Warum bereits seit Wochen Stillstand auf der Tölzer Postareal-Baustelle herrscht
Der Abbruch des ehemaligen Postgebäudes an der Tölzer Hindenburgstraße im April 2024 glich eher einer Nacht- und Nebelaktion, inzwischen sind alle Gebäude verschwunden, doch seit Wochen rührt sich auf der riesigen Baustelle nichts mehr.
Bad Tölz – Dennoch könne von einem „Stillstand“ keine Rede sein, betont Zweiter Bürgermeister Michael Lindmair (FWG) auf Anfrage des Gelben Blattes: „Hinter den Kulissen läuft extrem viel in Sachen Planung für das sogenannte Ellbach Quartier“.
Wie mehrfach berichtet, will die Aureus Oberland GmbH mit ihrem Tölzer Geschäftsführer Kai Maximilian Worbs dort ein großes Projekt mit Supermarkt, Praxen, Büros und Wohnungen verwirklichen, die Stadt will zugleich die unansehnliche Kreuzung Hindenburg-/Wachterstraße umgestalten. Beide Vorhaben müssen aber auch zeitlich exakt koordiniert werden.
Wochenlanger Stillstand auf der Tölzer Postareal-Baustelle, da Bauvorhaben derzeit koordiniert wird
Zur Vorgeschichte: Im April 2024 rückten an einem Freitag die Bagger an und machten innerhalb kurzer Zeit die ehemalige Hauptpost aus dem Jahr 1929 dem Erdboden gleich. Darüber wunderten sich viele Tölzer, auch der Stadtrat zeigte sich überrascht. Offenbar stand aber das ehemalige Amtsgebäude, das der Tölzer Kaufmann Hermann Elmering bereits im März 1996 von der damaligen Bundespost erworben hatte, nicht unter Denkmalschutz.
Elmering, dem in Bad Tölz mehrere Immobilien gehören, die nicht immer in bestem Zustand sind, hat das markante Gebäude im Jahr 2023 an die Tegernseer Aureus Oberland GmbH der Familie Worbs verkauft. Die hat nun große Pläne, zumal auch die lange leer stehenden Nachbargebäude (ehemaliges Kaufhaus Schmederer und das Niederberger Haus, das lange Elektro Müller beherbergte) erworben und abgebrochen wurden.
Der Tölzer Stadtrat zeigte sich von den Plänen des neuen Eigentümers erfreut, auch wenn ein „Turm“ im Kreuzungsbereich, der fünf Stockwerke hoch werden soll, bisher noch nicht das allgemeine Gefallen fand. Doch eine Detailplanung oder eine Baugenehmigung liegt bislang ohnehin nicht vor.
Zuletzt wurde das Projekt auch im Rahmen der Tölzer Bürgerversammlung angesprochen. Ingo Mehner (CSU) betonte dabei in seinem Rechenschaftsbericht, dass man das schon jahrelang ins Auge gefasste Vorhaben, den Kreuzungsbereich, der einer Asphaltwüste gleicht, endlich angehen und als Kreisverkehr möchte.
Tölzer „Ellbach Quartier“: Archäologische Untersuchungen stehen noch aus
Zudem soll auch die Hindenburgstraße zwischen Marktstraße und der Kreuzung neu gemacht werden. All das benötigt aber eine genaue Abstimmung mit dem Bauvorhaben. So müssen die entsprechenden Zufahrten festgelegt und auch die Termine exakt koordiniert werden, denn Haus- und Straßenbau gleichzeitig gehen wohl kaum zusammen.
Ganz konkret sind jetzt auf dem Gelände, das im Norden durch den offen vorbeilaufenden Ellbach begrenzt wird, noch archäologische Untersuchungen vorgesehen. Dann erfolgt die Feinplanung der vorgesehenen Gebäude und der Tiefgarage. Natürlich muss auch das gesamte Areal erschlossen werden, das bedeutet Wasser, Strom, Datenleitungen, eventuell Nahwärme sowie Zu- und Abfahrten.
Die Bauanträge müssen dann noch vom Tölzer Stadtrat abgesegnet und vom Landratsamt genehmigt werden, ehe die Baumaschinen anrollen können. Zudem müssen zuvor noch die verbliebenen Gebäudereste (Fundamente) beseitigt werden. Es ist also noch viel zu tun, ehe das „Ellbach Quartier“, das bisher nur als Architektenvorstellung existiert, endlich Realität werden kann. Karl Bock
Mit dem „Das Gelbe Blatt“-Newsletter täglich zum Feierabend oder mit der neuen „Das Gelbe Blatt“-App immer aktuell über die wichtigsten Geschichten informiert.