Villa mit Geschichte: Für 239.000 Euro auf 310 Quadratmeter wohnen – doch es gibt ein Problem
Wer wird der neue Besitzer der Moufang-Villa in Ober-Schmitten? Vor einem knappen Jahr hatte die Stadt Nidda sie erworben, nun ist die Zukunft des Gebäudes wieder ungewiss.
Nidda –Vom herrschaftlichen Antlitz der Villa ist im Moment wenig übrig. Auf den 6500 Quadratmetern stehen noch eine Scheune und ein kleines Kutscherhaus. Von dem früheren Schwimmbad ist nichts mehr zu sehen. Ein Bauzaun entlang der Gartenstraße soll verhindern, dass Unbefugte auf das verwilderte Areal kommen, da die Stützmauer an vielen Stellen eingebrochen ist. Brombeeren überwuchern das Grundstück in der Rhönstraße 24. Entlang der Grenzen wurde vor Kurzem Gestrüpp entfernt.
Wendel Schneider hatte die Villa 1828 erbauen lassen. Die Familie Moufang, seit 1891 und lange Zeit Inhaber der kürzlich geschlossenen Papierfabrik, bewohnte das Haus aus dunkelgrauem Basaltstein, gab ihr den Namen. In den vergangenen Jahren stand die Immobilie leer.
Vorheriger Eigentümer wollte Moufang-Villa in Nidda für seniorengerechtes Wohnen nutzen
Der letzte Eigentümer, ein Unternehmer aus Frankfurt, legte Konzepte für seniorengerechtes Wohnen vor, zu deren Umsetzung es jedoch nicht kam. Ende Juni 2024 wurde das Anwesen im Amtsgericht Büdingen versteigert. Niddas Bürgermeister Thorsten Eberhard erhielt bei 375 500 Euro den Zuschlag.
Die zentrale Lage, die Größe und der Grundstückspreis – der Verkehrswert lag etwa 100 000 Euro darüber – seien für die Stadt Gründe gewesen, ein Gebot abzugeben. Zudem wollte Eberhard nicht, dass die Stadt von Investoren abhängig ist. Das Ensemble steht trotz seines Alters und seiner historischen Bedeutung nicht unter Denkmalschutz.
Stadt Nidda wollte bei der 1900 Quadratmeter großen Parzelle mit Villa nicht von Investoren abhängig sein
Auf die Anzeige in Immoscout hin haben sich mehrere Interessenten gemeldet, berichtet der Rathauschef auf Anfrage dieser Zeitung. Auch solche, die nicht nur Interesse an der 1900 Quadratmeter großen Parzelle mit Villa haben, sondern an dem kompletten Gelände. Dieses hat 6500 Quadratmeter. Die Fläche ohne Villa wollte die Stadt Nidda zunächst selbst entwickeln.
Warum soll das gesamte erworbene Areal wieder verkauft werden, wollte die Niddaer SPD während der jüngsten Stadtverordnetenversammlung wissen. Was soll mit dem Gelände passieren?
Käufer der Moufang-Villa in Nidda soll Fortbestand sichern
»Die Moufang-Villa zeigt aktuellen Handlungsbedarf im Dachstuhl. Zwei große Öffnungen haben dort die Decke teilweise einstürzen lassen«, antwortete Eberhard. Ferner seien durch einen Baum am Eingang zum Grundstück der Hausgiebel samt Dachüberstand massiv beschädigt worden.
Die Stadt ließ die Möglichkeiten, das Dach temporär zu schützen, prüfen. Aus Sicht eines Zimmermanns würde sich das nicht lohnen. »Primäres Ziel ist es, die ortsbildprägende Villa nicht nur zu erhalten, sondern zeitnah zu ertüchtigen, um den Fortbestand der historischen Liegenschaft zu sichern und den weiteren Verfall zu stoppen.« Mit dem Erwerb der Villa ginge der neue Käufer diese Verpflichtung ein.
Wohnfläche der Moufang-Villa beträgt 310 Quadrameter – sechs Wohneinheiten möglich
Die Wohnfläche beträgt laut Makler 310 Quadratmeter, sechs Wohneinheiten wären möglich, zwei bis drei Wohnungen in der Scheune. Für die Villa – nicht das komplette Grundstück – rechnet der Bürgermeister mit einem Verkaufspreis von 239 900 Euro. Laut Rathauschef würden sich die Interessenten nun vorstellen.
Zwei Angebote klängen interessant. Eberhard: »Wir hören uns jetzt die verschiedenen Vorschläge an und werden dann entscheiden. Es ist noch nichts konkret.« Ausgeschlossen seien jedoch Lagerhallen. Gewerbe sei möglich, die wohnwirtschaftliche Nutzung stünde im Fokus. (Myriam Lenz)