Ampel führt neue Prämie für Teilzeit-Beschäftigte ein – unter einer Bedingung
Die Ampel-Koalition reagiert auf den Fachkräftemangel. Mit Steuererleichterungen und Prämien für Teilzeitbeschäftigte soll die Arbeitszeit ausgeweitet werden.
Berlin – Am 5. Juli 2024 hat die Bundesregierung nach intensiven Verhandlungen den Bundeshaushalt 2025 präsentiert. Unter der Führung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Finanzminister Christian Lindner (FDP) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) wurde ein Haushaltskompromiss gefunden, der eine umfangreiche „Wachstumsinitiative“ beinhaltet. Diese Initiative zielt darauf ab, Investitionen zu fördern und Unternehmen von Bürokratie zu entlasten.
Ampel will Teilzeit-Beschäftigte in mehr Arbeit locken
Ein zentraler Punkt des Haushalts ist die geplante Steuerbefreiung für Überstunden. Darüber hinaus wird es für Unternehmen einen steuerlichen Anreiz zur „Ausweitung der Arbeitszeit“ von Teilzeitbeschäftigten geben.
Deutschland sieht sich mit einem erheblichen Mangel an Fachkräften konfrontiert, der durch den wachsenden Trend zur Teilzeitarbeit noch verstärkt wird. Laut Daten des Statistischen Bundesamtes arbeiten immer mehr Menschen weniger: Die Teilzeitquote stieg von 27,2 Prozent im Jahr 2011 auf 31 Prozent im Jahr 2023 an; etwa 12,2 Millionen Menschen sind mittlerweile in Teilzeit tätig.
Holger Schäfer vom arbeitgebernahen Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln sieht darin ein ernstes Problem: „Das ist ein Riesenproblem“, sagt er. „Diese Entwicklung gefährdet unseren Wohlstand. Deutschland kann es sich nicht leisten, die Arbeitszeit zu verkürzen.“
Prämie für Teilezeit-Beschäftigte wird steuerlich begünstigt
Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, hat die Ampel-Koalition im Rahmen ihrer Wachstumsinitiative verschiedene Maßnahmen beschlossen. Dazu gehören Steuererleichterungen für ausländische Fach- und Arbeitskräfte sowie eine neue Prämie für Teilzeitbeschäftigte.
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„Die Bundesregierung wird einen neuen steuerlichen Anreiz zur Ausweitung der Arbeitszeit von Teilzeitbeschäftigten schaffen“, heißt es in dem am 5. Juli veröffentlichten Papier zur Wachstumsinitiative.
Die Initiative sieht auch Steuererleichterungen für Unternehmen vor, die Teilzeitbeschäftigte zu Mehrarbeit motivieren. „Wenn Arbeitgeber eine Prämie für die Ausweitung der Arbeitszeit zahlen, wird die Bundesregierung diese Prämie steuerlich begünstigen.“
Rentner sollen länger arbeiten: Gegen den Fachkräftemangel
Mit dem bevorstehenden Renteneintritt der „Babyboomer“, der geburtenstarken Jahrgänge von 1955 bis 1964, wird der Arbeitsmarkt in den kommenden Jahren viele Arbeitskräfte verlieren. Die neue Regelung soll insbesondere diejenigen erreichen, die unfreiwillig in Teilzeit arbeiten, sowie ältere Arbeitnehmer, die über die Regelaltersgrenze hinaus tätig sein möchten.
Ob diese Maßnahme das Potenzial von Teilzeitbeschäftigten tatsächlich ausschöpfen kann, ist jedoch ungewiss. Im Jahr 2023 hatten „die meisten Mangelberufe für nichtakademische Fachkräfte einen stark unterdurchschnittlichen Teilzeitanteil“, so das Statistische Bundesamt. Eine Ausnahme bilden die Gesundheits- und Krankenpflege sowie die Altenpflege, wo die Teilzeitanteile mit 39 beziehungsweise 43 Prozent deutlich über dem Durchschnitt liegen.