„No Putin, No War“: Mitglied der Punkband „Pussy Riot“ uriniert bei Auftritt in München auf Putin-Bild

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Die russische Punkband „Pussy Riot“ ist für aufsehenerregende Auftritte bekannt. In der Pinakothek der Moderne in München haben die Aktivistinnen ihre Verachtung gegenüber Putin auf besondere Weise kundgetan.

München – Der Spontan-Auftritt der russischen Punkband „Pussy Riot“ in der Pinakothek der Moderne in München dauerte nur einige Minuten. Dann waren die drei Frauen auch schon wieder weg. Ihre Bühne war die große Treppe in der Bühne im Foyer des Museums, auf der die drei Aktivistinnen zu rhythmischen Beats und gewohnt provokant Russlands Präsidenten Wladimir Putin als Verbrecher und Kriegstreiber anprangerten.

„Pussy Riot“-Mitglied lüftet ihren Rock und uriniert auf Bild des russischen Präsidenten

Mit Strickmasken über den Gesichtern verurteilten sie die zerstörerischen Bomben auf die Ukraine und riefen zur Solidarität mit den Menschen dort auf. Und sie setzten ein besonderes Zeichen der Verachtung: Eine der Frauen aus der Gruppe hob ihren Rock und urinierte auf ein Bild Putins.

Pussy Riot Museumsbesuch und Konzert, 18.04.2024
„No Putin, No War“ prangt in knallroten Buchstaben auf den Pullovern der drei „Pussy Riot“-Mitglieder und des Aktionskünstlers Flatz. © Peter Kneffel/dpa

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Eine Aktion, die es in der Pinakothek der Moderne in München wohl bislang nicht gegeben hat. Eine Aktionsform, die „Pussy Riot“ jedoch schon andernorts auf der Bühne geboten hatte. Danach zogen die Frauen ihre Masken ab und erschienen mit Pullovern – mit eindeutiger politischer Aussage: „No Putin, No War“ (Kein Putin, kein Krieg) stand dort in knallroten Lettern. Auch der Aktionskünstler Flatz war dabei, der die Gruppe in die bayerische Landeshauptstadt eingeladen hatte, wo sie später noch ein spontanes Konzert im Kulturzentrum Bahnwärter Thiel geben wollten.

„Pussy Riot“ (englisch für etwa „Muschi-Aufruhr“)

Die russische Punkband „Pussy Riot“ wurde 2011 in Moskau gegründet.

Die feministische und kirchenkritische Gruppe verknüpft ihre Musik mit scharfer Kritik am russischen Regime.

Der Gruppe gehören mehrere Frauen an (2012 waren es etwa zehn), welche sich als Vertreterinnen des „Riot Grrrl Movement“ sehen und unter anderem Bands wie „Bikini Kill“ als ihr Vorbild sehen.

Ihr Markenzeichen ist das Tragen greller Kleider und Sturmmasken.

Berühmt wurde etwa ihr Auftritt in der Christi-Erlöser-Kathedrale in Moskau, bei dem Mitglieder am 21. Februar 2012 (Vortag der Präsidentschaftswahlen) mit Strickmasken vor dem Gesicht mit einem Punk-Gebet gegen die Politik im Kreml protestierten und anschließend verhaftet wurden.

Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 liefen vier der „Pussy Riot“-Aktivistinnen in Polizeiuniformen bei dem Spiel am 15. Juli in Moskau auf das Feld. Gleichzeitig stellten sie auf dem sozialen Netzwerk Facebook politische Forderungen auf. Sicherheitskräfte überwältigten die Frauen und sie wurden von der Polizei festgenommen. Für die Aktion wurden sie zu 15 Tagen Haft verurteilt.

Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung

(Anfang April hatte ein Mitarbeiter in der Pinakothek der Moderne ein eigenes Bild aufgehängt. Das kam ihm teuer zu stehen.)

Viele Menschen waren gekommen, um die berühmten Aktivistinnen der Punkband im Eingangsbereich des Museums zu erleben. Der Aktionskünstler Flatz hatte den Besuch eingefädelt, um „Pussy Riot“ durch seine Retrospektive in der Pinakothek der Moderne zu führen. Kennengelernt habe Flatz die Band im Jahr 2021 bei einem Konzert im österreichischen Dornbirn – seinem früheren Heimatort.

Wahlmünchner und Aktionskünstler Flatz über „Pussy Riot“: „wenige Frauen, die solche Eier haben“

Pussy Riot Museumsbesuch und Konzert
Ein Mitglied mit rosa Sturmhaube der russischen Band „Pussy Riot“ verteilt im Rahmen der Flatz-Retrospektive in der Pinakothek der Moderne Flugblätter an die Zuschauerinnen und Zuschauer. © Peter Kneffel/dpa

Der Wahlmünchner unterstützt den politischen Hintergrund der Frauen, die für ihren Protest in Russland bereits Haftstrafen, Hausarrest und andere Repressalien erleiden mussten. Er habe großen Respekt vor ihrem Mut. „Es gibt wenige Frauen, die solche Eier haben, dass sie aufstehen, und das öffentlich machen, in welcher politischen Gesellschaft und gefährlichen Situation wir sind“, sagte der Aktionskünstler und deutete auf rechte Tendenzen in vielen europäischen Ländern hin. „Wer jetzt nicht aufsteht, kann danach nicht sagen, ich habe nichts gewusst.“ (mrk/dpa)

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