Wärmepumpen in Deutschland: „Erfolgreiches Jahr“ oder scheitert Habecks Revolution?
Für 2024 rechnen Experten mit einer Fortsetzung der positiven Entwicklung beim Einbau von Wärmepumpen. Jedoch gibt es noch einige Herausforderungen.
Berlin – Die Ampel-Koalition und insbesondere Robert Habeck (Grüne) setzen bei der Energiewende auf die Wärmepumpe. Bis 2030 plant die Bundesregierung, sechs Millionen Wärmepumpen einzubauen. Der Run auf Gas- und Ölheizungen hatte zunächst die Hoffnung gedämpft, zudem ist die Wärmepumpe im Ausland viel beliebter. Immobilienexpertin Dagmar Faltis, Geschäftsführerin bei Aroundhome, ist dennoch optimistisch, wie sie im Gespräch mit Ippen.Media verdeutlicht.

Wärmepumpen in Deutschland – Expertin rechnet mit erfolgreichem Jahr
Frau Faltis, kommen Wärmepumpen Ihrer Wahrnehmung nach bei den Verbrauchern in Deutschland derzeit gut an?
Aktuell sehen wir eine sehr positive Entwicklung und dass ein bisschen Ruhe eingekehrt ist. Es gibt nicht mehr diese wahnsinnigen Ausschläge bei der Kundennachfrage, die natürlich getrieben wurden durch Verunsicherungen bei der Förderung. Und wir sehen auch wieder im Verhältnis von den Gesamtanfragen für das Thema Heizung ist die Wärmepumpe bei 80 Prozent – so hoch, wie es vom Verhältnis noch nie war. Von daher ist die Situation eine andere als im letzten Jahr. Ich gehe davon aus, dass es ein erfolgreicheres Jahr wird für das Thema Wärmepumpen.
Also würden Sie sagen, ist dahingehend eine Art Trend in Deutschland zu verzeichnen?
Ja, auf jeden Fall. Also letztes Jahr wurden ja schon um die 350.000 Wärmepumpen eingebaut. Dieses Jahr ist der Zielwert 400.000. Das Thema Produktion ist aktuell kein Thema mehr. Eine Herausforderung, die es noch immer gibt, ist das Thema Mitarbeiter und Fachkräftemangel.
Dennoch ist es ja so, dass Öl- und Gasheizungen nach wie vor beliebt sind.
Natürlich werden auch diese Heizungsarten noch nachgefragt. Was wir aktuell bei unseren Zahlen sehen ist, dass die Nachfrage nach den traditionellen Heizungsformen, wie Gas und Öl, allerdings deutlich zurückgeht und die nach der Wärmepumpe zunimmt. Wir sehen einen positiven Trend hin zu mehr Wärmepumpen, gerade beim Thema Neubau, hier dürfen traditionelle Heizungen nicht mehr eingebaut werden. Und was natürlich mit dazukommt, sind die steigenden CO2-Abgaben und damit einhergehend steigende Kosten für Gas und Öl.
Daher wird irgendwann die Überlegung erzwungen, dass man aus monetären Gründen nach anderen Wegen suchen muss. Da bietet sich zwar die Wärmepumpe an, aber natürlich gibt es auch die Fernwärme oder andere nachhaltige Heizsysteme.
Wärmepumpen sind beliebter im Ausland – Was Deutschland von anderen Ländern lernen kann
Was könnte Deutschland in Sachen Wärmepumpe von den anderen Ländern lernen?
Wir haben bereits einiges dazu gelernt. Gerade wenn man sich Schweden anschaut. Die haben von Anfang an den Strom sehr günstig angeboten und die CO2-Abgabe ist dort extrem hoch. Es lohnt sich dort also gar nicht, traditionelle Heizungsarten zu nutzen. Und sie haben natürlich auch ganz klare Förderstrukturen. Das Thema ist dort ganz selbstverständlich, so wie wir über Gas und Öl reden, so reden sie über eine Wärmepumpe.
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Woran könnte eine Wärmepumpen-Revolution in Deutschland scheitern?
Ich glaube nicht, dass es eine Revolution geben wird. Ich glaube, dass es einen stabilen Anstieg geben wird, was ja auch in anderen Ländern passiert ist. Wir haben aktuell schon den richtigen Hebel, um es zu bewirken. Aber das Thema ist zu teuer und zu komplex, um von einer Revolution zu sprechen. Es muss eher Entwicklung sein, daran habe ich keinen Zweifel. Man muss dazu aber auch sagen, dass nicht jedes Haus für eine Wärmepumpe geeignet ist. Da ist es natürlich ganz wichtig, sich vorher auch beraten zu lassen, sich zu informieren und viel zu lesen. Die Wärmepumpe ist dennoch in manchen Ländern aktuell noch beliebter als in Deutschland.
Wärmepumpen-Revolution in Deutschland? „Haben uns mit vielen Dingen zu lange Zeit gelassen“
Also war Deutschland eigentlich tendenziell ein bisschen zu spät dran?
Ja natürlich. Wir haben uns mit vielen Dingen zu lange Zeit gelassen und hätten da natürlich schon viel früher aktiv werden müssen. Das muss natürlich auch die aktuelle Regierung ein bisschen mit ausbaden. Es ist jetzt wichtig, die Emotionen bei dem Thema rauszunehmen, sich zu belesen, sich beraten zu lassen und einen Maßnahmenplan zu entwickeln. Es ist wichtig, sich einen Sanierungsplan aufzustellen lassen und zu schauen: Was sind die aktuellen Fördermittel?
Wird es denn jetzt gleich die Wärmepumpe sein, oder kann ich schon anders einen großen Beitrag zur Energieeffizienz leisten und dabei auch schon Kosten sparen? Das geht zum Beispiel mit den richtigen Fenstern oder mit der richtigen Fassadendämmung los. Und auch immer wichtiger wird das Thema Verbundsysteme – also das Zusammenspiel zwischen Wärmepumpe, Solaranlage und Wärmespeicher, damit man ein möglichst autarkes Energiesystem zu Hause hat.