Edeka-Areal Starnberg: Prioritätenliste bremst Projekt aus

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Der Status quo auf dem 16 500 Quadratmeter großen Grundstück besteht derzeit aus dem Edeka-Markt und der Allguth-Tankstelle. © Pia Maurer

Die geplante Entwicklung des Grundstücks des bestehenden Edeka-Marktes beim Bahnhof Nord hat einen herben Dämpfer erlitten. Der Bauausschuss des Stadtrats hat sich in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich dagegen ausgesprochen, dem Vorhaben größere Priorität einzuräumen. Eigentümer Hans Beigel ist konsterniert.

Die berühmt-berüchtigte Prioritätenliste des Stadtbauamts macht einem großen städtebaulichen Projekt möglicherweise den Garaus. Die Liste gibt bekanntlich vor, mit welcher Dringlichkeit Bauleitplanungen im Rathaus bearbeitet werden. Auf Platz eins steht seit geraumer Zeit das Moosaik, die grundlegende Umgestaltung von Teilen des bestehenden Gewerbegebietes. In Bearbeitung sind aktuell insgesamt neun Vorhaben, darunter auch der Umbau des Rummelsberger Stifts in Söcking, das Gewerbegebiet Schorn und die Baulandentwicklung nordwestlich des Almeidaweges. Gerne in den grünen Bereich wäre auch Hans Beigel mit dem Vorhaben gekommen, das Grundstück des Edeka-Marktes beim Bahnhof Nord grundlegend umzugestalten. Aber: Der Bauausschuss des Stadtrats platzierte das Vorhaben in seiner jüngsten Sitzung lediglich auf Platz 19 der Liste, Status „derzeit nicht in Bearbeitung“.

Beigel hatte eine Planung für das rund 16 500 Quadratmeter große Grundstück unter dem Projektnamen „Neuer Markt Starnberg“ in Auftrag gegeben. Diese sieht einen eingeschossigen Verbrauchermarkt und ein dreigeschossiges Parkhaus mir etwa 440 Stellplätzen im Osten des Grundstücks Richtung Gautinger Straße vor, daran angrenzend ein viergeschossiges Gebäude für Nebenflächen des Marktes sowie Büro- und Co-Working-Bereiche sowie westlich angrenzend Richtung Bahnlinie weitere Gebäude für Wohnen, Handel, Dienstleistungen und eine öffentliche Nutzung. Alternativ kann sich Beigel dort auch ein Budget-Hotel mit zwei oder drei Sternen und rund 90 Zimmern vorstellen. Den Abschluss am Truhenseeweg könnte ein neuer Busbahnhof bilden.

Die Stadtverwaltung kam in ihrer Beschlussvorlage inhaltlich zu einer klaren Meinung: „Aus städtebaulicher Sicht ist das Vorhaben äußerst bedeutend, da hierdurch sowohl das Quartier im Umfeld des Bahnhof Nord als auch das ÖPNV-Angebot eine erhebliche und nachhaltige Aufwertung erfahren können“, schrieb das Stadtbauamt. Allerdings hieß es darin auch: „Es stehen keine personellen Ressourcen für die Bearbeitung zur Verfügung.“

Eine eindeutige Meinung hatte auch Bürgermeister Patrick Janik. Auch er halte das Vorhaben für wichtig, sagte er, schränkte aber ein: „Ich halte es aber nicht für wichtiger als die anderen Verfahren, die auf der Prioritätenliste weiter vorne stehen.“ Und wer das Vorhaben weiter vorne positionieren wolle, müsse sagen, welches andere Projekt dafür nicht mehr bearbeitet werden solle.

So kann sich Eigentümer Hans Beigel die Fläche zwischen Bahnlinie (links ein neuer Busbahnhof am Bahnhof Nord) und Gautinger Straße (rechts ein neuer Edeka-Markt) vorstellen.
So kann sich Eigentümer Hans Beigel die Fläche zwischen Bahnlinie (links ein neuer Busbahnhof am Bahnhof Nord) und Gautinger Straße (rechts ein neuer Edeka-Markt) vorstellen. © Firmentool

Dr. Franz Sengl (Grüne) sprach von einem „Filetgrundstück“ und schlug vor, stattdessen die Arbeiten am Gewerbegebiet Schorn einzustellen. „Wir können es sehenden Auges doch nicht zulassen, dass dort wieder ein ebenerdiger Bau hinkommt“, sagte Sengl angesichts Überlegungen von Eigentümer Beigel, im Falle eines Scheiterns der großen Pläne lediglich den in die Jahre gekommenen Edeka-Markt im Rahmen des gültigen Baurechts zu erneuern und gegebenenfalls zu erweitern. Auch UWG-Stadtrat Prof. Otto Gaßner äußerte große Sympathien für das Vorhaben. Dieses müsse auch im Zusammenhang mit dem Moosaik gesehen werden, sagte er. Zudem sei es eine Frage der Fairness, das Projekt zu bearbeiten, nachdem der Eigentümer seit Jahren verhandlungsbereit sei. „Ich plädiere dafür, dieses Projekt mit hoher Priorität zu bearbeiten“, betonte Gaßner.

Janik ließ sich davon nicht beirren. Das Vorhaben sei „städtebaulich signifikant weniger bedeutsam“ als zum Beispiel das Museumsquartier – die geplante Entwicklung an der Bahnhofstraße, wo bislang die rosa „Wiege von Starnberg“ steht. Und das rangiere auch nur auf Platz 17, Status „derzeit nicht in Bearbeitung“. Und dass am Edeka-Markt seit so vielen Jahren geplant werde, hänge auch nicht nur mit den Wünschen der Stadt zusammen, erklärte der Bürgermeister. Auf Gaßners Anmerkung „Seit es die Prioritätenliste gibt, bin ich mit ihr unzufrieden“ erwiderte Janik: „Ich auch, aber deutlich zufriedener als vorher.“

Gänzlich unzufrieden und vor allem „verwundert“ zeigte sich Hans Beigel von der Entscheidung des Bauausschusses. Seit zehn Jahren gebe es Gespräche mit der Stadt wegen eines neuen Busbahnhofs, sagte er nach der Sitzung gegenüber dem Starnberger Merkur. Seit 2021 gebe es Überlegungen, Räume für die städtische Musikschule dort zu schaffen. „Wenn das Projekt jetzt keine Wertschätzung genießt, werde ich es ad acta legen.“ Klar sei aber, dass der aus den 1970er-Jahren stammende Edeka-Markt erneuert werden müsse. Entsprechende Pläne aufgrund des vorhandenen Baurechts wolle er nun forcieren, so Beigel.

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