Wie kam der Taliban-Funktionär nach Deutschland?

Der Taliban-Funktionär Abdulbari Omar kam ungehindert nach Deutschland, um für die Terrororganisation zu werben. Wie konnte das passieren?

In einem voll besetzten Saal der Ditib-Moschee in Köln-Chorweiler hat der Taliban-Funktionär Abdulbari Omar für die Terrororganisation geworben und um Spenden getrommelt. Einen Ausschnitt des Vortrages des Direktors der Nationalen Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde der Taliban hatte Civan Akbulut, Mitglied des Integrationsrats Essen, am Freitag auf der Plattform X, ehemals Twitter, veröffentlicht.

Unklar ist, wie und zu welchem Zeitpunkt der Taliban-Funktionär nach Deutschland einreiste. Ein Visum vom Auswärtigen Amt hat Omar jedenfalls nicht erhalten, wie das Amt am Freitag auf X mitteilte. Das AA betonte zudem, dass die Bundesregierung die Menschenrechtslage in Afghanistan missbillige. "Solange die Taliban in Afghanistan in eklatanter Weise die Menschenrechte, insbesondere die Rechte von Frauen und Mädchen, mit Füßen treten, wird es keine Normalisierung mit dem Taliban-Regime geben."

Allerdings steht der Taliban-Funktionär laut Bild-Zeitung nicht auf einer Sanktionsliste Deutschlands oder der EU. Das heißt, ein Reiseverbot für die gesamte Europäische Union besteht für den Afghanen nicht.

Wirbel um Foto mit dem niederländischen Gesundheitsminister

Klar ist: Am 6. November hat Abdulbari Omar offiziell an einer Konferenz des "World Local Production Forum" im niederländischen Den Haag teilgenommen.

Ein Foto, das er selbst auf X postete, zeigt ihn zusammen mit dem niederländischen Gesundheitsminister Ernst Kuipers auf der Veranstaltung. Auch das Medium "Afghanistan International" berichtete von der Teilnahme am WHO-Forum. Zudem teilte die nationale afghanische Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde am 6. November auf der Plattform X mit, dass der Generaldirektor offiziell am Forum teilgenommen habe. Sehr wahrscheinlich ist es insofern, dass Omar mit einem Schengen-Visum nach Deutschland eingereist ist.

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Neben der Frage, wie es sein kann, dass ein Taliban-Funktionär ungehindert für die Terrororganisation in Deutschland werben konnte, gibt auch das Zustandekommen des gemeinsamen Fotos von Omar und dem niederländischen Gesundheitsminister Rätsel auf. Der niederländische Gesundheitsminister selbst hat sich zur Sache noch nicht geäußert.

Schnellste Route nach Deutschland führt über A57

Vom World Forum in Den Haag, dem Veranstaltungsort der WHO-Konferenz, dauert es mit dem Auto bis zur Ditib-Moschee nach Köln-Chorweiler etwa 3 Stunden und 15 Minuten. Mit dem Zug dauert es von Den Haag bis nach Köln-Chorweiler über viereinhalb Stunden.

Die schnellste Route mit dem Auto führt von Den Haag über die A77 und den Grenzübergang bei Goch auf die A57 nach Deutschland. An den Grenzübergängen zwischen Deutschland und den Niederlanden finden bei der Einreise in die Niederlande sowie der Rückreise nach Deutschland keine systematischen Kontrollen statt.

Derweil verurteilte die nordrhein-westfälische Staatskanzlei den Auftritt des Taliban-Funktionärs. "Dass Mitglieder einer radikalen Organisation wie die Taliban ihre Ideologien ungefiltert auf deutschem Boden verbreiten, ist ein unsäglicher Vorgang", sagte ein Sprecher dem "Kölner Stadt-Anzeiger". "Alle Details dieses Sachverhalts müssen nun vollumfänglich aufgeklärt werden."