Truderinger leisten Widerstand gegen Heim für Wohnungslose
In Trudering sollen zwei Flexiheime für eine zeitweise Unterbringung Wohnungsloser gebaut werden. Obwohl der Stadtrat die Standorte bereits im Oktober beschlossen hat, haben es die Nachbarn erst jetzt mitgekriegt und sind wenig begeistert – auch weil die Stadt den Bebauungsplan aushebelt.
Ratlos, ernüchtert und verärgert – so lässt sich die Stimmung der etwa 30 anwesenden Truderinger Bürger nach der Sondersitzung des Bezirksausschusses (BA) Trudering-Riem zum geplanten Bau zweier Flexiheime an der Heinrich-Wieland-Straße und am Lehrer-Götz-Weg zusammenfassen. In den Häusern sollen für eine gewisse Zeit Menschen leben, die es auf dem Wohnungsmarkt schwer haben oder derzeit aus diversen Gründen als nicht mietfähig gelten.
Bezirksausschuss begrüßt Pläne
Am Ende einer über zweistündigen, sehr gesitteten Diskussion plädierte das Gremium beim geplanten Heim an der Heinrich-Wieland-Straße 99-101, einem ehemaligen illegalen Autoverkaufsplatz, für eine „gute Architektur, attraktive Freiraumgestaltung und ein Mobilitätskonzept“. Es segnete aber auch einstimmig eine Ausnahmegenehmigung bei der Höhe ab. Sehr zum Ärger der Anwohner, die nachdrücklich auf den gültigen Bebauungsplan hingewiesen hatten, der dort eigentlich nur Häuser mit zwei Geschossen und Satteldach erlaubt.
Das von einem Investor geplante Heim mit 39 familiengerechten Wohneinheiten soll jedoch vier Geschosse erhalten, das oberste als zurückversetztes Terrassengeschoss. Die SPD hätte sich sogar noch mehr Fläche vorstellen können. „Das passt nicht in die Gebietsstruktur“, kritisieren die Anlieger. Schon so werde die dahinter liegende Wohnbebauung massiv verschattet. Die Abstandsflächen würden eingehalten, „damit ist keine Verschattung zu befürchten“, widersprach BA-Chef Stefan Ziegler (CSU). Die Lokalbaukommission hat angekündigt, eine Ausnahmegenehmigung zu erteilen. Ihre Vertreter waren trotz Einladung nicht anwesend.
Ein Heim für Familien, eines für Einzelpersonen und Paare
So übernahmen drei Mitarbeiter des Sozialreferats die Information zu den Flexiheim-Projekten. Demnach sollen an der Heinrich-Wieland-Straße ausschließlich Familien untergebracht werden, die in die Wohnungslosigkeit geraten sind. „Das bedeutet nicht, dass alle nicht mietfähig sind“, verdeutlichte Gerhard Mayer, Leiter des Amtes für Wohnen und Migration. Größere Familien hätten einfach Probleme auf dem Münchner Wohnungsmarkt. „Wir belegen kein Haus komplett mit hochbelasteten Familien.“ Am Lehrer-Götz-Weg hingegen, wo rund 114 Plätze geplant sind, sollen Einzelpersonen und Paare einziehen, die zum Beispiel wegen Schulden, Messie-Problemen oder Analphabetismus nicht mietfähig sind. „Derartige Probleme haben auch andere Menschen in München“, so Mayer.
In den offiziellen Unterlagen seien auch Suchtkranke und Strafgefangene aufgeführt, warf ein Bürger ein. „Da hat man als Nachbar schon so seine Probleme.“ Deshalb seien bei dieser Flexiheim-Variante rund um die Uhr Sozialbetreuung und Sicherheitsdienst vor Ort, erklärte Mayer. Nach den Erfahrungen der bestehenden neun Flexiheime in München werde viel darüber abgefangen, es gebe keine Vorfälle. „Schwer Drogenabhängige und Sexualstraftäter werden außerdem gar nicht aufgenommen, das sind keine Außenstellen von Stadelheim oder Suchtstationen.“
Anwohner kündigen Klagen an
Im Gegensatz zur Heinrich-Wieland-Straße hat der private Investor hier noch gar keinen Bauantrag gestellt, damit ist auch ein Einspruch gegen das Bauvorhaben noch nicht möglich. Beim Baubescheid an der Heinrich-Wieland-Straße kündigten Anlieger bereits Klagen an.