„Ende einer Ära“: Italien-Traditionsfirma wird chinesisch – Produkt steht in quasi jedem Haushalt

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Die italienische Traditionsmarke Bialetti wird nach China verkauft. Viele Bürger sehen ein Versagen der Regierung Meloni. (Collage aus Archivbildern) © IMAGO / ZUMA Press Wire//IMAGO / Cavan Images

Italien ist geschockt: Eine echte Kult-Marke mit internationaler Strahlkraft wird aus China aufgekauft. Viele Bürger reagieren auch mit Wut.

Brescia – Für Italien ist es ein bitterer Schlag, der viele Bürger vor allem emotional trifft. Die Firma Bialetti wird aus China übernommen. Der bekannteste Hersteller der achteckigen Mokka-Kaffeekocher steht in Italien in fast jedem Haushalt und ist fest verbunden mit der italienischen Seele. Dementsprechend traurig fallen die Reaktionen der Bevölkerung über die Meldung aus. Doch es mischt sich auch Wut in die Gefühlslage.

Bialetti ist vom chinesischen Unternehmer Stephen Cheng aus Hongkong übernommen worden. Dessen Konsortium erwarb über den in Luxemburg ansässigen Investmentfonds Nuo Capital fast 79 Prozent der Bialetti-Aktien, wie beide Unternehmen mitteilten. Der Kaufpreis wurde auf etwa 53 Millionen Euro beziffert. Bialetti steckt bereits seit einiger Zeit in Schwierigkeiten. 

Italiener geschockt: Kaffee-Kultmarke geht nach China – Probleme sind nicht neu

Die Kannen - auf Italienisch: Caffettiera oder kurz auch nur Moka - wurden in den 1930er Jahren von Firmengründer Alfonso Bialetti (1888-1970) entwickelt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Kocher aus Aluminium und später auch aus Stahl mit großem Erfolg vermarktet. In vielen italienischen Haushalten - inzwischen weit darüber hinaus - gehören die silbernen Kannen zur Standardausrüstung. Längst gibt es sie auch in anderen Formen und Farben.

Doch seit einigen Jahren machen Kapselsysteme Bialetti und anderen Espressomaschinenherstellern Konkurrenz. Die Firma ist nach Medienberichten mit mehr als 100 Millionen Euro verschuldet und mit Steuerzahlungen an den italienischen Staat im Verzug. Bialetti verkauft auch elektrische Kaffeemaschinen, Tassen und Kaffee sowie andere kleinere Küchengeräte. In vielen italienischen Städten ist die Marke mit eigenen Geschäften vertreten.

„Verwüstung Italiens“: Bürger nach Bialetti-Verkauf traurig und wütend

„Auch das verlieren wir, mein Gott, was für eine Verwüstung Italiens, nur der Name ist übrig geblieben“, schreibt eine Italienerin als Reaktion auf die Bialetti-Meldung in den sozialen Medien. „Wie traurig“, „Scham“ und „das Ende einer Ära“ lauten andere Kommentare. Doch neben der Trauer äußern viele Italiener auch ihre Wut über den Verkauf nach China.

„Danke Giorgia“, schreiben einige mit Bezug auf Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni und fragen „wo ist die Regierung?“ Besonders wütend macht viele, dass die Meloni-Regierung eigens ein Ministerium für „Made in Italy“ geschaffen hatte. Damit wollte man die Produkte aus dem eigenen Land besser schützen. Viele sehen nun in der Bialetti-Meldung ein Stück italienischer Geschichte nach China wandern und schlussfolgern: „Die Regierung hat versagt“.

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