Vulkan bringt Hölle über Sumatra – 23 Tote in Indonesien befürchtet

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Der Ausbruch des Marapi dürfte 23 Menschen das Leben gekostet haben. Menschen wurden von Asche getroffen. © Andri Mardiansyah - youtube/New Newspaper Today

Der verheerende Ausbruch des Vulkans Marapi könnte mindestens 23 Menschen das Leben gekostet haben. Die begingen womöglich einen fatalen Fehler.

Jakarta – Mit einer über drei Kilometer hohen Aschewolke ist am Sonntag (3. Dezember) der 2891 Meter hohe Vulkan Marapi (nicht zu verwechseln mit dem bekannten Merapi auf Java) auf der westlichen indonesischen Hauptinsel Sumatra ausgebrochen. Dabei wurden 75 Wanderer überrascht, die die Hänge des Vulkanriesen bestiegen hatten. Derzeit sind alleine in Indonesien sechs Vulkane aktiv. So spuckt der Anak Krakatau Asche und Feuer.

Indonesien: 11 Tote und 12 Vermisste nach Ausbruch von Vulkan Marapi – Opfer im Gesicht gezeichnet

Elf von den Wanderern wurden am Montag (4. Dezember) tot aufgefunden, zwölf werden noch vermisst. Die Wanderer wurden von pyroklastischen Wolken getroffen, einige der Überlebenden erlitten teils schwere Verbrennungen. Eine Frau zeigt bei YouTube ihr von der heißen Asche gekennzeichnetes Gesicht (ab Sekunde 13):

Es handelt sich um Zhafirah Zahrim F. (19), Studentin an der polytechnischen Hochschule in der Provinzhauptstadt Padang. Sie hatte ihrer Mutter einen verzweifelten Hilferuf per Messenger geschickt, als sie am Vulkan von den Aschewolken eingeschlossen war, berichtet die Seite france24.com. „Mama hier ist Ife, das ist gerade meine Lage“, rief die Frau ins Handy. Ife ist ihr Spitzname. Die 19-jährige Studentin wirkte traumatisiert, ihr Gesicht war verbrannt und ihr Haar mit dicker grauer Asche verfilzt. Wie viele andere Überlebende hatte Ife auch Knochenbrüche erlitten. Ihre Mutter ist froh, dass sie überlebt hat, will ihr aber keine weiteren Vulkanwanderungen erlauben.

Die Suche nach den Vermissten wurde nach einem weiteren Ausbruch am Montag eingestellt. 120 Rettungskräfte waren beteiligt. Der Sprecher der Rettungsbehörde der Provinz Westsumatra, Jodi Haryawan, sagte gegenüber ABC-News: „Es ist zu gefährlich, wenn wir jetzt weiter suchen.“

Alarmstufe verbietet Besteigen des indonesischen Vulkans – wurden verbotene Wege genommen?

Am Marapi gilt seit 2011 die dritthöchste von vier Alarmstufen. Diese Stufe, die auf überdurchschnittliche vulkanische Aktivität hinweist, verbietet Kletterern oder Dorfbewohnern das Betreten des Gipfels und einer Region im Umkreis von drei Kilometern. Das berichtet Hendra Gunawan, Leiter des Zentrums für Vulkanologie und geologische Katastrophenvorsorge. „Das bedeutet, dass es kein Besteigen des Gipfels geben darf“, so Gunawan. Das Betreten des Vulkans sei nur außerhalb der Gefahrenzone erlaubt.

Gunawan weiter: „Aber manchmal haben viele von ihnen diese Regeln gebrochen, um ihrer Lust zu befriedigen und weiterzuklettern.“ Hari Agustian, ein Beamter der örtlichen Such- und Rettungsagentur in der Provinzhauptstadt, berichtete bei ABC-News, alle Bergsteiger hätten sich vor dem Aufstieg an zwei Kommandoposten oder online über die Naturschutzbehörde von West-Sumatra registriert. Es sei aber möglich, dass andere verbotene Wege genommen hätten oder Anwohner in der verbotenen Zone unterwegs gewesen sein könnten.

Es gab keine Erdbeben, die den Ausbruch ankündigten

Verhängnisvoll für die Wanderer war laut Gunawan, dass dem Ausbruch am Sonntag kein signifikanter Anstieg der Vulkanbeben vorausgegangen sei. Zwischen dem 16. November und dem Sonntag habe es nur drei Erdstöße gegeben. Vulkanausbrüche kündigen sich gewöhnlich durch Erdbebenschwärme an. „Der Eruptionsprozess schreitet schnell voran und das Druckzentrum liegt sehr flach um den Gipfel herum“, so Gunawan weiter. Seit 2004 habe es regelmäßig Ausbrüche am Marapi im Abstand von zwei bis vier Jahren gegeben. „Marapi-Eruptionen erfolgen immer plötzlich und sind mit Geräten schwer zu erkennen, da die Quelle nahe der Oberfläche liegt“, so der Experte zu ABC-News.

Etwa 1400 Menschen leben an den Hängen des Marapi – die nächstgelegenen Dörfer sind fünf bis sechs Kilometer vom Gipfel entfernt. In einem Umkreis von zehn Kilometern leben etwa 250.000 Menschen. Die gesamte Umgebung wurde tonnenweise von Asche bedeckt, die Sonne über der Tropeninsel verdunkelte sich. Die Behörden verteilten Masken und forderten die Bewohner auf, Brillen zu tragen, um sich vor Vulkanasche zu schützen. Der tödlichste Ausbruch des Marapi ereignete sich im April 1979, bei dem 60 Menschen starben.

Der pazifische Feuergürtel – die gefährlichste Region der Welt

Sumatra und die anderen indonesischen Inseln liegen am pazifischen Feuerring – einem Vulkangürtel, der auch Japan, die russische Halbinsel Kamtschatka sowie die gesamte Westküste Amerikas umfasst. Etwa zwei Drittel aller Vulkanausbrüche der Gegenwart finden dort statt und rund 90 Prozent der weltweiten Erdbeben.

Jederzeit wird in Indonesien aufgrund der sechs aktiven Vulkane ein weiterer großer Ausbruch erwartet. Auch auf den phlegräischen Feldern im Süden Italiens sowie in Island wird jederzeit mit Eruptionen der dortigen Vulkane gerechnet.

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