Preisanstieg sorgt für Kehrtwende am Immobilienmarkt – „Unsicherheit der vergangenen Jahre nimmt ab“
Besonders in Hamburg und Frankfurt sind die Immobilien teurer geworden – das belegen Daten des Immobilienpreisindex Greix. Dennoch gibt es Grund zum Optimismus.
Frankfurt – Fallende Preise für Wohneigentum in Deutschland? Das war bis zuletzt noch unangefochtene Realität am deutschen Immobilienmarkt. Allein 2023 sind die Preise für Eigentumswohnungen in Deutschland um fast neun Prozent gesunken. Diese Rallye ist nun vorerst beendet: Im Großteil der deutschen Großstädte haben die Preise für Eigenheime im zweiten Quartal 2024 eine Kehrtwende hingelegt – und sind wieder deutlich gestiegen.
Immobilien werden teurer: Preise für Eigentumswohnungen und Mehrfamilienhäuser steigen deutlich an
Daten des Immobilienpreisindex Greix, eines Forschungsverbunds um das Institut für Weltwirtschaft in Kiel (IfW), zeigen, dass Einfamilienhäuser im Vergleich zum Vorquartal um zwei Prozent teurer wurden. Der Preis für Eigentumswohnungen wuchs um 2,4 Prozent, Mehrfamilienhäuser gar um 4,4 Prozent. Als Grundlage dienen dem Index Daten von 19 Städten und dem Rhein-Erft-Kreis bei Köln.
Im Städte-Ranking stiegen die Preise am stärksten in Hamburg (4,3 Prozent), gefolgt von Frankfurt (3,7) und Düsseldorf (2,2). Insgesamt sind fast alle der sieben bevölkerungsreichsten Städte Deutschland vom Preisanstieg betroffen. Einzige Ausnahme bildet Köln. In der Rheinmetropole fielen die Preise um 0,6 Prozent im Vergleich zum Anfangsquartal 2024. Abseits der Ballungsräume sorgten die Zahlen zu Münster für eine Ausnahme: In der ostwestfälischen Studierendenstadt erhöhten sich die Preise für Eigentumswohnungen um 5,6 Prozent.
Im Vergleich zum Vorjahresquartal (Q2/2023) liegen laut Greix alle Wohnsegmente im Minus. Dennoch zeigt sich der Trend rückläufig, was die Experten als ein Indiz für eine Marktstabilisierung deuten.
Zahlen leiten Trendwende am Immobilienmarkt ein: Mehr Menschen leisten sich Wohneigentum
IfW-Forscher Jonas Zdrzalek sieht in den Zahlen sogar endgültig die Trendwende auf dem Immobilienmarkt eingeläutet: „Die große Unsicherheit der vergangenen Jahre und Monate nimmt offenbar ab, und der Ausblick auf sinkende Zinsen stabilisiert den Markt. Investoren scheinen erneut Vertrauen in die langfristige Wertsteigerung von Immobilien zu gewinnen. Hinzu kommt der Einbruch im Neubaugeschäft, der das Angebot verknappt und damit die Preisedynamik unterstützt.“ Als Prognose erklärt der Ökonom gegenüber der Zeit, dass die Immobilienpreise in Zukunft wohl weiter steigen könnten, wenn auch deutlich langsamer als zuvor.
Die Greix-Daten zeigen zudem, dass die Kauflust wieder zunimmt: Im Vergleich zum ersten Quartal 2024 leisten sich zehn Prozent mehr Menschen Wohneigentum. Dieser Trend könnte sich bei bald sinkenden Bauzinsen weiter fortsetzen – sofern die Europäische Zentralbank wie angedacht im kommenden Monat den Leitzins auf bis zu 3,5 Prozent senken wird. Noch zu Beginn des Jahres hatte das IfW für das letzte Quartal 2023 einen historisch einmaligen Preisverfall bei Immobilien aller Art festgestellt. „Noch nie seit Beginn der Kaufpreissammlungen der Gutachterausschüsse in den 60er Jahren fielen Immobilienpreise so schnell so stark“, hieß es in der Pressemitteilung des IfW. Seit 2009 kletterten die Preise am Immobilienmarkt in Deutschland kontinuierlich um das Drei- bis Vierfache – beflügelt durch den niedrigen Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB).
Wegen Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg: Tiefflug der Bauzinsen endet jäh
Die Bauzinsen hielten sich im folgenden Jahrzehnt stabil unter drei Prozent – 2020 sogar unter 1,19 Prozent. Erst mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie, des Ukraine-Kriegs und der daraus resultierenden Energiekrise sowie der Zinswende kam der Höhenflug im Mai 2022 zu einem brachialen Ende. Die Bauzinsen stiegen auf über zwei Prozent, ehe sie im November mit 4,22 Prozent ihren vorläufigen Höhepunkt erreichten.
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Neben dem IfW beteiligen sich auch die Forschungsinitiative Econtribute sowie die Gutachterausschüsse für Grundstückswerte am Greix. Die Datenerhebung erfolgt auf der Kaufpreissammlung der lokalen Gutachterausschüsse, die notariell beglaubigte Verkaufspreise enthält. Insgesamt hat Greix laut eigenen Angaben Zugriff auf über zwei Millionen Transaktionsdaten und untersucht seit 1960 die Preisentwicklung einzelner Städte und Stadtviertel. Aktuell werden 19 Städte und die Region Rhein-Erft-Kreis bei Köln in die Bewertung mit einbezogen.