Wie oft treffen Meteoriten den Mars? – „Ermittelte Rate ist etwa fünfmal höher“ als geschätzt

  1. Startseite
  2. Wissen

KommentareDrucken

Die „HiRise“-Kamera der Nasa-Sonde „Mars Reconnaissance Orbiter“ hat diesen Meteoritenkrater auf dem Mars im November 2013 fotografiert. Der Krater hat einen Durchmesser von etwa 30 Metern – ein Krater dieser Größe entsteht auf dem Mars etwa einmal im Monat, zeigt eine neue Studie. Zu sehen ist auch, warum eine viel größere Region durch den Einschlag bedroht ist: Der Auswurf, der durch den Meteoriten-Einschlag besteht, wurde bis zu 15 Kilometer weit geschleudert. © NASA/JPL-Caltech/Univ. of Arizona

Der Mars befindet sich näher am Asteroidengürtel als die Erde. Außerdem fehlt ihm eine schützende Atmosphäre. Wie oft wird der rote Planet getroffen?

Zürich – Beinahe täglich schlagen Meteoriten von der Größe eines Basketballs auf dem Mars ein. Das zeigt eine neue Studie, die von einem internationalen Team aus der Schweiz und Großbritannien geleitet wurde. Das Forschungsteam um Géraldine Zenhäusern (ETH Zürich) und Natalia Wójcicka (Imperial College London) nutzte Daten der Nasa-Mission „InSight“, um zu ermitteln, wie viele Meteoriten den Mars treffen. Die Raumsonde „InSight“ ist zwar seit Dezember 2022 nicht mehr in Betrieb, doch die Daten, die sie gesammelt hat, sind für die Forschung weiterhin eine wertvolle Informationsquelle.

So stellte das Forschungsteam fest, dass das Seismometer der Raumsonde mehr als 80 Marsbeben aufgenommen hat, deren Ursachen wohl Meteoriten-Einschläge waren. Daraus konnte das Forschungsteam eine genaue Schätzung ableiten: Die Forscherinnen und Forscher gehen davon aus, dass jedes Jahr zwischen 280 und 360 Meteoriten auf dem Mars einschlagen und dabei Krater mit einem Durchmesser von mehr als acht Metern erzeugen. Dazu kommt ein Krater mit 30 Metern Durchmesser etwa einmal pro Monat. Die Studie wurde im Fachjournal Nature Astronomy veröffentlicht.

Auf dem Mars gibt es fünfmal mehr Meteoriten-Einschläge als bisher bekannt

„Die ermittelte Rate ist etwa fünfmal höher als die Zahl der Einschläge, die allein anhand von bildgebenden Verfahren geschätzt wurde“, erklärt Zenhäusern und fährt fort: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Seismologie in Kombination mit der Analyse von Weltraumbildern ein hervorragendes Instrument zur Messung der Einschlagsraten ist.“

Weil sich die Beben beim Einschlag eines Meteoriten auf dem Mars durch den Planeten ausbreiten, können sie verwendet werden, um auf Meteoriten-Einschläge zu schließen. Co-Autorin Wójcicka erklärt: „Wir haben die Durchmesser der Krater anhand der Stärke und Entfernung der Hochfrequenz-Marsbeben geschätzt. Anhand dieser Schätzungen haben wir dann berechnet, wie viele Krater sich im Laufe eines Jahres um die ‚InSight‘-Sonde gebildet hatten. Diese Daten haben wir extrapoliert, um die Anzahl der jährlichen Einschläge auf der gesamten Marsoberfläche zu schätzen.“

Wissen um Meteoriten-Einschläge auf dem Mars ist für die Raumfahrt wichtig

Ihre Kollegin Zenhäusern ergänzt: „Neue Krater sind auf flachem, staubigem Gelände am besten zu sehen, denn dort fallen sie besonders auf. Allerdings ist diese Art von Gelände nur auf weniger als der Hälfte der Marsoberfläche zu finden. Das empfindliche Seismometer der ‚InSight‘-Mission konnte jedoch jeden einzelnen Einschlag innerhalb der Reichweite der Sonde aufzeichnen.“

Das Wissen um die Anzahl der Meteoriten-Einschläge auf dem Mars ist für die Raumfahrt von unschätzbarem Wert, denn bei den Einschlägen entstehen Explosionszonen, deren Durchmesser oft mindestens hundertmal so groß ist wie der Krater, der entsteht. Derzeit befinden sich nur Rover wie „Perseverance“ und „Curiosity“ auf dem Mars – doch in Zukunft sollen auch Menschen zum roten Planeten fliegen und spätestens für die wären Meteoriteneinschläge eine große Gefahr.

Die „HiRise“-Kamera der Nasa-Sonde „Mars Reconnaissance Orbiter“ hat einen Meteoritenkrater auf dem Mars aufgenommen. Der Einschlag, bei dem der Krater entstand, wurde von der Nasa-Mission „InSight“ aufgezeichnet.
Die „HiRise“-Kamera der Nasa-Sonde „Mars Reconnaissance Orbiter“ hat einen Meteoritenkrater auf dem Mars aufgenommen. Der Einschlag, bei dem der Krater entstand, wurde von der Nasa-Mission „InSight“ aufgezeichnet. © NASA/JPL-Caltech/University of Arizona

Studie trägt zur Sicherheit von Mars-Missionen bei

Für die Sicherheit der Missionen ist es wichtig, die genaue Anzahl der Einschläge zu kennen. „Diese Daten werden in die Planung zukünftiger Missionen zum Mars einfließen“, erklärt deshalb auch der Co-Hauptforscher der „InSight“-Mission, Domenico Giardini in einer Mitteilung. Um die Forschung weiter voranzutreiben, soll bei den nächsten Schritten maschinelles Lernen zum Einsatz kommen. Das Forschungsteam soll maschinelle Hilfe dabei bekommen, Krater auf Satellitenbildern und seismische Ereignisse in den „InSight“-Daten zu erkennen. (tab)

Auch interessant

Kommentare