"Putin wird viel früher all in gehen": Ex-Botschafter warnt vor Russen-Angriff vor 2029

Andrij Melnyk war von 2014 bis 2022 Botschafter der Ukraine in Deutschland. Mittlerweile arbeitet er bei den Vereinten Nationen in New York. Im Interview mit der "Zeit" spricht Melnyk eine deutliche Warnung vor weiteren russischen Aggressionen aus. "Bis vor Kurzem waren viele der Auffassung, dass Putin Deutschland und die Europäer erst 2029 angreifen wird", sagt Melnyk. "Aber warum sollte er warten, bis die Europäer fünf Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes in die Verteidigung investiert haben und dann bereit wären, einen Angriff Russlands abzuwehren? Putin wird viel früher all in gehen."

Melnyk: "Der Taurus muss geliefert werden"

Der UN-Botschafter der Ukraine will aber keine Panik aufkommen lassen. Dennoch betont er, dass den Deutschen klar werden müsse, "wie akut die Gefahr ist". 

Angesichts der andauernden Raketen- und Drohnenangriffe Russlands auf die Ukraine hat Melnyk eine klare Forderung an Bundeskanzler Merz. "Der Taurus muss geliefert werden", so der Botschafter. "Deutschland verfügt über eine Waffe, die weltweit wohl am besten auch gegen unterirdische Produktionsstätten eingesetzt werden kann. Man darf nicht mehr zögern."

Melnyk ist sich sicher: "Putin wird an die Grenzen des Möglichen gehen"

Zudem unterstützt er das Vorhaben des Bundeskanzlers, das eingefrorene russische Vermögen in der EU für die Verteidigung der Ukraine zu verwenden. "Wir müssen den Druck auf den Kreml drastisch erhöhen. Dann kommt vielleicht der Moment, in dem Putin erkennt, dass es an der Zeit ist, den Krieg zu beenden."

Melnyk appelliert an die Geschlossenheit der Europäer und er geht in Zukunft weiter von russischer Provokation an der Nato-Ostgrenze aus. "Putin wird an die Grenzen des Möglichen gehen. Es muss eine entschiedene Antwort der Europäer und der Amerikaner geben", so Melnyk gegenüber der "Zeit."