Kinderbetreuung: „Das müssen wir beobachten“
Der Rechtsanspruch auf eine Ganztags- und Ferienbetreuung bereitet der Gemeinde Herrsching kein Kopfzerbrechen – dafür aber der Wegfall von zwei privaten Betreuungsgruppen, der Fachkräftemangel sowie eine steigende Anzahl Kinder mit erhöhtem Betreuungsbedarf. Die Sachbearbeiterin warnte den Gemeinderat vor.
Herrsching – Das Thema Ganztags- und Ferienbetreuung für Grundschulkinder ploppte am Montagabend in der Sitzung des Herrschinger Gemeinderates auf. Sachbearbeiterin Sabine Lübbers präsentierte den Gemeinderäten das Ergebnis einer Elternumfrage dazu. Ab 2026 gibt es bekanntlich für Kinder im Grundschulalter einen Rechtsanspruch darauf. Die Gemeinde ist gemäß der Umfrage aktuell gut aufgestellt. Dafür gibt es andere Baustellen, die Sabine Lübbers anführte.
Schon im Frühjahr hatte das Kinderhaus am Fendlbach seinen Betrieb aufnehmen sollen. Wie berichtet, verschiebt sich die Inbetriebnahme durch den kapitalen Wasserschaden vom Dezember auf voraussichtlich 1. September 2024. Seit dem Frühjahr werden die Kindergruppen, die schon fest gebucht waren, auf verschiedene Standorte in der Gemeinde verteilt betreut. Damit löste sich die Spielgruppe Kunterbunt auf, die nun in der neuen Krippe integriert ist. Zum 1. September fallen zudem zehn Krippen-Betreuungsplätze weg, die die private Tagespflege Windelino bislang stellt. Die Einrichtung wechselt nach Weßling. „Ob wir die Plätze auffangen können, müssen wir abwarten“, warnte Sabine Lübbers schon einmal vor.
Ein weiteres Problem sei nicht nur in Herrsching, sondern landkreisweit die Zunahme von Kindern mit erhöhtem Betreuungsbedarf. In Herrsching gebe es aktuell 17 solcher Kinder. Ein Kind bedürfe einer Betreuung von umgerechnet bis zu drei Plätzen. „Das heißt, 17 Kinder belegen aktuell 51 Plätze. Das wirkt sich natürlich auf die Bedarfsplanung aus“, so Sabine Lübbers. „Das müssen wir beobachten.“ Vor allem in Anbetracht fehlender Fachkräfte und sogenannter Ergänzungskräfte. In den Herrschinger Einrichtungen etwa fehlten mindestens sechs Fachkräfte.
Nur zehn Prozent der Eltern würden auf Rechtsanspruch verzichten
Stolz, in den vergangenen Jahren vorgebaut zu haben, war Bürgermeister Christian Schiller. Mehr als vier Millionen Euro gebe die Gemeinde jährlich für die Kinderbetreuung aus. Auch deshalb habe aktuell jedes Kind in Herrsching einen Betreuungsplatz, sagte er.
In den Vorschul-Einrichtungen werden derzeit insgesamt 464 Kinder im Alter von null bis sechs Jahren betreut. Kinderhorte bieten aktuell das Kinderzentrum St. Nikolaus, das Kinderhaus St. Johannes, der Kindergarten Kunterbunt und der BRK-Kinderhort an – insgesamt 320 Plätze.
Ab 2026 kommt dazu der stufenweise Ausbau des Rechtsanspruchs auf Ganztags- und Ferienbetreuung der Grundschüler. Gemäß der Elternumfrage, die Lübbers auf Bitten des Landratsamtes in der Ammerseegemeinde durchgeführt hatte, würden nur zehn Prozent der Eltern auf die Betreuung ihrer Kinder verzichten. Auf Grundlage der aktuellen Bedarfssituation ergebe sich für 2026 ein Ganztagsbetreuungsbedarf von 85 Prozent. „Wir haben also eine Lücke von fünf Prozent. Aber ich gehe davon aus, dass wir jedem Kind einen Platz anbieten können“, so Lübbers. Allerdings lag der Rücklauf, Stand gestern, bei nur knapp über 50 Prozent. Anders gestaltet es sich bei der Ferienbetreuung, „dafür brauchen wir eine Neukonzeptionierung.“ Denn bislang wird diese so noch nicht angeboten, auch wenn die beiden Horte ein Ferienangebot haben, gibt es dennoch 30 Schließtage im Jahr. Der Gemeinderat beauftragte die Verwaltung, die Ferienbetreuung gegebenenfalls mit Kooperationspartnern neu zu konzeptionieren.