„Smeilingen“: ARD-Comedy setzt auf teure Stars und billigen Humor
Zumindest der Sendetermin ist gut gewählt: Pünktlich zu Halloween packt die ARD an diesem Donnerstag (31.10.) eine neue Sketch-Comedy-Serie in die Mediathek. Ein Tag später startet „Smeilingen“ dann um 21.45 Uhr im Ersten – mit einem Humor zum Gruseln.

„Smeilingen – Ein Dorf wie Du und Ich“ soll laut Pressetext nicht nur innovativ, sondern auch noch der „garantiert komischste Ort Deutschlands“ sein. Hier finden sich jede Menge schrullige, eigenwillige, „aber immer liebenswerte Dorfbewohner“, heißt es vom Sender. Vor allen Dingen aber tummeln sich in den sechs unter der Federführung des Südwestrundfunks (SWR) produzierten Folgen jede Menge hoch bezahlter Stars: Uwe Ochsenknecht, Michelle Hunziker, Heino Ferch, Hannes Jaenicke, Christine Neubauer, Armin Rohde, Cordula Stratmann, Phil Laude und Mirja Boes sind nur einige der 17 Komödianten, die sich in Sketchen an dem abarbeiten, was die ARD lustig findet.
Kalauer von vorvorgestern
Da gibt es den eitlen Bürgermeister (Uwe Ochsenknecht), der einen betagten, soeben verstorbenen Jubilar kurzerhand im Rollstuhl aus seinem Amtszimmer schubst, zwei dämliche Dorfpolizisten (Heino Ferch und Hannes Jaenicke), die eine entlaufene Katze vom Baum schießen und ansonsten Rentner nach Drogen filzen, einen Pfarrer, der als Karnevalspräsident auf die Kanzel steigt, und eine Bestatterin (Mirja Boes), für die Pietät ein Fremdwort ist. Christine Neubauer darf als handfeste Gastwirtin mit bayerischem Slang im Kölner Kaff zeigen, was sie nicht kann – nämlich Slapstick.

Überhaupt wirkt diese Serie, als hätte Thomas Gottschalk den Verantwortlichen der Produktionsfirma Constantin Entertainment als Humor-Berater beiseitegestanden. Die Kalauer: von vorvorgestern. Dabei stecken hinter den Drehbüchern immerhin zwölf Autorinnen und Autoren. Und die haben nicht an Klischees gespart – vom komplett verstrahlten Influencer-Pärchen (Tony Bauer und Negah Amiri) bis zum queeren Supermarkt-Kassierer (Nico Stank) ist alles mit dabei. Allein Jorge González als kubanischer Austauschlehrer, der seine Schüler als radebrechender Physikpädagoge an den Rand des Wahnsinns treibt, entlockt einem hin und wieder ein winziges Lächeln. Eine schwache Ausbeute für ein so ambitioniertes Projekt wie „Smeilingen“.
Kein Konzept für die Zielgruppe
An sich ist es ja keine Schande, auch mal einen Flop zu produzieren. Der Schaden aber ist in diesen Tagen weitaus größer: Kritiker des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, dessen Reform gerade heiß diskutiert wird und für den eine Gebührenerhöhung zum 1. Januar 2025 im Raum steht, dürften sich angesichts der Konzeptlosigkeit bestätigt fühlen. Während der SWR mit der einen Hand Unterhaltungsformate im eigenen Haus streicht, schaufelt er mit der anderen das Geld in eine Serie wie „Smeilingen“, deren Zielgruppe sich beim besten Willen nicht erschließt. Für die Jungen zu rückständig, für die Älteren zu unlustig. Wie hat Komikerlegende Didi Hallervorden mal so schön gesagt? „Deutscher Humor ist ein echter Schlankmacher. Man muss meilenweit laufen, um ihn zu finden“. Um „Smeilingen“ kann man dabei getrost einen großen Bogen machen.