Demenz-Risiko bei Langschläfern erhöht: Diese Stundenzahl ist wohl zu viel

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Nicht nur zu wenig, sondern auch zu viel Schlaf könnte die Gehirngesundheit beeinträchtigen. Besonders betroffen sind Menschen mit depressiven Symptomen.

Texas – Gesunder Schlaf hilft, Erkrankungen vorzubeugen. Auch das Gehirn ist auf ausreichend Schlaf angewiesen: Während der Nacht werden dort schädliche Stoffe abgebaut – darunter auch Amyloid-Beta, ein Protein, das bei Alzheimer eine zentrale Rolle spielt. Wird der Schlaf dauerhaft gestört, könnten diese Abläufe aus dem Gleichgewicht geraten. Doch nicht nur Schlafmangel, sondern auch übermäßiger Schlaf könnte negative Auswirkungen haben. Mehr als neun Stunden Schlaf pro Nacht könnten dazu führen, dass sich die kognitiven Funktionen verschlechtern, insbesondere bei Menschen mit depressiven Symptomen. Zu diesem Schluss kommen Forscher der Universität Texas in einer aktuellen Studie. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal Alzheimer‘s & Dementia veröffentlicht.

Möglicher Zusammenhang: Langer Schlaf und kognitive Beeinträchtigungen

Gelassene, faule Frau, die am Morgen schläft.
Sie kommen nur schwer aus dem Bett? Zu langes Schlafen könnte sich langfristig auf die Gehirngesundheit auswirken. © Zoonar/Imago

Die Wissenschaftler um Vanessa Young fanden heraus, dass mehr als 9 Stunden Schlaf pro Nacht mit einer Verschlechterung der kognitiven Fähigkeiten wie Gedächtnis, visuospatialen Fähigkeiten und exekutiven Funktionen verbunden ist. Visuospatiale Fähigkeiten, auch visuell-räumliche Fähigkeiten genannt, bezeichnen die Fähigkeit, visuelle Informationen zu erkennen, zu analysieren und räumlich einzuordnen. Exekutivfunktionen sind dagegen kognitive Fähigkeiten, die es ermöglichen, Verhalten, Aufmerksamkeit und Gefühle gezielt zu steuern und zu regulieren. Diese Effekte waren besonders ausgeprägt bei Personen mit depressiven Symptomen, unabhängig davon, ob sie Antidepressiva einnahmen oder nicht. 

Die Studie basiert auf Daten von 1.853 demenzfreien Erwachsenen, die aus der Framingham Heart Study stammen. Diese langfristige, bevölkerungsbasierte Kohortenstudie untersucht seit Jahrzehnten die Gesundheit von Einwohnern in Framingham, Massachusetts. Die aktuelle Untersuchung konzentrierte sich auf Personen im Alter von 27 bis 85 Jahren mit einem Durchschnittsalter von 49,8 Jahren.

Mögliche Ursachen: Depression als Verstärker der negativen Effekte

Die Forscher stellten fest, dass länger schlafende Personen eine Alterung des Gehirns um durchschnittlich sechs Jahre erlebten. Dies könnte langfristig das Risiko für Demenz erhöhen. Die Verbindung zwischen langem Schlaf und kognitivem Abbau könnte dabei auf mehrere Ursachen zurückzuführen sein. Eine Hypothese ist, dass Depressionen der treibende Faktor sind, da bekannt ist, dass sie übermäßiges Schlafen auslösen können.

„Langschläfer berichteten häufiger über depressive Symptome“, so Erstautorin Vanessa Young in einer Pressemitteilung der Universität. „Schlaf kann also ein veränderbares Risiko für kognitiven Abbau bei Menschen mit Depressionen darstellen.“ Eine andere Möglichkeit ist, dass der zirkadiane Rhythmus gestört wird, was eine Vielzahl von Körperfunktionen beeinflusst. Weitere Forschung ist erforderlich, um die genauen Ursachen dieser Zusammenhänge zu klären und um zu verstehen, wie übermäßiger Schlaf das Demenzrisiko beeinflusst.

Gesund Schlafen: Praktische Empfehlungen für gesunde Schlafdauer

Störungen der Schlafdauer und des Schlafmusters wurden über die gesamte Lebensspanne hinweg beobachtet und treten laut der Initiative Alzheimer Forschung sowohl bei normalem als auch bei pathologischem Altern auf. Eine ausgewogene Schlafhygiene kann dagegen helfen, kognitive Beeinträchtigungen zu vermeiden. Basierend auf den Studienergebnissen empfehlen die Experten daher eine Schlafdauer von 7 bis 8 Stunden pro Nacht.

Wer dauerhaft von Natur aus wenig schläft oder phasenweise unter Schlaflosigkeit leidet, muss sich nicht gleich Sorgen machen. Schlaflosigkeit kann auch oft psychisch bedingt sein, etwa durch Stress, Probleme oder Sorgen. Treten die Schlafbeschwerden über längere Zeit auf, rät die Deutsche Hirnstiftung allerdings, einen Experten aufzusuchen.

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