Botschafter warnt: Ukraine würde bei Waffenstillstand ein Viertel ihres Territoriums verlieren

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Im Ukraine-Krieg bleibt die Lage weiter angespannt. Nach Charkiw könnte eine andere Region in den Fokus einer Offensive rücken. (Symbolbild) © Madeleine Kelly/ZUMA Press Wire/dpa

Laut dem ukrainischen Botschafter in der Türkei, sei die Wiederherstellung der völkerrechtlich anerkannten Grenzen der Ukraine die einzige akzeptable Grundlage für eine Lösung des Konflikts.

Istanbul – In einem Interview mit Euronews hat der ukrainische Botschafter in der Türkei, Wassyl Bodnar, eindringlich davor gewarnt, dass die Ukraine bei einem sofortigen Waffenstillstand ein Viertel ihres Territoriums an Russland verlieren könnte. Bodnar betonte, dass ein solcher Waffenstillstand ohne einen Rückzug der russischen Truppen aus den vorübergehend besetzten Gebieten es Russland ermöglichen würde, seine militärischen Angriffe fortzusetzen.

Ukraine-Krieg: „Ein Waffenstillstand würde 25 Prozent der Ukraine unter russischer Kontrolle lassen“

Laut Bodnar besteht die einzige akzeptable Lösung für den Konflikt in der Rückkehr zur territorialen Integrität der Ukraine gemäß den Anforderungen des Völkerrechts. Er wies darauf hin, dass bereits viele Länder die Idee eines Waffenstillstands vorgeschlagen hätten, doch kaum einer die weitreichenden Konsequenzen bedacht habe. „Ein Waffenstillstand zum jetzigen Zeitpunkt würde 25 Prozent der Ukraine unter russischer Kontrolle lassen und Moskau Zeit verschaffen, seine militärischen Fähigkeiten weiter auszubauen und die Angriffe auf die Ukraine wieder aufzunehmen“, so Bodnar.

Der Botschafter machte klar, dass die Ukraine an ihrer Position festhält: Der einzige Weg zu Frieden sei der Abzug der russischen Truppen und die Wahrung des Völkerrechts. Erst nach der Erfüllung dieser Bedingungen sei die Ukraine bereit, über andere Möglichkeiten zu verhandeln.

Russland: Putin lehnt Verhandlungen ohne vollständige Demilitarisierung ab

In einer Erklärung während des Gipfels der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit am 3. Juli wollte der russische Präsident Wladimir Putin von einer Teilnahme Russlands an Verhandlungen laut Medienberichten nichts wissen. Dies wird von vielen als Vorbedingung für eine Kapitulation interpretiert. Putin hat ebenso die Werchowna Rada, das ukrainische Parlament, als Verhandlungspartner ausgeschlossen, obwohl er es zuvor als die einzige legitime ukrainische Institution bezeichnet hatte.

Nur wenige Tage nach dem russischen Angriff auf die Ukraine fanden die ersten Verhandlungen zwischen russischen und ukrainischen Delegationen statt. Einem Bericht des Wall Street Journals zufolge forderte Russland in diesen frühen Gesprächen die bedingungslose Kapitulation der Ukraine und die Absetzung der Regierung unter Präsident Wolodymyr Selenskyj.

In der Folge benannte Russlands Präsident Mitte Juni neue Bedingungen für einen Waffenstillstand. Er verlangte unter anderem die Rückkehr der Ukraine aus vier Gebieten, die Russland 2022 völkerrechtswidrig annektiert hatte. Dies würde einen erheblichen Verzicht auf ukrainisches Staatsgebiet bedeuten, einschließlich Regionen, die Russland nicht militärisch erobert hatte. Die ukrainische Regierung wies diese Forderung als „absurd“ zurück. (jal)

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