO-Übung Steadfast Defender teil. Tausende Gefechtsfahrzeuge sollen sogar zeitgleich durch Deutschland fahren, kündigt die Bundeswehr an. Ob es zu einem Verkehrschaos kommt? Einzelne Regionen könnten besonders betroffen sein.

„Welche konkreten Auswirkungen es auf den Straßen-, Luft- und Seeverkehr geben wird und wie die Übung abläuft, darüber wird die Bundeswehr auf allen Medienkanälen umfassend informieren“, heißt es auf der aktuellen Internetseite der Quadriga. Zu diesem Zeitpunkt lässt sich noch nichts über konkreten Auswirkungen sagen.

Auf Anfrage von IPPEN.MEDIA verweist ein Sprecher aus Gründen der militärischen Sicherheit auf zurückhaltende Äußerungen in der Detailplanung. Bestätigte aber, dass „mehr Militär im öffentlichen Raum und insbesondere auf Straßen und Autobahnen sichtbar“ sein werde.

Deutschland nehme eine zentrale Rolle für Steadfast Defender und „Quadriga“ ein. „So wird die Bundeswehr, aber auch unsere Partner aus NATO und EU, über die „Drehscheibe Deutschland“ fahren, um im Bundesgebiet, aber auch mit Partnern in benachbarten, gerade östlich liegenden Staaten des NATO-Bündnisses, zu üben“, so die Bundeswehr.

Für die Verlegung der Truppen würden alle Hauptverkehrsträger wie Straße, Schiene, See und Luft genutzt, Auswirkungen könnte es daher in nahezu allen Bundesländern geben. Die Bundeswehr spricht von einem „Straßenmarsch“. Insbesondere auf den Straßen von Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern sei mit mehr Verkehr zu rechnen, da auch Straßen und Autobahnen temporär für Truppenbewegungen genutzt würden.

Thema Straßenmarsch

Die Verlegung von Fahrzeugen, Material und Soldatinnen und Soldaten per Straßentransport wird bei der Bundeswehr als Straßenmarsch bezeichnet. Fahrzeuge bewegen sich dabei in einer Kolonne hintereinander, zum Beispiel auf einer Autobahn. Weitere Fahrzeuge kommen hinzu. Auch das militärische Tanken wird gut vorbereitet und organisiert, damit nicht eine große Anzahl von Fahrzeugen an einer zivilen Tankstelle einen Stau verursachen.

Quelle: Presse Quadriga 2024

Das NATO-Manöver Steadfest Defender 2024 läuft bereits an. Es ist die größte Übung des Bündnisses seit dem Ende des Kalten Kriegs vor 35 Jahren. Die Bundeswehr nimmt, mit vier Übungen unter dem Namen Quadriga 2024 zusammengefasst, daran teil. Das System der Bündnisverteidigung solle mit der Übungsserie einem Stresstest unterzogen werden, sagte der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais, im Vorfeld.

„Drehscheibe“: Deutschland nimmt zentrale Rolle bei NATO-Übung

In den nächsten Wochen nimmt das Übungsgeschehen laut Bundeswehr Fahrt auf. Bereits im Januar erfolgte die Alarmierung der deutschen Truppen. Die Landstreitkräfte der Bundeswehr „werden fünf Monate lang immer wieder in Atem gehalten“ – bis zur Abschlussübung im Mai in Litauen.

„Quadriga 2024“ Bundeswehr Militär-Konvois mit gepanzerte Transport-Kraftfahrzeuge Typ „GTK Boxer“ (Foto) sind schon im Straßenmarsch unterwegs.
Unter dem Titel „Quadriga 2024“ probt die Bundeswehr für den Ernstfall. Militär-Konvois mit gepanzerte Transport-Kraftfahrzeuge Typ „GTK Boxer“ (Foto) sind schon im Straßenmarsch unterwegs. © Marco Dorow/Bundeswehr

„Bei Quadriga geht darum, schnelle Verlegung eigener Kräfte an die NATO-Ostflanke nach Norwegen, Litauen, Rumänien oder Ungarn zu trainieren“, heißt auf der Bundeswehr-Webseite. Zusätzlich müsse die Bundeswehr die Streitkräfte der NATO-Partner, bei deren Verlegung der Truppe und Material unterstützen und schützen. Deutschland dient als „Drehscheibe“ für multinationale Truppenverlegungen.

Großübung Quadriga 2024 startet – Bundeswehr probt fünf Monate den Ernstfall

Die Militärübung Quadriga 2024 besteht aus den vier Teilübungen: Grand North, Grand Center und Grand South und Grand Quadriga. Die Bundeswehr übt in dieser Zeit in Deutschland, Norwegen, Polen, Ungarn, Rumänien und Litauen.

Name Zielland Zeitraum
Grand North Norwegen 21. Februar - 15. März
Grand Center Polen und Litauen 26. Februar - 26. April
Grand South Rumänien über Ungarn 26. April - 18 Mai
Grand Quadriga Litauen 2. bis 30. Mai

Quadriga soll zeigen, dass die Bundeswehr entschlossen und befähigt ist, entscheidend zur Verteidigung der NATO-Ostflanke beizutragen, heißt es in einer Mitteilung der Bundeswehr.

Deutschland mobilisiert Panzerdivision

Bei der Abschlussübung Grand Quadriga ab Mitte Mai wird die 10. Panzerdivision von verschiedenen Orten in Deutschland per Schiff, Schiene und im Straßenmarsch nach Litauen verlegt, um dort in einem Gefecht ihre Fähigkeit zum Kampf zeigen.

Die Nato will für das Großmanöver Steadfast Defender 2024 zur Abschreckung Russlands rund 90.000 Soldaten mobilisieren. Die bislang größte Nato-Übung seit dem Ende des Kalten Krieges war 2018 mit Schwerpunkt in Norwegen organisiert worden. An ihr waren rund 51.000 Soldaten beteiligt. Die letzten Nato-Manöver, die größer waren als die nun geplante Übung, fanden vor der Auflösung der Sowjetunion im Jahr 1991 statt. Damals gab es unter anderem noch die Manöverreihe „Return of Forces to Germany“ (Rückkehr von Streitkräften nach Deutschland). An ihr waren 1988 beispielsweise rund 125 000 Soldaten beteiligt.

Bei der Nato-Übung Air Defender 2023 war einiges los am Himmel über Deutschland. Etliche Urlaubsflieger mussten ausweichen. (ml)

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