Der Verein „Lichtschaukel“ in Peiting ist in ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten. Finden sich keine Sponsoren, dann könnte im kommenden Jahr Schluss sein für die Krabbelgruppen in der Schloßberghalle.
Peiting – Die Krabbelgruppen des gemeinnützigen Peitinger Vereins „Lichtschaukel“ sind ein beliebtes Angebot für Eltern und Kinder in Peiting: In zwei Gruppen werden aktuell jeweils zehn Kinder an zwei Vormittagen betreut. Weil die Vereins-Kasse nach turbulenten Corona-Zeiten geplündert ist, könnte im kommenden Jahr nun jedoch Schluss sein.
Noch mehr aktuelle Nachrichten aus der Region rund um Schongau finden Sie auf Merkur.de/Schongau.
Seit der Vereinsgründung im Jahr 2020 hat die Vorsitzende Annemarie Seidel viel erlebt. Begonnen hatte alles mit dem Mütter-Café in den Räumlichkeiten oben in der Schloßberghalle, aus dem sich die beliebten Krabbel-Gruppen entwickelt haben. „Angefangen haben wir damals noch mit einer Zehnerkarte“, erinnert sich Seidel. „Innerhalb von einem Jahr ist die Nachfrage rasant gestiegen.“
Beitrag erhöhen ist gegen das Vereinsziel
Über die Jahre hinweg hat es Seidel immer wieder geschafft, Gelder zu generieren. Firmenspenden etwa. Vom Gewerbeverband hatte es mal eine Finanzspritze von 5000 Euro gegeben. Als sie wegen Personalmangels irgendwann noch das Angebot der Haushaltshilfen, die der Verein vermittelt hatte, an den Nagel hängen musste: Da flossen satte 10 000 Euro Gewinn in die Vereinskasse. Geld, mit dem sie jahrelang haushalten konnte. Die Räumlichkeiten wurden obendrein von der Gemeinde kostenlos zur Verfügung gestellt.
Warum nicht einfach den Beitrag so erhöhen, dass man mit den Krabbelgruppen kostendeckend arbeiten kann? „Wir sind ein Frauen- und Familienzentrum“, erklärt Seidel, dass die oberste Priorität des Vereins immer die Entlastung der Familien ist. „Wir möchten den Beitrag so halten, dass die Eltern sich das noch leisten können.“
Und dann kam Corona . . .
Inflation, Teuerung in allen Sektoren: Das Leben ist kostspielig geworden. Insbesondere für Familien, weiß Seidel. Einige Eltern müssten bei einer Gebühren-Erhöhung wohl ihr Kind aus der Krabbelgruppe nehmen, fürchtet sie. Das wiederum wäre nicht nur schade für die Eltern wegen fehlender Entlastung, sondern auch für die Kinder, die in ihrem Sozialverhalten von der Erfahrung in der Gruppe profitieren.
Alle News und Geschichten sind auch auf der Facebook-Seite der Schongauer Nachrichten zu finden.
„Ich bin immer ein bisschen drunter geblieben unter dem Betrag, den ich hätte verlangen müssen“, so Seidel. Und selbst, wenn sie den aktuellen Monatsbeitrag jetzt um 20, 25 Euro erhöht, kann sie noch immer nicht kostendeckend arbeiten. Außerdem sei eine Beitragsanpassung aufgrund der geltenden Verträge nicht wirklich von heute auf morgen realisierbar.
Gemeinde ist in der Zwickmühle
Lange haben die Rücklagen locker ausgereicht. Dann kommt Corona. „Das war für uns der Knackpunkt.“ Als der erste Lockdown kommt, müssen Seidels Leute zu Hause bleiben. Der Lohn wird weiter bezahlt, um das mühsam generierte Team nicht zu verlieren. Selbst, als die Betreuung in den Krabbelgruppen wieder anläuft, kommt es wegen der strengen Auflagen immer wieder dazu, dass Personal zu Hause bleiben, aber freilich bezahlt werden muss. Teilweise sitzt Seidel jetzt wieder selbst in den Gruppen, Hauptsache, es geht irgendwie weiter.
„Ohne Corona hätten wir locker noch drei, vier Jahre weitermachen können“, rechnet die Vereinsvorsitzende vor. Jetzt wird es eng. Das Geld, das jetzt noch auf der hohen Kante liegt, reicht gerade noch so bis zum Sommer nächsten Jahres. Dann ist Schluss, wenn sich keine finanzielle Hilfe findet. Dass das nicht einfach werden dürfte, liegt jetzt schon auf der Hand. Die Spendenbereitschaft sei auch bei den Firmen aufgrund der angespannten Wirtschaftslage deutlich zurückgegangen, weiß Seidel.
Verein in Träger umwandeln hätte gravierende Folgen
Bei der Gemeinde Peiting ist Seidel schon vorstellig geworden. Warum diese die Krabbelgruppen nicht einfach mal schnell unbürokratisch finanziell unterstützen kann, wie die Kitas im Ort, erklärt Bürgermeister Peter Ostenrieder auf Anfrage der SN. „Eine systemische, dauerhafte Unterstützung durch die Gemeinde über die Räumlichkeiten hinaus kann für den Verein leider nicht zugesagt werden. Gleichwohl habe ich in unserem Gespräch in Aussicht gestellt, dass ich mir im Falle eines Engpasses durchaus vorstellen könnte, dass der Gemeinderat einer einmaligen Finanzspritze auf Antrag durchaus offen gegenüber stehen würde“, betont Ostenrieder.
Die Heimatzeitungen im Landkreis Weilheim-Schongau sind unter „merkur_wm_sog“ auf Instagram vertreten.
Eine andere Alternative wäre, aus dem Verein „Lichtschaukel“ einen „richtigen“ Träger zu machen, der auch Fördermittel nach BayKiBig erhalten kann, dies aber würde neben anderen Räumlichkeiten auch völlig andere personelle und angebotsbezogene Anforderungen bedeuten, zeigt Peitings Gemeindechef die Problematik auf. „Ich kann für eine dauerhafte Finanzierung nur den Spendenaufruf des Vereins nachdrücklich unterstützen.“