Es geht um 40.000 Stellen – Rheinmetall-Chef erwartet Boom
Volkswagen hat die Bereitschaft gezeigt, Ausrüstungen für das deutsche Militär herzustellen. Der berichtet „The Telegraph“ unter Berufung auf den Vorstandsvorsitzenden Oliver Blume. Laut Blume habe es noch keine konkreten Anfragen gegeben, man sei aber dazu bereit, „die Konzepte zu prüfen“.
Blume sagte, dass es in Deutschland und Europa mehr Investitionen benötige, um angesichts der aktuellen geopolitischen Lage „wieder sicher zu sein“. Und weiter: „Wir sind nicht in konkreten Gesprächen darüber, was Volkswagen tun kann. Ich denke, wenn es die Möglichkeit gäbe, militärische Fahrzeuge einzusetzen, müssten wir uns die Konzepte ansehen." Die Intiativen müssten aber „vor allem von der Rüstungsindustrie ausgehen“.
Laut Wirtschaftsexperten könnten Automobilhersteller Kapazitäten für die Herstellung von Militärausrüstung freimachen, um der Befürchtung, dass US-Präsident Donald Trump seine Truppen aus Europa abziehen könnte, vorzubeugen. Seit 2019 sei die Zahl der verkauften Neuwagen in der EU laut dem Verband der Europäischen Automobilhersteller von 15,1 Millionen Euro auf 10,6 Millionen gesunken.
Rheinmetall-Chef Papperger rechnet mit Milliarden-Boom
In diesem Zuge stößt auch Rheinmetall-Chef Armin Papperger vor. Weil Europa deutlich mehr in seine Verteidigung investieren möchte, sieht sich Deutschlands größter Rüstungskonzern vor einem beispiellosen Auftragsboom. „Das Potenzial bis zum Jahr 2030 sehen wir bei Rheinmetall zwischen 300 und 400 Milliarden Euro“, sagte Papperger in Düsseldorf. Dabei geht er davon aus, dass die europäischen Nato-Staaten ihre Verteidigungsausgaben auf 2,5 bis 3,5 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung hochfahren.
Könnte Rheinmetall eine Auftragsflut im dreistelligen Milliarden-Euro-Bereich überhaupt bewältigen? Papperger bejaht das, mahnt dafür aber rasche staatliche Budgetentscheidungen an. Erst dann könne seine Firma die notwendigen Investitionen tätigen und ihre Produktionskapazitäten wesentlich erhöhen. Personell möchte die Waffenschmiede aufstocken, in zwei Jahren werden es nach Einschätzung des Vorstandschefs 40.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sein und damit 8000 mehr als derzeit.
Werke, die bislang nur für das schwächelnde Geschäft als Autozulieferer genutzt werden, sollen umgebaut und auch für die Rüstungsproduktion genutzt werden, etwa in Neuss (NRW), wo Rheinmetall rund 1500 Mitarbeiter hat. „Im Grunde genommen müssten wir im automobilen Bereich Leute entlassen - das wollen wir aber nicht“, sagte Papperger. Viele Mitarbeiter sollen in den Defence-Bereich wechseln.
Mitarbeiter von Autofirmen könnten bei Rheinmetall anfangen
„Dann müssen wir natürlich einen neuen Job-Motor anschmeißen“, sagte Papperger im Interview mit ntv. „Es gibt da eine ganze Menge Potenzial“, sagte er über die Übernahme von Mitarbeitern aus der Automobil-Branche. Der Rheinmetall-Chef betonte in diesem Zusammenhang, dass seine Firma am Standort Unterlüß bereits einige Mitarbeiter von Continental übernommen hat .
Denkbar ist zudem, dass Rheinmetall ganze Werke von Autokonzernen übernimmt, die unter Druck stehen und sparen müssen. Mit Blick auf Osnabrück, wo Volkswagen ein Werk mit ungewisser Zukunft hat, äußerte sich Papperger zurückhaltend. Die vorhandenen Anlagen wären für eine Rüstungsfirma nur bedingt zu gebrauchen und der Umbau wäre teuer. Aber: „Bevor ich in Deutschland ein neues Werk für Panzer baue, gucken wir uns das natürlich an.“ Ein fertiges Konzept gebe es bislang nicht. VW und Rheinmetall kooperieren bereits beim Bau von Militärlastwagen.