Kinder sollen „raus an die frische Luft“: Klassenzimmer mitten im Wald geplant
Am Weilheimer Gögerl soll ein „Waldklassenzimmer“ entstehen. Schüler könnten dort Unterricht im Freien erhalten. Und Weilheims Stadtförster hat dafür schon einen idealen Platz im Visier.
Weilheim – Ein Klassenzimmer mitten im Wald? Christian Schuller, der Leiter der städtischen Forstverwaltung, ist begeistert von dieser Idee. Vor zwei Jahren schon kam er damit auf die beiden Grundschulen in Weilheim zu und stieß dort durchaus auf Interesse. Konkrete Schritte seitens der Hardt- und der Ammerschule erfolgten bis dato allerdings nicht. Umso erfreuter war Schuller, als sich vor einigen Wochen eine Lehrerin der „Schule am Gögerl“, also des Förderzentrums, bei der Stadt meldete – und von sich aus fragte, ob ein „grünes Klassenzimmer“ im Stadtwald möglich wäre.
Bereich ist rund 100 Quadratmeter groß
Der Stadtförster nahm sofort den Faden auf und warb im Bauausschuss für die Idee eines „Waldklassenzimmers“. Lehrer und Schüler sollten die Möglichkeit bekommen, „regelmäßig Unterricht draußen zu machen und von dort aus Projekte zu starten“. Was es dafür brauche, sei „keine große Sache“: Ein Bereich von etwa zehn auf zehn Metern wäre dafür vorzusehen und mit Sitzmöglichkeiten und Tischen auszustatten – „sehr rustikal“ natürlich, zum Beispiel mit Baumstümpfen aus dem Wald selbst.
Am Gögerl hat Schuller bereits mögliche Standorte dafür geprüft und einen klaren Favoriten gefunden: einen Platz an der Nordostseite, hinterhalb der einstigen Gögerlburg, unweit des Angerbachs und der dort kürzlich errichteten Spielplatzstation. Windgeschützt sei es dort, erklärt der Förster, und wunderschön sowieso. Im Bauausschuss kamen die Idee an sich und dieser Standort bestens an. Er sei „froh, dass unser Stadtförster da so dahinter ist“, sagte Rupert Pentenrieder (BfW), der Stadtratsreferent fürs städtische Grün: „Das ist unser Erholungswald, da haben auch Kinder ihre Berechtigung.“ Das Ganze sei „eine gute Idee“, fand auch Klaus Gast (CSU) – und in der Verkehrssicherungspflicht, so fügte er an, sei die Stadt im genannten Bereich wegen der vorhandenen Wege ohnehin schon.
Weilheims 2. Bürgermeisterin: „Es ist ganz wichtig, dass wir das machen“
„Es ist ganz wichtig, dass wir das machen“, warb auch 2. Bürgermeisterin Angelika Flock (CSU) – die Schuller bereits bei den früheren Gesprächen in den Grundschulen begleitet hatte – für die Idee. Durch die vielen technischen Geräte hätten viele Kinder „den Bezug zur Natur verloren“, sagte Flock, ein „Waldklassenzimmer“ könne da für Ausgleich sorgen. Der Bauausschuss stimmte dem Konzept einhellig zu. Finanzielle Unterstützung bei den ohnehin „überschaubaren“ Kosten sei etwa durch Stiftungen möglich, erläuterte der Stadtförster. Nun werden zunächst die rechtlichen Voraussetzungen für das Projekt geklärt. „Und die Jagd ist hier gar kein Problem“, sagte Schuller in der Ausschuss-Sitzung, „die mach’ ich da nämlich selbst“.
Im Klassenzimmer mitten im Grünen sollen die Kinder übrigens nicht nur viel über den Wald lernen – es geht um mehr, wie der Leiter der städtischen Forstverwaltung gegenüber unserer Zeitung sagt: Kinder müssten einfach öfter „raus an die frische Luft und sich auspowern“. Schon der Weg in den Wald habe einen guten Effekt. „Und ich sehe es an meinen Kindern“, fügt Schuller fröhlich an: „Draußen im Wald ist denen nie langweilig.“