US-Reaktionen auf Trumps Attacke gegen Selenskyj: „Schande. Schande. Schande.“

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Die Reaktionen in der US-Politik bewegen sich, je nach Parteizugehörigkeit, zwischen scharfer Kritik an Trump und bedingungsloser Solidarität mit der Ukraine. Namhafte Republikaner fordern von Selenskyj eine Entschuldigung.

Washington – Die Senatorin Lisa Murkowski ist eine bemerkenswerte Erscheinung in der US-Politik. In einer Zeit der Spaltung, in der Positionen in den meisten Fällen streng nach Parteizugehörigkeit vertreten werden, ist die Volksvertreterin aus Alaska eine der wenigen Republikanerinnen, die gegen alle internen Widerstände eine eigene Meinung vertritt. Erst vergangene Woche zeigte sich das, als Murkowski sich gegen die Bestellung des FBI-Kritikers Kash Patel zum FBI-Chef aussprach. Am Freitag war es wieder so weit.

Eklat zwischen Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj: Scharfe Kritik am US-Präsidenten

Die Bilder aus dem Oval Office hinterließen auch bei ihr einen verstörenden Eindruck. „Schockierend“ sei der Streit zwischen Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj gewesen, schrieb sie in den Sozialen Netzwerken, doch den Schock hatte bei ihr nicht der Gast ausgelöst. Es erscheine ihr so, als lasse die US-Regierung ihre Verbündeten im Stich und wende sich dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu. Ihr werde „übel“ angesichts dieser Entwicklung, die „eine Bedrohung für die Demokratie und die Werte der USA auf der ganzen Welt“ bedeute.

Es gibt sie noch, die unabhängigen Stimmen, das ist die gute Nachricht. Die schlechte ist, dass sie selten sind. Murkowskis Einspruch erregte am Wochenende auch deshalb so viel Aufsehen, weil es der einzig prominente innerhalb der Republikanischen Partei war. Das Treffen im Weißen Haus war noch nicht lange vorbei, da gab Außenminister Marco Rubio die Tonart vor. Im Sender CNN forderte er Selenskyj auf, sich bei Trump dafür zu entschuldigen, „dass er unsere Zeit für ein Treffen verschwendet hat, das so enden würde, wie es endete“. Seinem eigenen Staatschef rief er zu: „Danke, Präsident, dass Sie für Amerika kämpfen, wie kein Präsident zuvor den Mut hatte, dies zu tun.“

Donald Trump (re.) konfrontierte den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit reihenweise Vorwürfen.
Donald Trump (re.) konfrontierte den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit reihenweise Vorwürfen. © IMAGO / ZUMA Press Wire

Nach Rausschmiss von Wolodymyr Selenskyj: Auch Lob für Donald Trump

Auch Mike Johnson, der republikanische Sprecher des Repräsentantenhauses, formulierte streng auf Parteilinie: „Was wir heute im Oval Office gesehen haben, ist ein amerikanischer Präsident, der Amerika an die erste Stelle setzt“, sagte er. Dank Trump seien „die Zeiten vorbei, in denen man von Amerika profitieren und es respektlos behandeln konnte“.

In diesen Tenor stimmt viele Republikaner ein. Hinterbänkler wie der Kongressabgeordnete Greg Steube aus Florida, der Selenskyj „lächerliche Effekthascherei im Weißen Haus“ vorwarf, oder der Texaner Brandon Gill: „Danke Donald Trump und J. D. Vance dafür, dass Sie unser Volk an die erste Stelle stellen und den Frieden fördern!“ Aber auch ein Schwergewicht wie Lindsay Graham.

Nach Wutattacke von Trump: Rohstoffdeal zwischen USA und Ukraine nicht unterzeichnet

Der einflussreiche Senator aus South Carolina, bisher ein lautstarker Unterstützer der Ukraine und Mitinitiator des Rohstoffdeals, der am Freitag hätte unterzeichnet werden sollen, wechselte am Freitag radikal die Seiten. Noch am Morgen, kurz vor dem Treffen mit Trump, habe er Selenskyj gewarnt, sich nicht provozieren zu lassen. Nachdem der Streit jedoch auf offener Bühne eskaliert war, forderte er ultimativ Konsequenzen, rigoroser als jeder andere Republikaner. Selenskyj müsse sich entweder „grundlegend ändern oder gehen“. Er könne sich nicht vorstellen, dass die meisten Amerikaner „noch Partner von Selenskyj sein wollen nach dem, was sie heute gesehen haben“.

Im Kreml knallen gerade die Sektkorken.

Zuspruch erhält der ukrainische Präsident hingegen wenig überraschend aus dem Lager der Demokraten. „Im Kreml knallen gerade die Sektkorken“, kommentierte der Senator von Maryland, Chris Van Hollen. Wie Trump und Vance Selenskyj beschimpft und eine „Show voller Lügen und Desinformation“ abgezogen hätten, „würde Putin erröten lassen“ und sei „eine Peinlichkeit für Amerika“.

Dick Durbin, der Fraktionschef der Demokraten im Senat, sprach Selenskyj „meine aufrichtige Entschuldigung aus“. Ihr Minderheitsführer Chuck Schumer bilanzierte: „Trump und Vance machen Putins Drecksarbeit.“ So oder ähnlich äußerten sich seit Freitag noch etliche Demokraten. Am knappsten formulierte es der hawaiianische Senator Brian Schatz: „Schande. Schande. Schande.“

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