Weltklimakonferenz im News-Ticker - „Fatales Zeichen“: In letzter Sekunde macht Scholz Rückzieher von Klimakonferenz
Es geht um die Zukunft des Planeten: Die Weltgemeinschaft trifft sich zur Klimakonferenz (COP 29) im aserbaidschanischen Baku, um gemeinsam den Klimawandel zu begrenzen. Bis zu 50.000 Teilnehmer und Vertreter von 197 Staaten werden erwartet. FOCUS online Earth berichtet für Sie für Ort.
Weltklimakonferenz in Baku (COP 29) vom 11. bis 24. November (oder länger): FOCUS-online-Earth-Reporter Jacky Arend und Florian Reiter sind für Sie vor Ort. Alle wichtigen Nachrichten zur Konferenz hier im Newsticker von FOCUS online Earth.
„Fatales Zeichen“: In letzter Sekunde macht Scholz Rückzieher von Klimakonferenz
15.16 Uhr: Nach dem Kollaps der Ampel-Koalition hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) seine Teilnahme am Weltklimagipfel abgesagt. Das bestätigte ein Regierungssprecher am Donnerstag gegenüber FOCUS online Earth. Zuvor hatten Politico und die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet.
Eigentlich wollte Scholz gleich zum Auftakt des Gipfels am Montag nach Baku reisen und dort unter anderem an einer Veranstaltung des von ihm initiierten „Klima-Clubs“ teilnehmen. Ob Außenministerin Annalena Baerbock, Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck sowie Umweltministerin Steffi Lemke (alle Grüne) wie geplant an der Konferenz teilnehmen werden, ist noch unklar.
Die Absage von Scholz fügt sich ein in eine Reihe hochrangiger Regierungschefs, die an der diesjährigen COP nicht teilnehmen werden. Zuvor hatten unter anderem bereits US-Präsident Joe Biden, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, Kanadas Premierminister Justin Trudeau, Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa, Brasiliens Regierungschef Luiz Inácio Lula da Silva sowie Australiens Premierminister Anthony Albanese abgesagt. Zu den hochrangigsten Regierungschefs, die noch nach Baku reisen werden, gehören Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und Großbritanniens Premierminister Keith Starmer.
Die Klimabewegung Fridays for Future hat die Scholz-Absage scharf kritisiert. „Wir erwarten vom Bundeskanzler, dass er zur COP 29 fährt“, hieß es in einer Mitteilung der Organisation. „Alles andere wäre vom Kanzler des größten EU-Staats nach Trumps Wahl ein fatales Zeichen!“ Die Klimakrise warte nicht auf die deutsche Regierungskrise, warnten die Aktivistinnen und Aktivisten.

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UN warnt vor riesiger Finanzierungslücke bei Kosten für Klimaanpassung
Donnerstag, 07. November, 13.21 Uhr: Wenige Tage vor Beginn der Weltklimakonferenz COP29 in Aserbaidschan warnt das UN-Umweltprogramm (UNEP) vor einer massiven Finanzierungslücke für die Anpassung an den Klimawandel. Es sei extrem wichtig, ausreichende Mittel für die Anpassung bereitzustellen, betonte Paul Watkiss, einer der Autoren des diesjährigen „Adaptation Gap Report“. Denn es sei wesentlich teurer, für Verluste und Schäden durch klimabedingte Ereignisse aufkommen zu müssen, als vorbeugende Maßnahmen zu finanzieren, so Watkiss.
Geberländer bewegten sich durchaus in die richtige Richtung: Die Anpassungsfinanzierung für Entwicklungsländer sei von 22 Milliarden US-Dollar (20,5 Milliarden Euro) im Jahr 2021 auf 28 Milliarden US-Dollar (26 Milliarden Euro) im Jahr 2022 gestiegen. Das Ziel, die Anpassungsfinanzierung bis 2025 auf mindestens 38 Milliarden US-Dollar (35,4 Milliarden Euro) aufzustocken, könne noch erreicht werden, heißt es in dem Bericht.
Dennoch müsse es viel schneller mehr Geld geben, betonten die Autoren. Der Betrag, der für eine Anpassung an den Klimawandel jährlich benötigt wird - insbesondere in Entwicklungsländern - beträgt nach UNEP-Berechnungen zwischen 187 und 359 Milliarden US-Dollar (174 und 334 Milliarden Euro). Deutschland gehört neben Frankreich, Großbritannien, Japan und den Vereinigten Staaten zu den größten Gebern für internationale Klimafinanzierung.
Dabei sei wichtig, in vorausschauende, strategische und transformative Anpassungsmaßnahmen zu investieren, und weniger - wie bislang oft der Fall - kurzfristige, projektbezogene und reaktive Maßnahmen zu finanzieren. Dies sei jedoch nur möglich, wenn die „enorme Kluft“ im Finanzbedarf drastisch verringert werde, so UNEP.
Mittlerweile verfügten 171 Länder weltweit über mindestens eine eigene Strategie zur Klimaanpassung. Allerdings hätten weiterhin 26 Länder noch kein nationales Planungsinstrument entwickelt. Sieben davon seien fragile, von Konflikten betroffene Staaten, die laut UNEP „erhebliche maßgeschneiderte Unterstützung“ benötigten.
„Die Folgen des Klimawandels stellen eine reale Bedrohung für Menschen, ihre Lebensgrundlagen und Natur, von der sie abhängen, dar“, sagte UNEP-Direktorin Inger Andersen. Stürme zerstörten Dörfer und Städte, während Waldbrände, Bodendegradation und Dürre Landschaften vernichteten. „Wenn wir nicht handeln, ist dies ein Vorgeschmack auf das, was unsere Zukunft bringt“, so Andersen.