Geheimwaffe in hitzigen Diskussionen - Mediatorin verrät: Mit dieser Technik gelingt die Kommunikation im Streitfall
Wie wird eine gute Gesprächslösung generiert?
Als Mediatorin rate ich in Streitgesprächen dazu, das die Gesprächspartner in der „Möglichkeitsform“, also im Konjunktiv Fragen zu stellen, anstatt sich gegenseitig mit hart klingenden Forderungen, Argumenten, Daten und Fakten zu begegnen. Gerade bei Wortgefechten, wo jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wird, ist es in aller Regel sinnvoller „weicher“ zu argumentieren - jedenfalls dann, wenn man eine gemeinsame Lösung anstrebt.
In einer klaren, sachlichen Diskussion hingegen, könnten Sätze im Konjunktiv gesprochen (hätte, könnte, wäre, sollte, dürfte ...) zu vage oder gar zu unentschlossen klingen. Denn mit dem Konjunktiv werden Wünsche, Ungewissheiten oder Möglichkeiten ausgedrückt. Doch im Streitgespräch ist diese vage Ausdrucksform ein wahrer Türöffner, weil sie dem Gegenüber Spielraum lässt und somit der Gesprächsfluss aufrecht erhalten wird.
Ein missglücktes Beispiel aus einer Mediation:
„Es ist zwingend notwendig, dass wir uns auf folgenden Punkt einigen!“ sagte einer der Teilnehmer in schneidendem Tonfall zu seinem Kontrahenten. Damals riet ich als Mediatorin, die mit dem Konfliktmanagement betraut war, die wechselseitige Konversation in der Möglichkeitsform auszusprechen.
Besser so:
„Was meinen Sie, könnten wir uns auf folgende Punkte einigen?“ - diese Version lässt deutlich mehr Spielraum für eine Einigung. Denn damit tun sich keine verbalen Fronten zwischen den Beteiligten auf, sondern es werden sensibel Brücken gebaut und Wege geebnet auf denen sich die Beteiligten auf Augenhöhe begegnen/treffen können.
Damit bleibt das Gespräch im Fluss und es kann an einer gemeinsamen Lösung gearbeitet werden. Und darum geht es in aller Regel bei einem Konflikt, dass eine gemeinsame Lösung gefunden wird und nicht, dass dem Gegenüber die eigene Meinung aufgezwungen oder überstülpt wird.
Bleiben Sie in Streitgesprächen hart in der Sache, dennoch weich zum Menschen. - Denn Verhandlungen laufen ebenso wie Konflikte von Mensch zu Mensch. Es geht zwar um die Sache, doch der Mensch steht immer im Vordergrund, denn er verhandelt, bzw. streitet.
In der oben genannten Mediation hat die Anregung übrigens dazu geführt, dass die Teilnehmer sich Gedanken darüber gemacht haben, wie die erlernte Möglichkeitsform
in die Unternehmenskommunikation integriert werden kann. Dies hat zu einer stimmigeren Zusammenarbeit in der zwischenmenschlichen Interaktion geführt.
Fazit: Umgangssprachlich wird behauptet, es kommt gerade in konfliktgeschwängerten Gesprächen auf die richtige Wortwahl an. Ich rate dazu: wer eine gute Gesprächslösung generieren möchte, sollte viel mehr auf die Form achten.