Der Zusammenschluss „Burgerfeld wird Bürgerfeld“ will die Flüchtlingsunterkunft im Atron-Gebäude verhindern
Begonnen hat alles am 19. Dezember 2023. Da hatte Bürgermeister Michael Stolze und Landrat Robert Niedergesäß zu einem Infoabend in die Theaterhalle am Burgerfeld geladen. Einziges Thema: Die Ansiedlung von bis zu 120 Asylbewerber im Atron-Firmengelände Am Ziegelstadel. Über 200 BürgerInnen kamen und wollten von den beiden nähere Einzelheiten über den „Deal“ erfahren.
Michael Stolze war wegen Corona-Erkrankung per Video-Bildschirm auf der Bühne zugeschaltet und wies den Vorwurf von sich, „nichts gegen das Projekt unternommen zu haben“. Seine Erklärung: „Der Vertrag wurde nicht von mir unterzeichnet und deshalb konnte ich nicht vorab die Meinung der betroffenen Bewohner einholen“. Weil die Gemeinde nicht Partner des sieben Jahre laufenden Vertrags ist, war eine „frühe“ Kommunikation mit den BürgerInnen nicht möglich.
Was aber Kopfschütteln bei den Anwesenden hervorrief, war die Aussage des Landrats, dass er nicht wusste, wo die Unterkunft liegt. „Nach meinen Informationen sollte es ein Gewerbegebäude außerhalb eines Wohngebietes sein“ so Niedergesäß, „nun müsse er den Fehler auf seine Kappe nehmen“.
Das Problem daraus: Wie man in einer Siedlung mit rund 220 Wohneinheiten solch ein Flüchtlings-Objekt integrieren möchte, ohne vorher die Bewohner um ihre Meinung zu fragen. Haben doch die meisten Sorgen bezüglich der Sicherheit von Kindern und Frauen. „Ihre Sorgen sind mir nicht egal“ so der Bürgermeister, „wir werden bis zum Start im Frühsommer 2024 alle Sicherheitsaspekte prüfen und klären“.
Doch mit den Aussagen von Stolze und Niedergesäß waren die Bewohner des Bürgerfelds nicht zufrieden. Zwei Tage nach dem Infoabend wurde die Bürgerinitiative „Burgerfeld wird Bürgerfeld“ gegründet. Deren Ziel ist, mithilfe eines Bürgerentscheids das Projekt für 120 Bewohner inmitten des dichtbesiedelten Familienwohngebiets zu verhindern. In einer Pressemitteilung erklärt Vorsitzender Michael Kümpfbeck den Hintergrund: „Wir fühlen uns gemeinsam mithunderten von Nachbarn durch die Entscheidung, eine große Sammelunterkunft für 120 Asylbewerber mitten im Familienwohngebiet zu errichten, vom Landkreis Ebersberg übergangen und allein gelassen. Wir halten es für unverantwortlich, eine derart weitreichende Standortentscheidung mit einem Mietvertrag über sieben Jahre auf eine unzureichende Informationslage zu stützen.“
Weiters gibt sich Kümpfbeck kämpferisch: „Wir haben uns in der Bürgerinitiative zum Ziel gesetzt, einen Beschluss für einen neuen Bebauungsplan durch den Marktgemeinderat und den sofortigen Erlass einer Veränderungssperre zu erwirken“. Für ihn ist es wichtig, dass mit dem Bürgerentscheid dem Marktgemeinderat, auf Basis einer Mehrheitsentscheidung aus der Bevölkerung, die Hoheit über die Entscheidung eines geeigneten Standorts zurückgegeben wird.
Unterstützung kommt auch von Mitunterzeichner Stefan Geisser: „Ein dicht besiedeltes Wohngebiet mit mehreren angrenzten Kinderspielplätzen und Schulwegen ist für ein Flüchtlingszentrum dieser Größe definitiv der falsche Ort. Die Versorgung und Integration von Flüchtlingen kann nur gelingen, wenn die Größenordnung der Unterkunft in einem angemessenen Verhältnis zum Wohnviertel steht.“
Der dritte Initiator des Bürgerbegehrens, Andreas Stumptner betont: „Wir sind überzeugt, dass ganz Markt Schwaben von einer bürgerfreundlichen Überplanung des Viertels profitieren kann. Das Gebiet zwischen Bahnhof, Einkaufsareal, sozialen Einrichtungen, Theaterhalle und der familienfreundlichen Wohnbebauung hat eine wichtige Funktion innerhalb der gesamten Marktgemeinde und allen künftigen Anforderungen gerecht werden.“
Um den politischen Entscheidungsträgern „den Ernst der Lage“ begreiflich zu machen, lud die Bürgerinitiative am 8. Januar 2024 Landrat Robert Niedergesäß, Bürgermeister Michael Stolze, 2. Bürgermeisterin Walentina Dahms, sowie weitere Marktgemeinderäte diverser Fraktionen zu einem Ortstermin ein. Dabei konnten sich diese „hautnah“ informieren, wie nahe Kinderzimmer, Gärten, Wohnungen, Spielplätze, Häuser und Schulwege am Atron-Gelände liegen.
Doch wird nicht die einzige Aktion bleiben: Demnächst werden zahlreiche Unterstützer des Bürgerbegehrens im Ort unterwegs sein, um die nötige Zahl an Unterschriften zu sammeln. „Damit können die Bürger dazu beitragen, dass die Gemeinde durch geeignete bau- und planungsrechtliche Maßnahmen die Einrichtung der Asylunterkunft am Burgerfeld/ Ziegelstadel verhindert“ begründen die Initiatoren ihr weiteres Vorgehen. Bei Erfolg könnte
die Gemeinde etwa einen Bebauungsplan-Aufstellungsbeschluss erlassen und eine Veränderungssperre bzw. Zurückstellung vom Baugesuch beschließen.
Alles Infos und die Details zum Bürgerbegehren finden Interessierte auf der Website der Bürgerinitiative unter www.buergerfeld.de fu