100 Hirsche zum Greifen nah: Zu Besuch bei der Wildfütterung in Vorderriß

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Leckerli wie Apfelreste bekommen die Hirsche und Hirschkühe, wenn sie sich nahe an den Beobachtungsstadel herantrauen. © Patrick Staar

Die Wildfütterung in Vorderriß ist ein echter Publikumsmageten – und verhindert Verbiss im Wald. Noch einmal gibt es in diesem Winter die Chance, Hirsche aus der Nähe zu sehen.

Vorderriß – Hirsche und Hirschkühe bekommen Wanderer und Spaziergänger nur selten mal zu Gesicht. Es ist imposanter Anblick, wenn man plötzlich 100 solchen Tieren gegenübersteht – so wie bei der öffentlichen Wildfütterung in Vorderriß. Diese hat sich längst zu einem Publikumsmagneten entwickelt: „In der Spitze hatten wir heuer über 100 Besucher im Beobachtungsstadel“, berichtet Revier-Jagdmeister Hubert Reiser. Die letzte Gelegenheit zum Zusehen gibt an diesem Freitag, 16. Februar.

Im Mittelpunkt steht der Schutz des Waldes

Bei der Wildfütterung geht es nicht darum, eine Attraktion für Touristen zu schaffen, im Mittelpunkt steht vielmehr der Schutz des Waldes. Wenn das Nahrungsangebot im Herbst schlechter wird, wandere das Wild von den Hochlagen hinab zu den Wiesen im Tal, erläutert Reiser. Früher seien die Tiere weiter an der Isar entlang bis hin zur Donau marschiert. Dies ist heutzutage nicht mehr möglich. Und so versammeln sich die Tiere an den Futterstellen, wie dem Wintergatter in Vorderriß. Dort werden sie von Mitte Dezember bis Anfang Mai gefüttert.

Überwachen die Wildfütterung (vi. li.) Jagdmeister Hubert Reiser und Robert Krebs vom Tölzer Forstbetrieb
Überwachen die Wildfütterung (vi. li.) Jagdmeister Hubert Reiser und Robert Krebs vom Tölzer Forstbetrieb © Patrick Staar

Der Forstbetrieb Bad Tölz der Bayerischen Staatsforsten betreibt insgesamt 16 Futterstellen im Bereich zwischen Achenpass, Benediktbeuern und Elmau. Zwei dieser Futterstellen sind umzäunte Wintergatter, so auch in der Vorderriß. 14 sind nicht umzäunt. „Beides hat Vor- und Nachteile“, sagt Robert Krebs, stellvertretender Forstbetriebsleiter. „Der Vorteil bei einem Wintergatter ist, dass die Tiere nicht rauskommen – und die Menschen nicht rein.“ Viele würden sonst womöglich versuchen, ganz nahe an die Futterstelle heranzukommen.

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Rund 1000 Stück Rotwild kommen zu den 16 Futterstellen

Das Wintergatter in Vorderriß existiert schon seit 30 Jahren. Längst haben sich alle Abläufe eingespielt. Futter gibt es zweimal täglich zur gleichen Uhrzeit, von den gleichen Personen nach exakt dem gleichen Ritual. „Die Tiere kommen ganz automatisch ins Wintergatter rein, wir müssen gar nichts unternehmen“, erläutert Reiser. Aufgrund der heftigen Schneefälle Anfang Dezember seien die Tiere heuer sehr schnell eingetroffen.

Die 16 Futterstellen würden jeden Tag von 1000 Stück Rotwild besucht, berichtet Krebs. „Wenn man weiß, dass jedes Tier täglich drei bis fünf Kilogramm Heu-Silage verzehrt, kann man sich ausrechnen, wie viel Futter man jeden Tag braucht. Aber das ist es uns wert, weil es sonst viele Verbiss-Schäden gäbe.“

Von den Besuchern im Beobachtungsstadl lassen sich die Tiere nicht stören

Laien wundern sich vielleicht darüber, dass auch in diesem Winter durchgefüttert wird, obwohl in Vorderriß so gut wie kein Schnee mehr liegt. „Wenn die Situation so ist wie jetzt, würden sich die Tiere sicher gern entfernen“, bestätigt Krebs, der klarstellt, dass es trotzdem gute Gründe für die durchgehende Fütterung gebe. So sollen die Tiere an die Futterstellen gebunden werden, damit sie nicht „irgendwo im Gelände“ unterwegs sind, wenn es später im Frühling doch noch mal einen heftigen Wintereinbruch geben sollte: „Wenn man mal füttert, muss man es durchgehend von Dezember bis April machen.“

Von den zahlreichen Besuchern im Beobachtungsstadel lassen sich die Tiere im Normalfall nicht stören. Kritisch wird es höchstens, wenn ein Kleinkind quengelt oder wenn Senioren die Geduld verlieren. Zu den nahe am Stadel gelegenen Futterplätzen werden die Tiere mit Leckerli wie Mais-Silage und „Apfeltrestern“ gelockt, also den festen Bestandteilen der Äpfel, die nach der Apfelsaft-Herstellung übrig bleiben.

Noch ein Besuchstermin in diesem Winter

Die Tier-Beobachterin Margarete Höflich war beeindruckt von dem, was sie bei der jüngsten Fütterung gesehen hat. In ihrer Heimat gebe es auch Futterstellen, sagte die Aschaffenburgerin, „aber da geht vor allem Dammwild hin“. Dass sie bei der Schau-Fütterung in Vorderriß nun mal Hirsche und Hirschkühe ganz aus der Nähe sehen konnte, empfand sie als „toll: Mir hat das sehr gut gefallen.“

Weitere Infos: Bei der Wildfütterung zuschauen: Das kann man – letztmals in diesem Winter – am kommenden Freitag, 16. Februar, in Vorderriß. Die Teilnehmer treffen sich um 15.30 Uhr etwa 700 Meter nach dem Gasthof Post (in Richtung Hinterriß) am Parkplatz auf der linken Seite. Am Parkplatz befindet sich ein großer Holzstadel. Dort am Absperrband werden die Interessierten vom Jäger abgeholt. Später ankommende Besucher müssen abgewiesen werden.

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