Rente in Deutschland: Freiwillige Zusatzzahlungen erreichen Rekordhoch
Zwei Drittel der Deutschen befürchten Altersarmut. Nun zeigt sich: Immer mehr Geld fließt freiwillig in die gesetzliche Rentenkasse - ein neuer Trend in der Altersvorsorge?
Berlin – Viele Deutsche sorgen sich ihre die finanzielle Absicherung im Alter. Eine aktuelle NDR-Umfrage zeigt, dass zwei Drittel der noch Erwerbstätigen befürchten, im Ruhestand finanziell schlecht dazustehen. Seit geraumer Zeit wird geraten, zusätzlich für das Alter vorzusorgen. Allerdings erfreuen sich Modelle wie die Riester-Rente immer geringerer Beliebtheit. Exklusive Daten der Bundesregierung, die IPPEN.MEDIA vorliegen, zeigen, dass die Deutschen zunehmend freiwillige Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen.
Rekordsumme an freiwilligen Zahlungen in gesetzliche Rentenkasse
Im Jahr 2022 haben die Beitragszahler erstmals über eine Milliarde Euro (1,09) als freiwillige Zusatzleistungen in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt - ein neuer Höchststand. Zum Vergleich: 2017 betrug der Betrag noch 207 Millionen Euro. Für das noch nicht vollständig ausgewertete Jahr 2023 belaufen sich die Zahlen bisher auf fast 900 Millionen Euro, wie aus Daten der Deutschen Rentenversicherung hervorgeht. Diese Zahlen wurden in einer kleinen Anfrage der Linken im Bundestag bekannt.
Trotz der Rekordsumme von über einer Milliarde Euro sind freiwillige Zusatzzahlungen weitgehend unbekannt. Die Möglichkeit dazu besteht seit 2017. Obwohl sie von vielen wohl zur Aufstockung der eigenen Rente genutzt wird, ist sie nicht dafür gedacht. Stattdessen soll das Modell Abschläge bei einem früheren Renteneintritt ausgleichen. Wer aber freiwillig einzahlt, jedoch nicht früher in Rente geht, bekommt eine höhere gesetzliche Rente. Ein attraktives Modell der zusätzlichen Altersvorsorge? Das heißt es zumindest von der Linken, die andere Modelle der privaten Altersvorsorge kritisiert.
Linke kritisiert Aktienrente: „Mit der Rente darf man nicht spekulieren“
Matthias W. Birkwald, renten- und alterspolitischer Sprecher der Linken im Bundestag, sieht in dem Rekordhoch der freiwilligen Zahlungen in die gesetzliche Rente und sinkenden Zahlen bei privaten Vorsorgemodellen wie etwa der Riester-Rente ein klares Signal. „Die Menschen vertrauen der Deutschen Rentenversicherung“, sagt Birkwald gegenüber unserer Redaktion. Der Abgeordnete hält die Riester-Rente für gescheitert und ist auch vom sogenannten Generationenkapital, also einer Aktienrente, die von der Bundesregierung vor Kurzem beschlossen wurde, nicht überzeugt. „Ein sogenanntes Zinsdifferenzgeschäft, bei dem man darauf hofft, dass die Rendite oberhalb der Kreditkosten liegen möge, ist nichts anderes als Spekulation. Und mit der Rente darf man nicht spekulieren“, sagt Birkwald.
Obwohl es in Deutschland mehr als 15 Millionen abgeschlossene Riester-Verträge gibt, sind die Zahlen tatsächlich seit Jahren rückläufig. Stabil dagegen ist die Zahl von Deutschen, die am Aktienmarkt investieren, auch um ihr Alter zu finanzieren. Seit vier Jahren in Folge sind mehr als zwölf Millionen Deutsche an der Börse aktiv, wie das Deutsche Aktieninstitut mitteilt. Auch Immobilien gelten nach wie vor als sichere Altersvorsorge.
Private Altersvorsorge auf dem absteigenden Ast?
Für die Linken dagegen sollte nicht die private Vorsorge, sondern die gesetzliche Rente weiter gestärkt werden. Dafür sollen die Möglichkeiten für freiwillige Zahlungen in die Rentenkasse ausgeweitet werden. „Die staatliche Riester-Förderung wollen wir abschaffen und stattdessen den Menschen ermöglichen, ihre Riester-Ersparnisse als freiwillige Sonderzahlungen in die gesetzliche Rente auf ihr persönliches Rentenkonto zu übertragen“, sagt Birkwald dazu.
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Bisher können die Sonderzahlungen ab dem 50. Lebensjahr getätigt werden, geht es nach der Linken, soll es künftig schon ab 40 möglich sein. Auch die IG Metall hat sich in der Vergangenheit mit dem Vorschlag einer „Soli-Rente-Plus“ bereits für die Ausweitung der freiwilligen Zahlungen ausgesprochen. „Insbesondere privater Extravorsorge und spekulativen, risikoreichen Anlageformen gegenüber sind die Bürger*innen skeptisch eingestellt“, hieß es Ende 2022 von der Gewerkschaft.
Gewerkschaft fordert gesetzliche Soli-Rente
„Ins Zentrum einer Solidarreform gehört die Stärkung der gesetzlichen Rentenversicherung“, sagte Hans-Jürgen Urban, Vorstandsmitglied der IG Metall und verwies auf die prekäre Situation vieler Menschen, die sich keine private Altersvorsorge leisten können. Klar ist jedoch: Egal ob Aktien, Riestern oder Sonderzahlungen in die gesetzliche Rente, das Geld dafür müssen Menschen erstmal haben.
Reformbedarf bei der gesetzlichen Rente sieht auch Marc Biadacz, Obmann der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im Ausschuss für Arbeit und Soziales. Biadacz fordert, den Renteneintritt flexibler zu gestalten, Hinzuverdienstgrenzen für Arbeit im Alter anzuheben und im Sinne einer generationengerechten Rentenpolitik über einen Aktienfonds nachzudenken, „in den der Staat bei jeder Geburt einzahlt.“ Anders als die Linken will sich der CDU-Politiker aber nicht auf die gesetzliche Rente allein verlassen, sondern sie weiterhin durch die betriebliche und private Altersvorsorge ergänzen.
Deutsche Vertrauen der privaten Altersvorsorge nicht mehr
Trotzdem sieht auch Biadacz, dass die Deutschen der privaten Altersvorsorge zunehmend kritisch gegenüber stehen: „Allerdings sinkt das Vertrauen der Bevölkerung in die private Altersvorsorge, statt hier entgegenzuwirken, schafft die Ampel-Bundesregierung ein schuldenfinanziertes Generationenkapital, das weder nachhaltig noch zukunftsfest ist.“
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