Nasa-Rover macht wichtigen Fund auf dem Mars – „Könnten Signaturen von früherem Leben nachweisen“
Ein neuer Fund organischer Verbindungen auf dem Mars lässt Forschende hoffen: Wenn es dort einst Leben gab, könnten die Spuren noch auffindbar sein.
Pasadena – Seit mehr als einem Jahrzehnt rollt der Nasa-Rover „Curiosity“ nun schon über den Mars und man könnte denken, dass er seine Umgebung längst ausführlich erkundet hat. Trotzdem ist der Rover immer wieder für überraschende Funde gut. Wie die US-Raumfahrtorganisation Nasa mitteilt, hat der Rover die bisher größten organischen Verbindungen auf dem Mars gefunden. Die Forschungsergebnisse wurden im Fachjournal Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht und deuten darauf hin, dass die präbiotische Chemie auf dem Mars weiter fortgeschritten sein könnte als bisher erwartet.
Ein Forschungsteam hat dazu mithilfe des kleinen Labors „SAM“ im Nasa-Rover eine Gesteinsprobe analysiert – und darin die Moleküle Decan, Undecan und Dodecan gefunden. Diese Verbindungen bestehen aus zehn, elf beziehungsweise zwölf Kohlenstoffatomen und sind vermutlich Fragmente von Fettsäuren. Die wiederum gehören zu den organischen Molekülen, die auf der Erde die chemischen Bausteine des Lebens sind.
Organische Moleküle auf dem Mars weisen nicht unbedingt auf Leben hin
Trotzdem sind die gefundenen organischen Moleküle nicht unbedingt ein Hinweis auf Organismen auf dem Mars. Auf der Erde werden Fettsäuren zwar von Lebewesen produziert, um unter anderem die Zellmembran zu bilden. Sie können aber auch ohne die Beteiligung von Leben entstehen – beispielsweise durch chemische Reaktionen, die durch verschiedene geologische Prozesse ausgelöst werden. Als ein Beispiel dafür nennt die Nasa die Wechselwirkung von Wasser mit Mineralien in hydrothermalen Schloten.
Für die Forschenden ist es derzeit nicht möglich, nachzuweisen, wie die neu entdeckten Moleküle entstanden – trotzdem ist der Fund für das Team sehr spannend, betont die Hauptautorin der Studie, Caroline Freissinet. „Unsere Studie beweist, dass wir auch heute noch durch die Analyse von Mars-Proben chemische Signaturen von früherem Leben nachweisen können, falls es jemals auf dem Mars existierte“, sagt die Forscherin am französischen Nationalen Zentrum für wissenschaftliche Forschung (CNRS).
Neuer Fund zeigt: Organische Chemie auf dem Mars war komplex
Die „Curiosity“-Forschenden hatten bereits zuvor kleine, einfache organische Moleküle auf dem Mars entdeckt, aber die Entdeckung dieser größeren Verbindungen ist der erste Beweis dafür, dass die organische Chemie die Komplexität erreicht hat, die für die Entstehung von Leben auf dem Mars erforderlich ist.
Mit dem Fund erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit, dass große organische Moleküle, die nur in der Gegenwart von Leben gebildet werden können (sogenannte „Biosignaturen“), auf dem Mars erhalten bleiben könnten. Bisher befürchten Forschende, dass solche Verbindungen – sollten sie überhaupt existieren – nach zig Millionen Jahren intensiver Strahlung zerstört werden.
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Mars-Probe verrät so einiges über den roten Planeten
Die Mars-Probe, in der das Forschungsteam die großen organischen Verbindungen gefunden hat, hat der Wissenschaft schon einiges über den Mars verraten. 2015 identifizierte ein Forschungsteam um Freissinet erstmals organische Moleküle in der Gesteinsprobe, die „Cumberland“ genannt wurde. 2013 hatte „Curiosity“ sie in einer Region namens „Yellowknife Bay“ genommen – seitdem wurden zahlreiche chemische Hinweise auf die Vergangenheit des Mars darin entdeckt.
So ist die Region, in der die Probe genommen wurde, offenbar sehr reich an Tonmaterialien, die im Wasser entstehen. Sie enthält reichlich Schwefel, der zur Erhaltung organischer Moleküle beitragen kann. Die Bodenprobe „Cumberland“ enthält auch viele Nitrate, die auf der Erde für die Gesundheit von Pflanzen und Tieren wichtig sind, sowie Methan, das aus einer Art von Kohlenstoff hergestellt wird, der auf der Erde mit biologischen Prozessen in Verbindung gebracht wird. Dank der Mars-Probe konnten Forschende unter anderem nachweisen, dass „Yellowknife Bay“ einst einen See beherbergte.
Hat sich in den „Krater-See-Umgebungen auf dem Mars“ Leben gebildet?
„Es gibt Beweise dafür, dass im Gale-Krater über Millionen von Jahren und wahrscheinlich noch viel länger flüssiges Wasser vorhanden war, was bedeutet, dass genügend Zeit vorhanden war, damit sich in diesen Krater-See-Umgebungen auf dem Mars Leben bilden konnte“, erklärt Daniel Glavin, ein Mitautor der Studie. Es ist möglich, dass die „Cumberland“-Probe noch weitere, längerkettige Fettsäuren beinhaltet, sagen die Forschenden. Doch das „Curiosity“-Instrument „SAM“ ist nicht darauf ausgelegt, längere Molekülketten zu entdecken.
Auf der Erde dagegen wären wohl noch zahlreiche weitere Entdeckungen in der Mars-Probe möglich, sagen Forschende. Die Nasa will Bodenproben vom Mars zur Erde zurückholen, doch derzeit ist noch unklar, ob die Mission tatsächlich stattfindet – in erster Linie aus finanziellen Gründen. (tab)