Ernährung gegen Krebs: Wirkstoff in Brokkoli schadet Tumorzellen
Wer täglich Gemüse und Obst isst, kann nach aktuellem Forschungsstand sein Risiko für Krebs reduzieren oder die Krebsbehandlung unterstützen.
Glaubt man Lifestyle-Magazinen, liefert unser Kühlschrank gegen jede Krankheit das passende Mittelchen. Doch ist es wirklich möglich, sich mit Obst und Gemüse gesund zu essen? Medizinische Wunder können Lebensmittel nicht vollbringen, erklären Experten des Helmoltz Zentrums. Ist eine Krankheit bereits ausgebrochen, können wir uns nicht einfach gesund essen. Eine vollwertige, ausgewogene Ernährung kann aber durchaus zur Prävention von Erkrankungen beitragen – wie etwa Übergewicht, Diabetes und Krebs – und medizinische Therapien unterstützen.
Pflanzenstoff in Brokkoli hemmt Krebswachstum
So konnte ein Forscherteam des Deutschen Krebsforschungszentrums und der Chirurgischen Uniklinik Heidelberg nachweisen, dass Sulforaphan, ein pflanzlicher Wirkstoff, der vor allem in Brokkoli und verwandtem Gemüse vorkommt, das Wachstum von Tumorzellen hemmt. Die Wissenschaftler beschäftigen sich seit 2007 mit Möglichkeiten, besonders widerstandsfähige und aggressive Tumorstammzellen des Bauchspeicheldrüsenkrebses zu zerstören. Dabei handelt es sich um Vorläuferzellen des Tumors, die in der Lage sind, sich gut zu regenerieren und damit resistent gegen Bestrahlung und Medikamente sind. In Laborexperimenten an Mäusen stellten die Wissenschaftler fest, dass Sulforaphan einen bestimmten Stoffwechselweg in den Tumorstammzellen unterdrückt, wodurch diese anfälliger für Chemotherapien werden.

Sulforaphan kommt in der Familie der Kreuzblüter vor und gibt bestimmten Gemüsesorten einen leicht scharfen oder auch leicht bitteren Geschmack. Neben Brokkoli ist er in folgende Lebensmittel enthalten:
- Blumenkohl und sämtliche weiteren Kohlsorten
- Kresse, Kapuzinerkresse
- Rucola
- Rettich und Meerrettich
- Radieschen
- Kohlrübe mit Rübstiel
- Raps
- Senf
- Kapern
- Sauerkraut
Da der Pflanzenstoff empfindlich gegenüber Hitze ist, empfehlen Fachleute der Uniklinik Heidelberg, die Gemüsesorten nur leicht zu dünsten. Wird das Gemüse gekocht, gelangt Sulforaphan ins Kochwasser, was im besten Fall als Soße oder Suppe weiterverarbeitet wird. Alternativ zu Brokkoli-Röschen sind auch Brokkoli-Sprossen oder Brokkoli-Samen wertvolle Sulforaphan-Quellen.
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Brokkoli nicht in großen Mengen verzehren
Wie so oft gilt auch hier: die Dosis macht‘s. Zu jeder Mahlzeit große Mengen Brokkoli, -samen oder -sprossen zu essen, macht natürlich keinen Sinn. Zumal das bitter schmeckende Sulforaphan eigentlich die Aufgabe hat, Kreuzblütergemüse vor gefräßigen Insekten zu schützen. Bisher sind zwar keine Nebenwirkungen bekannt, es ist aber davon auszugehen, dass große Mengen des Pflanzenstoffs eine toxische Wirkung entfalten könnten, so die Experten. Zudem kann Brokkoli und anderes Kohlgemüse Blähungen hervorrufen. Laut den Fachleuten heißt die aktuelle Empfehlung: 0,36 mg Sulforaphan pro Kilogramm Körpergewicht. Ein 70 Kilogramm schwerer Mensch hätte seine Dosis also mit zwei Teelöffeln Brokkolisamen abgedeckt.
Pflanzliche Ernährung mit hohem Rohkostanteil
Ein weiterer pflanzlicher Wirkstoff, der die Wirkung von Sulforaphan ergänzt, ist Quercetin. Es kommt ebenfalls in Brokkoli und vielen anderen Obst- und Gemüsesorten vor – darunter Äpfel, Beeren, Trauben und Zitrusfrüchte, aber auch in Zwiebeln, Petersilie, Salbei und Olivenöl. Auch grüner und schwarzer Tee enthält Quercetin. Sowohl Quercetin als auch Sulforaphan haben eine entzündungshemmende Wirkung. Ebenso Salicylsäure, dem natürlichen Wirkstoff in Aspirin (aus Weidenrinde), der zum Beispiel in Himbeeren vorkommt. Weitere Stoffe, die Tumorzellen angreifen, sind:
- Genistein in Hülsenfrüchten
- Curcuma
- Lycopen in Tomaten
- Resveratrol in Trauben, Beeren, Erdnüssen und Rotwein
- Piperin in schwarzem Pfeffer
- EGCG in grünem Tee
Für eine gute Wirkstoffmischung gegen Tumorstammzellen sollte die Ernährung also ausgewogen sein und viele pflanzliche Lebensmittel mit entzündungshemmender Wirkung enthalten. Um die wertvollen Pflanzenstoffe nicht zu „zerkochen“, ist ein hoher Anteil an Rohkost zu empfehlen. Entzündungsfördernde Nahrungsmittel wie rotes Fleisch, Wurst, Weißmehlprodukte und Süßigkeiten sollten dagegen nur in Maßen auf den Tisch kommen.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unserer Redaktion nicht beantwortet werden.